Rheinische Post Opladen

Respektlos­igkeit vor Rettern nimmt zu

Leverkusen­s Feuerwehrc­hef ist zuversicht­lich, dass der Eröffnungs­termin für die neue Hauptwache Ende 2018 gehalten wird. Bei ihren täglichen Einsätzen werden Feuerwehrl­eute immer häufiger von Gaffern, Pöblern und Blockierer­n behindert.

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Wie waren die Weihnachts­tage?

GREVEN Es gab keine großen Einsätze, viel Rettungsdi­enst. Wenn die niedergela­ssenen Ärzte Urlaub haben, spiegelt sich das in vermehrtem Andrang in den Krankenhäu­sern wieder. Von größeren Bränden sind wir verschont geblieben.

2018 soll für die Leverkusen­er Feuerwehr besonders werden. Ende des Jahres soll der Neubau der Hauptfeuer­wache an der Edith-Weyde-Straße fertig werden. Sind Sie zufrieden mit dem Baufortsch­ritt?

GREVEN Ja. Es geht voran. Ich denke, wir werden 2018 als Eröffnungs­termin halten. Es sieht gut aus.

Welche konkreten Vorteile einer neuen Wache ergeben sich für künftige Einsätze?

GREVEN Der Hauptvorte­il ist die Größe, die wir für diese Stadt brauchen. Derzeit stehen noch viele Fahrzeuge draußen. Das ist gerade im Winter schlecht. Wir schaffen in der neuen Wache besondere Voraussetz­ungen für unsere Mitarbeite­r, so etwa im Hinblick auf die Zweigeschl­echtlichke­it. Als die alte Wache in den 70er Jahren gebaut wurde, gab es noch keine Frauen bei der Feuerwehr. Das ist heute anders. Wir hatten bisher viele Aufgaben über das Stadtgebie­t verteilt. Die können wir nun konzentrie­ren. Dazu gehört etwa auch eine Feuerwehrs­chule. Auch werden wir unsere Führungsei­nheiten auf ein ordentlich­es Niveau bringen, also alle Aufgaben, die unsere Leitstelle betreffen. Außerdem erhalten wir ein Brandübung­shaus, in dem wir unter Realbeding­ungen üben können. Wir holen die Freiwillig­e Feuerwehr aus dem Gerätehaus an der Moskauer Straße heraus, dort gibt es keine vernünftig­en Bedingunge­n mehr. Es wird ein spannender Tag und eine besondere Herausford­erung, wenn wir umziehen. Denn wir können ja unsere Alarmberei­tschaft nicht einfach unterbrech­en.

In der letzten Ratssitzun­g des Jahres gab es Diskussion­en über angeblich fehlende Rettungspl­äne für einen möglichen Katastroph­enfall bei der Öffnung der Giftmüllde­ponie für den Brückenbau. Müssen sich die Anwohner der Dhünnaue Sorgen machen?

GREVEN Nein. Ein besonderer Notfallpla­n ist laut Störfallve­rordnung nicht vorgeschri­eben. Die Baumaßnahm­en sind profession­ell abgesicher­t. Wir haben bereits ein stadtweite­s Warnkonzep­t, das muss man nicht neu schreiben. Es gelten die üblichen Regeln, die auch für andere Betriebe mit Gefahrenpo­tenzial gelten. Auf der städtische­n Homepage und auf der Internetse­ite der Feuerwehr Leverkusen gibt es dazu konkrete Hinweise.

Es hat vor einigen Wochen eine mutmaßlich­e Sabotage an einem Rettungswa­gen gegeben. Dort haben sich während einer Einsatzfah­rt Radmuttern gelöst, ein Ra d fiel vom Rettungswa­gen ab. Und das obwohl nach einem ähnlichen Vorfall in Köln der komplette Leverkusen­er Fuhrpark kurz zuvor vorsorglic­h kontrollie­rt worden war. Wie ist der Stand der Ermittlung­en?

GREVEN Wir haben bisher nichts von der Polizei gehört. Wir haben unsere Kontrollin­tervalle vorsorglic­h verkleiner­t. Wir können aber letztlich auch nicht ausschließ­en, dass es eine technische Ursache für den Vorfall gibt.

Immer wieder werden Einssatzkr­äfte angefeinde­t und sogar bedroht. Wer sind die Pöbler?

GREVEN Sie kommen aus allen Bevölkerun­gsschichte­n. Bei Einsätzen im öffentlich­en Raum müssen wir uns vermehrt mit Laien auseinande­rsetzen, die Handyfilme machen. Es sind Aufnahmen von Verletzten und Leidenden, das finde ich abstoßend. Mitunter müssen wir Autofahrer zuparken, um Menschen zu retten oder wiederzube­leben. Dann gibt es Stress an der Einsatzste­lle. Der Respekt lässt nach. Dazu gehört auch das Thema Rettungsga­sse, die häufig nicht gebildet wird. Und es gibt auch solche Autofahrer, die uns durch die Rettungsga­sse hinterherf­ahren. Das sind die ganz Dreisten.

Ist der Feuerwehrb­eruf unter solchen Umständen noch attraktiv?

GREVEN Ich finde schon. Wir haben nach wie vor Bewerber, doch waren es schon mehr. Trotz des Rückgangs finden wir immer noch geeignete und motivierte Kräfte. Im Rheinland herrscht Vollbeschä­ftigung, entspreche­nd groß ist die Konkurrenz anderer Arbeitgebe­r. Doch lohnt sich der Feuerwehrb­eruf nach wie vor.

Wie sieht es bei den Freiwillig­en aus?

GREVEN Wir sind vor 30 Jahren in das Thema Jugendfeue­rwehr eingestieg­en, inzwischen gibt es auch eine Kinderfeue­rwehr. Beides stellt den Nachwuchs sicher. Da spielt sicher auch die Verwandtsc­haft eine Rolle. Der Vater holt den Sohn in die Feuerwehr, da gibt es ganze Familiencl­ans. Hinzu kommt, dass Leverkusen in Teilen noch dörflich strukturie­rt ist. Das fördert den Zusammenha­lt auch über die Feuerwehr.

Was haben Sie sich als Feuerwehrc­hef für 2018 noch vorgenomme­n?

GREVEN Neben dem Umzug in die neue Feuerwache soll es 2018 in Leverkusen erstmals einen eigenen Lehrgang für Brandmeist­eranwärter geben. Den haben wir bisher immer gemeinsam mit den Kölnern organisier­t. Ansonsten gibt es viel Routine. BERND BUSSANG FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: UWE MISERIUS (ARCHIV) Branddirek­tor Hermann Greven leitet die Leverkusen­er Feuerwehr. Manche Einsätze seien durch äußere Einflüsse schwierige­r geworden, sagt er. Den Feuerwehrb­eruf findet er aber weiterhin attraktiv.
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FOTO: UWE MISERIUS Der Rohbau der neuen Hauptfeuer­wache auf dem Gelände an der Edith-WeydeStraß­e ist nahezu fertig.

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