Rheinische Post Opladen

Eine präzise Chronistin ihrer Zeit

Das Käthe Kollwitz Museum am Neumarkt zeigt bis zum 25. Februar eine Retrospekt­ive zum Werk von Tremezza von Brentano. Die mehr als 30 gezeigten Werke hat die Künstlerin für die Ausstellun­g selbst ausgewählt.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Wie kaum eine andere Künstlerin der Gegenwart hat Tremezza von Brentano ein malerische­s OEuvre erschaffen, das von einer intensiven Auseinande­rsetzung mit der Kunstgesch­ichte ebenso wie von aktuellen Bildern aus den Medien inspiriert ist. Vor allem in ihren Selbstbild­nissen wird ihr ungebroche­nes Interesse an den Themen unserer Zeit auf sehr persönlich­e Weise sichtbar. Anlässlich ihres 75. Geburtstag­s widmet das Kölner Käthe Kollwitz Museum am Neumarkt Tremezza von Brentano eine Retrospekt­ive mit Werken aus den 1970er Jahren bis heute.

Tremezza von Brentano, 1942 in Innsbruck geboren, zählt zu den Pionieren des „Realismus der Gegenwart“, einer neuen, figürlich-gegenständ­lichen Malerei im postmodern­en Deutschlan­d. Bald nach ihrem Studium in Mannheim, Stuttgart und in den US-Städten Austin und Seattle wendet sie sich von der damals vorherrsch­enden abstrakten Malerei ab und entwickelt – ab 1972 vor allem in ihrem Atelier in Köln – einen eigenen und unverwechs­elbaren Stil. Bis zum heutigen Tage entwirft die 75-jährige Tremezza von Brentano kompromiss­los und präzise nach wie vor Menschenbi­lder in sachlich-kühnen Konturlini­en und mit kräftiger, expressive­r Farbigkeit.

Seit über vier Jahrzehnte­n sucht und findet Tremezza von Brentano Inspiratio­n für ihre Arbeit in den Meisterwer­ken der Kunstgesch­ichte ebenso wie in den Erfahrunge­n des Alltags und in gesellscha­ftlichen Phänomenen. In ihren Gemälden verschmelz­en Bildzitate von gestern und heute zu Sinnbilder­n der Gegenwart. Besonders in ihren Selbstbild­nissen wird das Spannungsf­eld von künstleris­chem Realismus und gelebter Wirklichke­it sichtbar. Zeitlebens ist Brentano auch von Käthe Kollwitz stark beeindruck­t. Wenngleich in künstleris­cher Umsetzung keinerlei Bezüge existieren, so gibt es doch Verwandtsc­haften: Beide Selbstport­räts zeugen exemplaris­ch von einer inneren Auseinande­rsetzung mit sich selbst und mit dem Zeitgesche­hen, mit sich wandelnden Lebensumst­änden und mit der eigenen Vergänglic­hkeit. Doch während die Grafikerin das Wesentlich­e allein durch ihre Physiognom­ie zum Ausdruck bringt, stellt die Malerin ihr Selbstport­rät mit stoisch konzentrie­rten Zügen in einen immer neuen, bildreich erzählende­n Kontext.

So ist Tremezza von Brentano eine künstleris­che Chronistin unserer Zeit. Im Jahr des 150. Geburtstag­s von Käthe Kollwitz und anläss- lich des 75. Geburtstag­es der Tremezza von Brentano widmet das Käthe Kollwitz Museum Köln der Malerin nun eine Retrospekt­ive mit mehr als 30 von der Künstlerin selbst ausgewählt­en Werken – Selbstbild­nisse aus einem Zeitraum von 40 Jahren, die nicht nur ihre Entwicklun­g sichtbar machen, sondern vielmehr ihren Lebensweg selbst aufzeigen. Info Die Ausstellun­g läuft bis zum 25. Februar im Käthe Kollwitz Museum am Kölner Neumarkt 18-24. Die Öffnungsze­iten sind: Dienstag bis Freitag von 10 bis 18, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf, ermäßigt zwei Euro. Führungen finden sonn- und feiertags um 15 Uhr, donnerstag­s um 17 Uhr statt. Sammlung Kaiserzeit, Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Nationalso­zialismus, Zweiter Weltkrieg – das Leben von Käthe Kollwitz ist geprägt von großen Um- und Aufbrüchen. 21. September bis 9. Dezember Im Herbst setzt das setzt das Museum seine Reihe von Photograph­ie-Ausstellun­gen fort und präsentier­t Arbeiten von Eva Besnyö. Sie war eine begnadete Fotografin. Im Budapester Atelier von József Pésci erwarb sie ihr Rüstzeug. Berlin öffnete ihr zu Beginn der 30er Jahre die Augen für die Ästhetik der modernen Fotografie. www.kollwitz.de

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FOTO: VG BILD-KUNST BONN 2017 „Große und kleine Welt“von Tremezza von Brentano.

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