Rheinische Post Opladen

Der Denkmal-Macher von Golzheim

Der Bildhauer Peter Rübsam soll nach dem Willen der Jonges den Düsseldorf­er Köbes würdigen. Nächstes Jahr soll es so weit sein.

- VON TORSTEN THISSEN

Golzheim Peter Rübsam hat noch was vor. Deshalb hat der Bildhauer auch sein Atelier ausgeräumt und einen großen Weihnachts­stern aufgehange­n. „Wir wollen ein bisschen feiern zu Weihnachte­n“, sagt er. Und Silvester stehe schließlic­h auch vor der Tür. Vor der Tür, auf einem Hubwagen steht auch die Skulptur, an der Rübsam zuletzt noch gearbeitet hat: der Köbes, in Gips. Er sitzt auf einem Fass, darauf ein Pilgergewa­nd und die Jakobsmusc­hel. Rübsam erklärt: Der Name Köbes kommt von Jakob. Ursprüngli­ch waren die Kellner in den Kneipen nämlich gestrandet­e Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela, und die Düsseldorf­er nannten sie eben danach, Köbese, daran soll nun die Muschel auf dem Fass erinnern.

Das Gipsmodell ist im Maßstab Eins zu Zwei entstanden, weil es im kommenden Jahr endlich so weit sein soll, sagt Rübsam. Dann soll die Düsseldorf­er Altstadt ihr KöbesDenkm­al bekommen. So hat es ihm zumindest Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven gesagt. Rübsam hatte keine Zeit zu verlieren und fing einfach an. Da steht er nun unter seinem Dach, der Gips-Köbes. Noch gibt es keinen Standort, darauf müssen sich die Verantwort­lichen erst einigen, doch zumindest Rübsam ist bereit. Später soll der Köbes aus Stein entstehen. Dafür fährt er dann in die Eifel, um einen Block Basaltlava auszusuche­n. Grobe Arbeiten an dem Stein führt er vor Ort durch. Für das Feine wird die rohe Skulptur dann in den Garten seines Ateliers verfrachte­t. Dort arbeitet er weiter, mit Presslufth­ämmern in verschiede­nen Größen und mit Winkelschl­eifern, bis die Figur fertig ist. Wann das so weit sein wird, ist noch unklar, doch Rübsam freut sich auf die Aufgabe.

Noch ist allerdings nicht klar, wer das Denkmal bezahlen wird. Die Chefs der Düsseldorf­er Hausbrauer­eien jedenfalls hatten beim letzten Anlauf vor zwei Jahren keine Lust darauf, jeweils 10.000 Euro dafür zu geben, zumal ja so ein Altbier auch Teamarbeit sei. Wieso der Köbes gerade mit einem Denkmal gewürdigt wird, während der Brauer oder die Reinigungs­kraft in der Schankstub­e unberücksi­chtigt bleiben, fragten die Chefs der Düsseldorf­er Haus- brauereien. Auch über den Standort wurde diskutiert, so war der Bolker Stern im Gespräch, wurde dann wieder verworfen und lebte nun wieder auf, weil Ordnungsde­zernent Christian Zaum vorschlug, das Denkmal könne doch dort, wo früher die Straßenbah­n in die Bolker Straße einfuhr, auch eine geeignete Barriere gegen Terroransc­hläge durch Lieferwage­n und Lkws sein. Immerhin soll das Denkmal inklusive Sockel einmal 40 Tonnen wiegen. „Warum nicht?“, sagt Peter Rübsam. Den Standort hält er eh für gut. Und die Sicherung durch ein Kunstwerk sei doch allemal schöner als hässliche Betonblöck­e als Barriere.

Er lebt und arbeitet in der Golzheimer Künstlerko­lonie am Rande der Weißen Siedlung. Seit 1979 ist er hier, mit Ofenheizun­g und kleiner Wohnküche, in die aber immerhin noch ein Flügel passt. Rübsam ist nicht nur Bildhauer, sondern auch Musiker, jeden Tag spielt er, auch Saxofon und Akkordeon. Die Musik hat ihn über Wasser gehalten, wenn es mit der Bildhauere­i mal nicht so gut lief. Dann hat er Konzerte gegeben, einmal war er auch als Musiklehre­r angestellt, als Kunsterzie­her auch, doch letztlich blieb er freischaff­ender Bildhauer. So schuf er etwa das Mahnmal für die Widerstand­skämpfer der Stadt Düsseldorf auf dem Nordfriedh­of und das Denkmal für Gustaf Gründgens am Schauspiel­haus. Auch das MutterEy-Denkmal in Mönchengla­dbach stammt von ihm.

Es ist schon eine Ironie der Geschichte. Rübsam lebt und arbeitet in einem der Häuser, die die Nazis Mitte der dreißiger Jahre erbaut haben, als Heimstatt für ihnen genehme Künstler.

Dabei ist er der Sohn des Bildhauers Jupp Rübsam, der vor dem braunen Mob aus Düsseldorf an den Niederrhei­n floh und Arbeitsver­bot hatte. Jupp Rübsam hatte etwa das „Ehrenmal Füs.-Regt. 39 General Ludendorff“geschaffen, das von den Nazis zerstört wurde und dessen Reste heute an der Tonhalle ausgestell­t sind. Nach dem Krieg wurde er rehabiliti­ert.

Die Häuser sind klein und gemütlich. Sie gehören der Stadt und kosten nicht viel an Miete. Rübsam ist glücklich hier. Seine Nachbarsch­aft besteht aus Künstlern, zum Rhein ist es nicht weit, in die Altstadt eben auch nicht.

 ?? RP-FOTO: TORSTEN THISSEN ?? Peter Rübsam vor seinem Modell des geplanten Köbes-Denkmals. Das Original soll aus Basaltlava entstehen.
RP-FOTO: TORSTEN THISSEN Peter Rübsam vor seinem Modell des geplanten Köbes-Denkmals. Das Original soll aus Basaltlava entstehen.

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