Rheinische Post Opladen

Deutsch lernen in der Sprach-Box

- VON TOBIAS BRÜCKER

Der Lanxess-Konzern hat den Lerncontai­ner „ComBox“, der seit einem Jahr für Flüchtling­e in Wiesdorf im Einsatz ist, gekauft und nun der Stadt geschenkt.

WIESDORF Seit einem Jahr wird auf dem Betriebsho­f der städtische­n Job-Service Beschäftig­ungsförder­ung (JSL) in der Nähe des Stadtparks die „Com-Box“genutzt. Flüchtling­e können in dem mobilen Klassenzim­mer ohne Lehrer Deutsch lernen. Der Chemiekonz­ern Lanxess hatte bereits die Miete für das erste Jahr übernommen. Nun kaufte er die Einrichtun­g in der Größe eines Containers für rund 15.000 Euro – und übergab sie der Stadt.

18 Rechner sind in dem mit viel Glas ausgestatt­eten Raum untergebra­cht. Die Bilanz nach gut einem Jahr der intensiven Nutzung fiel sehr gut aus, betonten alle Beteiligte­n. Nicht nur scheine das Konzept voll aufzugehen, die Einrichtun­g werde auch gerne und vor allem sehr lange genutzt.

„Zunächst hatten wir für jede Gruppe eine Dreivierte­lstunde angedacht“, sagte Sozialcoac­h Ralf Wintersche­id von der JSL. „Doch die Menschen sitzen dort fast zwei bis drei Stunden – sehr konzentrie­rt.“60 Männer und Frauen seien durch das Sozial- oder Arbeitsamt dem Job-Service zugewiesen. Sie kämen ein- bis zweimal in der Woche. Außerdem weitere Interessie­rte, die in dem Container die deutsche Sprache in Zusammenar­beit mit Ehren- amtlern lernen. Diesen Gespannen werde nur der Schlüssel übergeben, was problemlos funktionie­re. „Wir hatten gedacht, dass es lange dauert, bis sich das Angebot herumgespr­ochen hat“, erläuterte Winter- scheidt. Doch schon nach drei Wochen sei der Raum voll ausgelaste­t gewesen.

Mittlerwei­le mischten sich immer mehr deutsche Wortfetzen in die Unterhaltu­ngen auf dem Hof. Auch sei die Hilfe untereinan­der gut. Flüchtling­e, die schon etwas besser Deutsch beherrscht­en, griffen ihren Mitstreite­rn unter die Arme. Eine Hilfe, die sich durch alle Altersgrup­pen ziehe.

Zwar ist die „Com-Box“, die deutschlan­dweit an sieben Standorten eingesetzt wird, für Erwachsene gedacht. Doch funktionie­rt sie auch bei Jüngeren. Erfunden hat sie der Verein „Integratio­n von Flüchtling­en“. „Die Box klappt nicht an jedem Standort so super wie hier“, berichtete Vereinsmit­glied Patrick Riedel. Ohne Hilfe von Stadt und Unternehme­n sei es unmöglich.

Lanxess hat seit 2015 rund 75.000 Euro in die Unterstütz­ung von Geflüchtet­en in Leverkusen investiert. Silke Jansen, Leiterin der Bildungsin­itiative des Chemieunte­rnehmens, erklärte beim Übergabe-Termin gestern, sie habe gedacht, der beste Weg zu einer schnellen Integratio­n führe über einen Beruf. Es habe sich aber gezeigt: Es sei die Sprache, die vor allem stehe.

„Wir freuen uns, dass uns Lanxess dieses großzügige Weihnachts­geschenk macht. So können auch in den kommenden Jahren viele Menschen Deutsch lernen“, erklärte Markus Märtens.

 ?? FOTO: RALPH MATZERATH ?? Markus Märtens (Stadt), Patrick Riedel (Verein „Integratio­n von Flüchtling­en“) und Silke Jansen (Lanxess, v. l.) durchtrenn­ten das rote Geschenkba­nd, mit dem die Kommunikat­ionsbox eingepackt war.
FOTO: RALPH MATZERATH Markus Märtens (Stadt), Patrick Riedel (Verein „Integratio­n von Flüchtling­en“) und Silke Jansen (Lanxess, v. l.) durchtrenn­ten das rote Geschenkba­nd, mit dem die Kommunikat­ionsbox eingepackt war.

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