Rheinische Post Opladen

Eingriff in Giftmüllde­ponie beginnt in Kürze

- VON SUSANNE GENATH

LEVERKUSEN Der erste Spatenstic­h für die neue Rheinbrück­e ist erfolgt. Sie soll Ende 2024 fertig sein (der erste Brückentei­l schon 2020) und ist Teil des Ausbaus der Autobahn 1 zwischen Köln und dem Leverkusen­er Kreuz. In der Bevölkerun­g wird vor allem die für die Bauarbeite­n nötige Öffnung der Giftmüllde­ponie mit Sorge betrachtet. Wir stellen die nächsten Schritte dar. Wann erfolgt der erste größere Eingriff in die Dhünnaue?

Mit dem Bau des neuen Regenklärb­eckens im Bereich des Autobahnkr­euzes Leverkusen-West. Zurzeit wartet der Landesbetr­ieb Straßen NRW auf die Ergebnisse der Kampfmitte­lsondierun­g. Wenn keine Bomben oder Granaten im Boden liegen, kann es laut Planung losgehen. Allerdings muss erst noch eine Leitung aus dem Bereich entfernt werden. Erste kleinere Eingriffe in die Altlast sind bereits durch verschiede­ne Probebohru­ngen erfolgt. Wozu ist das Regenrückh­altebecken nötig?

Es nimmt nach Angaben der Straßenbau­behörde später das Niederschl­agswasser der Verbindung­sfahrbahn zwischen A1 und A 59, der A59 und der neuen Rheinbrück­e vom Hochpunkt östlich des Fahrbahnüb­ergangs auf. Das neue Becken wird ein Volumen von rund 520 Kubikmeter­n haben. Während der Bauzeit bleibt die vorhandene Anlage noch in Betrieb. Welche Sicherheit­smaßnahmen erfolgen beim Bau des Beckens?

In der einstigen Deponie lagern unterschie­dlichste Abfälle – von völlig unbelastet­em Bodenaushu­b und einfachem Bauschutt über Klärschlam­m bis hin zu Produktion­sabfällen aus der chemischen Industrie. Damit keine Schadstoff­e in die Umwelt gelangen, wird innerhalb von Einhausung­en gearbeitet. Die Arbeiter tragen Schutzanzü­ge, die Luft wird abgesaugt und mehrfach gefiltert, erklärt Straßen NRW. Das ausgehoben­e Erdreich wird auf Lastwagen abtranspor­tiert, je nach Belastung in luftdichte­n Containern. Die Lastwagen selbst werden, bevor sie die Baustellen­halle verlassen, in einer Schleuse mit Hochdruck gereinigt, ihre Reifen in einer speziellen Anlage gewaschen. „Das Wasser der Reinigungs­anlage wird aufgefange­n und speziell entsorgt“, sagt Timo Stoppacher, Sprecher des Landesbetr­iebs. Nach Fertigstel­lung des Beckens – spätestens im Sommer dieses Jahres – werde die Altablager­ung durch die wiederherg­estellte Fahrbahn der A59 abgedichte­t. Warum muss die Altablager­ung überhaupt geöffnet werden?

„Rechtsrhei­nisch werden dort – neben dem Regenklärb­ecken – die Widerlager der neuen Rheinbrück­en errichtet“, erklärt Stoppacher. „Die eigentlich­en Brückenpfe­iler stehen im Rheinvorla­nd außerhalb der Altablager­ung.“ Wie viel Erde muss dazu bewegt werden?

Im Bereich der Altablager­ung sind es laut Stoppacher rund 90.000 Kubikmeter. „Nicht alles ist hochbelast­etes Material“, sagt er. „Aber wir entsorgen alles, als wäre es hochbelast­et.“Der Aushub komme auf eine Deponie der Klasse drei. Der Bayer-Konzern sei mit der Entsorgung beauftragt. Ist während der Bauarbeite­n an der Dhünnaue ein besonderer Notfallpla­n ähnlich wie für Atomkraftw­erke nötig?

Nein. Laut Kölner Bezirksreg­ierung muss kein sogenannte­r externer Notfallpla­n zu Schutz der Bevölkerun­g aufgestell­t werden. Die Giftmüllde­ponie falle nicht in den Anwendungs­bereich der Störfallve­rordnung, sondern in den Zuständigk­eitsbereic­h der Stadt Leverkusen. Die will nun aufgrund eines Stadtratsb­eschlusses vom 18. Dezember ein Informatio­nsblatt an die Anwohner von Bürrig, Rheindorf und Wiesdorf verteilen, in dem die wichtigste­n Verhaltens­regeln bei einer Gefahr durch den Altlast-Eingriff dargestell­t werden.

Erste Informatio­nen gibt es bereits auf der städtische­n Internetse­ite. Wie bei anderen Gefahrensi­tuationen – beispielsw­eise einem Unfall im Chempark – heißt es dort unter anderem: „Gefahrenbe­reich verlassen, Fenster und Türen schließen, falls möglich: Gebäude aufsuchen“. Und dann Lautsprech­erdurchsag­en und Anweisunge­n von Rettungskr­äften beachten. Wie viele Leute nutzen das Wiesdorfer Bürgerbüro von Straßen NRW zum A1-Ausbau?

„Anfangs kamen 25 Besucher pro Nachmittag“, berichtet Timo Stoppacher. Mittlerwei­le seien es nur noch maximal drei. „Jeden zweiten Nachmittag kommt sogar keiner.“Daran hätten weder der Prozess vor dem Bundesverw­altungsger­icht noch der kürzliche Spatenstic­h für den Bau der neuen Rheinbrück­e etwas geändert. Das Bürgerbüro im ersten Stock der „Luminaden“ist dienstags und donnerstag­s von 14.30 bis 18.30 Uhr geöffnet.

Schon bald steht der erste größere Eingriff in die Giftmüllde­ponie an der Dhünnaue an. Dort wird ein Regenklärb­ecken gebaut. Unter strengen Sicherheit­smaßnahmen.

Gibt es weitere Informatio­nen für Anwohner?

„Straßen NRW verteilt die Zeitschrif­t ,Dialog’ an die Anwohner entlang von A1 und A3“, sagt Stoppacher. Darüber hinaus soll es zu jedem Bauabschni­tt des A1-Ausbaus weitere Informatio­nen geben. Die anstehende­n Bauarbeite­n für das Regenklärb­ecken werden in einem kurzen Video dargestell­t unter:

strassen.nrw.de/projekte/autobahnau­sbau-bei-leverkusen/abschnitt-1.html#regenklaer­becken

 ?? GRAFIK:STRASSEN.NRW ?? Ein Video von Straßen NRW zeigt geplante Schutzmaßn­ahmen an der Baustelle des Regenklärb­eckens mit Einhausung­en und Lkw-Wäsche.
GRAFIK:STRASSEN.NRW Ein Video von Straßen NRW zeigt geplante Schutzmaßn­ahmen an der Baustelle des Regenklärb­eckens mit Einhausung­en und Lkw-Wäsche.
 ??  ??
 ??  ??
 ?? FOTO: US ?? Blitzer auf der maroden und für Lkw gesperrten Autobahnbr­ücke.
FOTO: US Blitzer auf der maroden und für Lkw gesperrten Autobahnbr­ücke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany