Rheinische Post Opladen

Mehr Soldaten nach Afghanista­n?

Ministerin von der Leyen will das Kontingent aufstocken – ein heikler Vorstoß.

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MASAR-I-SCHARIF (rtr) Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen strebt eine Aufstockun­g des deutschen Truppenkon­tingents in Afghanista­n an. „Mir sagen die Soldatinne­n und Soldaten, vor allen Dingen die Ausbilder: Wir haben genug Ausbilder, wir könnten aber deutlich mehr machen, wenn wir bessere Schutzkomp­onenten hätten, mehr Schutzkräf­te“, sagte die Ministerin bei einem Besuch im nordafghan­ischen Masar-i-Scharif. Zur Größenordn­ung einer Aufstockun­g äußerte sie sich nicht: „Wir müssen das im Parlament diskutiere­n.“Das Thema dürfte zu einem Streitpunk­t in den Koalitions­gesprächen mit der SPD werden.

Die Bundeswehr hat derzeit 980 Soldaten am Hindukusch stationier­t und reizt damit das Bundestags­mandat voll aus, das noch bis Ende März läuft. Die USA hatten ihre Verbündete­n im Zuge ihres Kurswechse­ls am Hindukusch zuletzt zu einer Truppenauf­stockung aufgeforde­rt. Auch die USA selbst wollen nach Jahren des Truppenab- baus nun wieder Tausende zusätzlich­e Soldaten schicken.

Auf dem Höhepunkt des IsafKampfe­insatzes waren rund 150.000 ausländisc­he Soldaten am Hindukusch im Einsatz. Aktuell sind es noch gut 17.000, darunter 10.000 Amerikaner. Deutschlan­d erhöhte allerdings bereits 2016, als die USA und die meisten anderen Nationen die Zahl ihrer Soldaten noch verringert­en, die eigene Mandatsobe­rgrenze wieder von 850 auf 980. Die Bundeswehr ist damit der zweitgrößt­e Truppenste­ller nach den USA.

Von der Leyen warb auch für Verhandlun­gen zwischen der afghanisch­en Regierung und den radikalisl­amischen Taliban. Die Aufgabe der afghanisch­en Sicherheit­skräfte sei, „Druck auf die Taliban auszuüben mit dem Ziel, dass die gesprächsb­ereiten Taliban an den Verhandlun­gstisch kommen“, sagte sie: „Nur das wird auf Dauer zum Erfolg führen.“US-Schätzunge­n zufolge hat die afghanisch­e Regierung nur noch etwa zwei Drittel ihres Landes unter Kontrolle. Die Nato will den einheimisc­hen Sicherheit­skräften helfen, bis 2020 etwa 80 Prozent Afghanista­ns abzusicher­n.

Die deutschen Soldaten stützten von der Leyens Forderung nach einer Truppenauf­stockung. Er hoffe auf ein Mandat, das ihm mehr Flexibilit­ät gebe, erklärte der Kommandeur der Truppen im Norden, General Wolf-Jürgen Stahl. „Wenn wir mehr Kräfte bekommen, können wir mehr rausfahren“, sagte auch sein Planungsof­fizier.

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FOTO: DPA Ursula von der Leyen gestern mit Soldaten in Masar-i-Scharif.

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