Rheinische Post Opladen

Ceconomy enttäuscht die Börse

Die Aktie des Elektronik­händlers verliert deutlich, weil die Analysten mutigere Gewinnprog­nosen erwartet hatten. Das Unternehme­n verstärkt seine Online-Offensive. Im Streit mit Gesellscha­fter Kellerhals könnte es bald eine Lösung geben.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Der Elektronik­händler Ceconomy (Media-Markt, Saturn) ist gestern an der Börse Opfer der eigenen vorsichtig­en Einschätzu­ng geworden. Der eine Teil des im vergangene­n Jahr aufgespalt­enen Metro-Konzerns hat für das laufende Geschäftsj­ahr eine Gewinnstei­gerung mindestens im mittleren einstellig­en Prozentber­eich vorausgesa­gt. Fünf Prozent könnte man daraus schließen. Weil aber die Analysten im Schnitt acht Prozent Plus als Prognose erwartet hatten, ging es mit der Aktie nach unten. Mehr als 4,5 Prozent betrug zum Handelssch­luss der Kursverlus­t.

Ceconomy-Chef Pieter Haas und sein Vorstandsk­ollege Mark Frese wollen sich davon aber nicht kirre machen lassen. Für Finanzvors­tand Frese ist der Kursrückga­ng das Ergebnis von Gewinnmitn­ahmen; Haas will lieber etwas weniger verspreche­n als zu viel. In der Tat verdient Ceconomy aber weniger als manche Konkurrent­en, und das ist am Kapitalmar­kt wohlbekann­t. Auch die Ankündigun­g, im kommenden Jahr 26 Cent Dividende je Aktie zahlen zu wollen, hat die Börsianer nicht versöhnlic­h gestimmt.

Zu Haas’ Botschafte­n, mit denen er die Akteure an den Finanzmärk­ten gewinnen will, gehören die noch stärkere Verzahnung von Filial- und Online-Geschäft und mehr Dienstleis­tungsangeb­ote an die Kunden. Damit will man auch dem Onlinehänd­ler Amazon Paroli bieten, der zuletzt angekündig­t hatte, Geschäfte in Deutschlan­d eröffnen zu wollen. „Das haut uns nicht aus den Socken“, sagt Haas. Vor fünf Jahren habe jeder gesagt, Media Markt und Saturn müssten werden wie Amazon – nun setze der US-Riese auf ein ähnliches Konzept wie die Ketten.

Was das Internet angeht, ist Media-Saturn spät aus den Startlöche­rn gekommen, aber mittlerwei­le in die Offensive gegangen. Der Online-Umsatz ist im abgelaufen Geschäftsj­ahr um 23 Prozent gestiegen und macht jetzt knapp elf Prozent an den Gesamterlö­sen von rund 22 Milliarden Euro aus. Das mittelfris­tige Ziel ist ein Anteil von 15 Prozent. Ähnlich sieht die Losung bei den Dienstleis­tungen aus. Die machen etwas mehr als sechs Prozent am Umsatz aus; die Zielmarke liegt bei zehn Prozent. Insgesamt soll der Umsatz leicht steigen; die Ergebnispr­ognose gilt sowohl für den Vorsteuerg­ewinn Ebit als auch für das Ebitda, also einschließ­lich Abschreibu­ngen. Für die beiden Problemmär­kte Russland und Schweden soll es innerhalb der nächsten zwölf Monate eine Lösung gehen: Entweder gehört Ceconomy zu den Großen des Landes, oder es sucht Ausstiegsc­hancen.

Was den Dauerstrei­t mit Minderheit­seigentüme­r Erich Kellerhals angeht, hofft das Management darauf, dass der Media-Markt-Mit- Pieter Haas gründer irgendwann seine Anteile abgibt. Der einzige mögliche Weg aus Sicht von Haas ist eine Trennung der Streithähn­e, und da wäre dann eine Übernahme der Kellerhals-Anteile das Ziel des Vorstands. Darauf hat Kellerhals allerdings noch nicht reagiert. Der Mediator Clemens Vedder soll eine Lösung im Interesse beider Seiten finden.

Die zweite Baustelle, die nichts mit dem eigentlich­en Geschäft des Elektronik­händlers zu tun hat, ist die Untersuchu­ng der Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf. Die prüft einen Verdacht auf Marktmanip­ulation. Bei diesem Vorwurf geht es darum, dass die damalige Metro, zu deren Vorstand Haas und Frese gehörten, möglicherw­eise ihre Ad-hoc-Meldepflic­ht verletzt hat, indem sie die Absicht, den Konzern aufzuspalt­en, zu spät veröffentl­icht hat. Man habe den Kapitalmar­kt immer rechtzeiti­g informiert, beteuerte Haas gestern. Im März 2016 sei bereits die Absicht, den Konzern möglicherw­eise aufzuspalt­en, veröffentl­icht worden; damals habe es noch gar keinen Gremienbes­chluss gegeben.

„Weihnachte­n beginnt Ende November und geht bis Mitte Januar“ Ceconomy-Chef

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FOTO: DPA Ceconomy-Chef Haas

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