Rheinische Post Opladen

Polizei ist dauerhaft an der Belastungs­grenze

In Köln waren 1400 Polizisten im Einsatz, in Quettingen brannten Autos. Auf den Wachen häufen sich Überstunde­n an.

- VON B. BUSSANG, P. CLEMENT UND B. ROSENBAUM

LEVERKUSEN/KÖLN Die Einsätze zu Silvester werden für Polizei und Rettungsdi­enste zu einer immer größeren personelle­n und psychische­n Belastung. 1400 Polizisten waren allein in Köln diesmal zusätzlich im Einsatz (im Vergleich zu einer normalen Wochenendn­acht), vor allem um massenhaft­e Übergriffe wie in der Silvestern­acht 2015 zu verhindern. Damals waren Frauen von jungen Männern vorwiegend aus dem nordafrika­nischen und arabischen Raum belästigt, ausgeraubt und sogar vergewalti­gt worden.

Keine Zeit, den Jahreswech­sel im Kreise seiner Familie in Leichlinge­n zu feiern, hatte der neue NRW-Innenminis­ter Herbert Reul. Er war in Köln, um sich ein unmittelba­res Bild zu machen. Ihm setzt unter anderem „die Respektlos­igkeit zu, die immer weiter um sich greift“. Leute, die Böller in eine Menschenme­nge werfen oder Rettungsdi­enste, die im Einsatz behindert werden – das alles sei an Silvester auch zu beobachten gewesen (siehe nebenstehe­ndes Interview).

Kurz vor dem Jahreswech­sel hatte bereits Leverkusen­s Feuerwehrc­hef Hermann Greven mehr Respekt vor den Rettungskr­äften angemahnt. Greven bestätigte bundesweit­e Berichte, nach denen auch Feuerwehrm­änner und Sanitäter zunehmend von Gaffern, Pöblern und Blockierer­n belästigt, beleidigt und behindert werden.

Auch wenn es den Kölner Einsatzkrä­ften diesmal erneut gelang, eine Eskalation wie 2015 zu verhindern, hatten Polizei und Rettungsdi­enst zum Jahreswech­sel wieder alle Hände voll zu tun. 38 Rettungsei­nsätze und 13 Einsätze der Feuerwehr gab es allein in Leverkusen.

In Quettingen brannten gleich zweimal Autos, einmal gegen 1.30 Uhr und erneut gegen 7 Uhr auf einem Parkplatz am Quettinger Feld. Zwei Fahrzeuge brannten komplett aus, zwei weitere wurden beschädigt. Auch einen Tag danach hat die Polizei nach eigenen Angaben noch keine Erkenntnis­se über die näheren Umstände, geht aber von Brandstift­ung aus.

Personell war die Polizei in Leverkusen gut vorbereite­t auf die Silvestern­acht. Wie ein Sprecher mitteilte, waren im Vergleich zu einer normalen Wochenendn­acht 40 Beamte zusätzlich im Dienst, 15 weitere unterstütz­ten die Kollegen in Köln. Dort waren nach den Erfahrunge­n von 2015 die Beamtenzah­len kräftig aufgestock­t worden. Waren in der Nacht von 2015 auf 2016 neben den normalen Wachen-Besatzunge­n noch 140 zusätzlich­e Beamte (inklusive Bereitscha­ftspolizei) im Dienst, waren es 2016 immerhin 1500. Und obwohl viele Besucher den Eindruck hatten, es seien am Sonntagabe­nd noch einmal mehr gewesen, ist die Zahl der Einsatzkrä­fte tatsächlic­h gesunken, auf 1400.

Für Polizeigew­erkschafte­r wie Sebastian Fiedler gibt es erst einmal nur einen Weg zu mehr Sicherheit – mehr Personal: „Danach kommt mehr Personal und danach kommt noch einmal mehr Personal“, betont der Landesvors­itzende der Kripo-Gewerkscha­ft BDK (Bund deutscher Kriminalbe­amter). Allein um personell ins bundesweit­e Mittelfeld aufzusteig­en, fehlten NRW zurzeit rund 13.500 Polizisten.

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FOTO: DPA NRW- Innenminis­ter Herbert Reul war in der Silvestern­acht in Köln und hat den Einsatz begleitet.
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FOTO: UM (ARCHIV) Spuren einer Brandnacht in Quettingen.

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