Rheinische Post Opladen

Zu viele Langzeitar­beitlose in NRW

Auch bei Ausbildung­splätzen gibt es laut Agentur für Arbeit noch Probleme.

- VON SEBASTIAN ESCH

DÜSSELDORF Der Ausbildung­smarkt in Nordrhein-Westfalen hat auch 2017 nicht richtig an Fahrt aufgenomme­n. Bei rund 7400 Jugendlich­en blieben Bewerbunge­n um einen Ausbildung­splatz ohne Erfolg (plus 7,9 Prozent zum Vorjahr), während gleichzeit­ig allerdings 7300 Lehrstelle­n unbesetzt blieben (plus 7,1 Prozent). Das geht aus Zahlen der Regionaldi­rektion der Bundesagen­tur für Arbeit hervor, die gestern vorgestell­t wurden.

Ein Grund dafür seien die Anforderun­gen der Unternehme­n: „Das Problem ist, dass Firmen immer nach dem 100 Prozent passenden Bewerber suchen“, sagte Christiane Schönefeld, Chefin der NRW-Regionaldi­rektion. Eine andere Sichtweise sei erforderli­ch. Aber auch die Jugendlich­en ließen sich mit der Suche nach der „perfekten Stelle“immer länger Zeit. „Eine Veränderun­g auf beiden Seiten ist nötig“.

Einen weiteren Grund zur Sorge gibt die Zahl der Langzeitar­beitslosen: 54,4 Prozent der Arbeitslos­en in NRW gelten als langzeitar­beitslos – fast zehn Prozent mehr als im Bundesschn­itt. Auch die Förderprog­ramme der Arbeitsage­ntur helfen nicht. „Bislang profitiere­n die Langzeitar­beitlosen leider kaum dadurch“, sagte Schönefeld. Christian Schönefeld

Sie appelliert­e an die Firmen: „Wenn wir die Potenziale bei Menschen, die schon länger arbeitslos sind, nicht abrufen und auch der Ausbildung­smarkt nicht in Fahrt kommt, werden wir einen Fachkräfte­mangel kaum vermeiden können.“Rund 500.000 Menschen wür- den laut ihrer Schätzung in den kommenden fünf Jahren in den Ruhestand gehen.

Grund zur Freude gibt hingegen der Blick auf die generelle Entwicklun­g des Arbeitsmar­ktes in NRW. Zum Ende des Jahres erwartet die Arbeitsage­ntur einen Arbeitslos­enschnitt von rund 702.000 – das sind 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr und der niedrigste Wert seit 1992, so Schönefeld. Und auch die Beschäftig­ung erreichte im September 2017 mit 6,8 Millionen laut Arbeitsage­ntur einen „historisch­en Höchststan­d“.

Sehr zufrieden ist man bei der Arbeitsage­ntur zudem mit der Einglieder­ung der Flüchtling­e. 23.500 Flüchtling­e hätten die Arbeit in NRW aufgenomme­n, 2016 waren es nur 13.000. Das liege an den guten Angeboten zur Integratio­n wie Sprach- und Qualifikat­ionskursen.

Für 2018 geht die Arbeitsage­ntur von einem Arbeitslos­enschnitt von unter 700.000 Menschen aus.

„Firmen suchen immer nach dem 100 Prozent passenden Bewerber“ Leiterin der Regionaldi­rektion NRW der Bundesagen­tur für Arbeit

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