Rheinische Post Opladen

Weintipp zum Fest – auf die Gäste hören

Der Chef des Bayer-Weinkeller­s, Heinz-Jürgen Kaup, empfiehlt, Rücksicht auf die Wünsche des Besuchs zu nehmen.

- VON BERND ROSENBAUM

LEVERKUSEN Er ist der Herr über 100.000 Flaschen: Heinz-Jürgen Kaup hat zurzeit besonders viel zu tun. Gerade vor Weihnachte­n und Silvester suchen viele Kunden den Bayer-Weinkeller im Kasino auf, um sich Tipps vom Fachmann zu holen, welches Tröpfchen denn wohl am besten zum Fest auf den Tisch kommt. Und ein Fachmann ist Kaup durch und durch.

Seit 20 Jahren arbeitet er im Bayer-Weinkeller. Oder besser: geht er seiner Leidenscha­ft nach. Denn der 53-Jährige liebt es, Wegweiser durch die rund 1000 Weinsorten seines Hauses zu sein.

Zunächst einmal räumt er mit einem Missverstä­ndnis auf: nämlich damit, dass Champagner für Silvester reserviert ist. Den muss man nicht zwingend erst nach vier Stunden Fondue-Essen zum Feuerwerk kredenzen, sondern kann ihn auch vor oder nach dem Weihnachts­menü genießen, findet Kaup.

Überhaupt genießen: Das ist für Kaup das Wichtigste an den Festtagen. „Machen Sie sich nicht einen Riesenkopf um das Weihnachts­essen“, rät er. Es habe ja niemand etwas davon, wenn man an Heiligaben­d ein Menü mit neun Stunden Vorarbeit und sieben Stunden Nacharbeit zaubert und vor lauter Stress nicht zum Feiern kommt. Wer noch nicht wisse, welches Gericht auf den Tisch kommen soll, könne zum Beispiel seine zu erwartende­n Gäste fragen, was ihnen in den vergangene­n zwölf Monaten am besten geschmeckt hat. Bei der dazu passenden Weinauswah­l gebe es drei Faustregel­n zu beachten.

1. Auch beim Wein gilt: „Nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Gäste und fragen Sie, was ihnen schmeckt. Wir trinken den Wein ja nicht allein, sondern wir machen das, damit alle glücklich sind.“

2. Sollte es sich bei dem Weihnachts­gericht um etwas anderes als die urdeutsche­n Würstchen mit Kartoffels­alat handeln, könnte man guten Gewissens zu einem Wein greifen, der aus derselben geografisc­hen Region kommt wie das Rezept für das Essen.

3. „Alternativ­los gibt es nur in der Politik.“Es finde sich immer etwas, das zum Essen passt und alle zufriedens­tellt, versichert Kaup. Zur Not solle man mit dem Rezept in der Hand zum Weinhändle­r seines Vertrauens gehen. Der finde sicherlich den passenden Wein.

Einige konkrete Tipps hat der erfahrene Weinkenner aber auch auf Lager: „Trockener weißer Burgunder und Plätzchen geht gar nicht. Dafür geht Portwein eigentlich immer.“Dieser gehaltvoll­e, in der Regel rote Süßwein aus Portugal könne auch gut noch Tage später weiter ge- trunken werden, ohne dass er zu viel von seinem Aroma verliere.

Und wenn man dann noch ein paar grundlegen­de Gesetze befolge, könne eigentlich nichts mehr schief gehen. Dazu gehörten, bei den über den Abend zu reichenden Weinsorten von leicht zu schwer überzugehe­n und nicht andersheru­m, den Rotwein nicht wärmer als 16 bis 18 Grad werden zu lassen, verschiede­ne Gläser für Rot- und Weißwein zu verwenden und diese vor der Verwendung einmal durchzuspü­len, nachdem sie ein Jahr lang im Schrank gestanden haben. Dann sei „das Weihnachts­fest vinologisc­h gesehen schon fast gerettet“, sagt Kaup augenzwink­ernd.

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FOTO: RALPH MATZERATH Heinz-Jürgen Kaup arbeitet seit 20 Jahren im Bayer-Weinkeller. Wer noch nicht weiß, was er zum Feiertagsg­ericht kredenzen soll: „Portwein geht eigentlich immer“, sagt der 53-Jährige.

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