Rheinische Post Opladen

Vier Baustellen des Deutschen Fußball-Bundes

- VON GIANNI COSTA

FRANKFURT/M. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist der größte Sportfachv­erband der Welt. Aktuell sind 7.043.964 Mitglieder registrier­t. Diese Zahl ist eine kräftige Botschaft. Sie verdeutlic­h den gesellscha­ftlichen Stellenwer­t der Organisati­on. Sie zeigt, wieviele Menschen hierzuland­e sich in einem Verein engagieren. Jedes Vereinsmit­glied ist auch DFB-Mitglied. Diese Basis ist das Rückgrat des DFB. Für die große Bühne taugt dieses Segment viel zu selten. Es ist verlockend­er, sich über Erfolge des Fußball-Nationalte­ams zu definieren. Offiziell beteuern die Funktionär­e eifrig, dass alle unter ihrem Dach wichtig seien. Der DFB hat indes viel Glaubwürdi­gkeit verspielt. Und er hat noch viele Baustellen. REGIONALLI­GA In einem diplomatis­chen Drahtseila­kt hat es der DFB gerade noch geschafft, eine größere Blamage beim Bundestag Anfang des Monats zu verhindern. Man verständig­te sich darauf, dass man weiter verhandelt, ob eine Mehrheit dafür zu finden ist, dass alle Meister der bislang fünf Regionalli­gen tatsächlic­h in die Dritte Liga aufsteigen dürfen. In der Öffentlich­keit sind vor allem die Befürworte­r lautstark zu hören. Hinter den Kulissen gibt es allerdings auch durchaus Gegner für das Vorhaben. Dem gut vernetzten DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth obliegt die schwierige Aufgabe, bis 2019 eine verbindlic­he Lösung zu finden. AKADEMIE Nach jahrelange­m Rechtsstre­it soll 2018 endlich Baubeginn für der DFB-Akademie auf dem Areal der Frankfurte­r Galopprenn­bahn sein. Bezug bis spätestens 2021. Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalma­nnschaft, ist Projektlei­ter. Geplante Kosten: bis zu 150 Millionen Euro. Bierhoff verfolgt ehrgeizige Ziele. Auf einem Gelände soll alles vereint werden: das Training der Nationalma­nnschaften, die Förderung von Talenten, die Aus- und Weiterbild­ung von Trainern und Schiedsric­htern, die Verwaltung des Verbandes, die Entwicklun­g neuer Trainingsm­ethoden. SOMMERMÄRC­HEN Der DFB hat Millionen ausgeben, um herauszube­kommen, wo 6,7 Millionen Euro geblieben sind, die rund um die Bewerbung für die Weltmeiste­rschaft in Deutschlan­d den offizielle­n Buchungswe­g verlassen haben. Für den Verband ist die Sache weitgehend abgeschlos­sen. Die Konsequenz­en für die Tatbeteili­gten halten sich in Grenzen. Besonders der Umgang mit Franz Beckenbaue­r ist ein echtes Politikum. War er nur der „Liebe Kaiser“oder ein gerissener Strippenzi­eher? Der Umgang mit dem 72-Jährigen bleibt verkrampft. Besserung nicht in Sicht. PROFIFUSSB­ALL UND AMATEURE Der Grundlagen­vertrag, der die finanziell­e Verbindung zwischen DFB und DFL festschrei­bt, ist zwar gerade erst verlängert worden. Doch er bleibt ein heikles Konstrukt. Zahlen die Profiklubs ausreichen­d, um unter anderem die Nachwuchsa­rbeit an der Basis auch künftig zu gewährleis­ten? Das Gemurre von „denen da unten“wird immer lauter, denn viele Vereine geraten durch immer mehr Auflagen und Aufgaben an ihre Belastungs­grenzen – und fühlen sich alleine gelassen. Dem DFB obliegt es, seine Lobbyarbei­t deutlich auszubauen, um die Bedeutung des Ehrenamtes wieder mehr zu unterstrei­chen.

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