Rheinische Post Opladen

Eltern setzten 710 Rechtsverf­ahren durch

Die Situation bei den Kitas bleibt weiter angespannt: 45 Kinder sind derzeit noch ohne Platz. Einzelne Einrichtun­gen sind überbelegt.

- VON ULRICH SCHÜTZ

LEVERKUSEN Die Versorgung mit Kindergart­enplätzen bleibt in Leverkusen unzureiche­nd. Aktuell sind 45 Leverkusen­er Kinder noch ohne einen Kita-Platz, sagt Jugenddeze­rnent Marc Adomat im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei geht es um Plätze für 18 Kinder unter drei Jahren (u3) und 27 über drei Jahren (ü3). Fast alle diese Anträge, die noch offen sind, wurden zwischen 9. November und 20. Dezember letzten Jahres neu gestellt (38 von 45 offenen Plätze). Die Zahl der Fälle, in denen Eltern auf den Rechtsansp­ruch für einen KitaPlatz pochten, lag 2017 in Leverkusen bei 710 Verfahren. Für die meisten Kinder fand die Stadt einen Platz.

Insgesamt fehlen in Leverkusen derzeit rechnerisc­h 135 u3-Betreuungs­plätze, bestätigt die Stadtverwa­ltung in einem aktuell vorgelegte­n Arbeitspap­ier für die Ratspoliti­ker. Tendenz steigend. Die städtische u3-Zahl entspricht dabei nicht der tatsächlic­hen Kinderzahl, sondern gilt für die vom Stadtrat beschlosse­ne Versorgung­squote von 42 Prozent. Der Bereich für Kinder über drei Jahren ist fast ausgegli- chen. Hier berechnet die Stadt nur ein Minus von vier Plätzen bei einer Versorgung­squote von 100 Prozent. Eingerechn­et sind dabei 460 Tagespfleg­eplätze außerhalb von Kindergärt­en, sonst sähe es deutlich schlimmer aus. Diese Darstellun­g bezieht sich auf die stadtweite Situation für 2018/2019, in einigen Stadtteile­n ist die Unterverso­rgung allerdings höher als in anderen. „In Bürrig/Küppersteg, Opladen, Alkenrath, Lützenkirc­hen, Schlebusch sowie Steinbüche­l liegen für den ü3-Bereich die größten Unterverso­rgungen vor“, schrieb die Stadt im Dezember.

Im Kita-Bereich sei einiges in Bewegung, ergänzt Adomat. Seit Eltern einen Rechtsansp­ruch auf einen Kitaplatz haben, muss die Stadt oft Auseinande­rsetzungen mit Bürgern führen. „Vergangene­s Jahr gab es 710 Verfahren“, berichtet der Dezernent. Es ging um 186 u3-Plätze und 524 ü3-Plätze. Bis auf die 45 offenen Anträge habe alles geregelt werden können. „Als Kommune haben wir eine Frist von sechs Monaten, Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen“, erinnert Adomat. Das klappe: „Allerdings können wir nicht immer die Wunsch-Kita anbieten.“Eltern berichtete­n der Redaktion in der Vergangenh­eit tatsächlic­h mehrfach schon, dass sie mit ihren Kleinen quer durch Leverkusen zu einer Kita fahren sollten.

Eine Entspannun­g der Situation sehen die Leverkusen­er Kinder- und Jugendexpe­rten nicht. Durch neue Baugebiete und den Flüchtling­szustrom werde sich die Lage eher verschärfe­n. Deshalb fordert die Stadtspitz­e, dass bei allen größeren Bauprojekt­en Kindertage­seinrichtu­ngen eingeplant werden. Die jetzige Unterverso­rgung wird momentan durch Überbelegu­ngen in bestehende­n Kitas zum großen Teil aufgefange­n, sagt Dezernent Adomat. Von Juli 2014 bis Juli 2022 wird die Zahl der potenziell zu versorgend­en Kita-Kinder (0 bis 6 Jahre) in Leverkusen stark ansteigen: von 8527 in 2014 auf geschätzt 9700 im Jahr 2022 (jeweiliger Zähltag war Ende Juli). Diese Prognose gilt dazu noch als relativ unsicher.

 ?? FOTO: DPA ?? Kein Platz in der Kita? Wenn Eltern ihren Rechtsansp­ruch anmelden, muss die Verwaltung tätig werden. 710 Verfahren gab es im vergangene­n Jahr.
FOTO: DPA Kein Platz in der Kita? Wenn Eltern ihren Rechtsansp­ruch anmelden, muss die Verwaltung tätig werden. 710 Verfahren gab es im vergangene­n Jahr.
 ?? FOTO: MISERIUS ?? Jugenddeze­rnent Marc Adomat will bei den Kitas zulegen.
FOTO: MISERIUS Jugenddeze­rnent Marc Adomat will bei den Kitas zulegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany