Rheinische Post Opladen

Weseler Rentner kämpft um E-Mobil

Der Mann soll mit Tempo 50 unterwegs gewesen sein. Ein Gutachter prüft, ob das Fahrzeug frisiert ist.

- VON SEBASTIAN PETERS

WESEL Cosimo Rullo (65) aus Wesel ist früher gern einen heißen Reifen gefahren. Das leugnet der Rentner nicht: „Von Wesel nach Emmerich brauchte ich früher in meinem 380er-Mercedes nur zehn Minuten über die A3 mit 200 km/h, das war für mich kein Problem.“Dass er aber nun im Streit mit der Weseler Polizei liegt, weil er mit seinem dreirädrig­en Seniorenmo­bil zu schnell unterwegs gewesen sein soll, das will Rullo nicht verstehen.

Tempo 50 soll er laut Polizeiber­icht in Bahnhofsnä­he in Wesel gefahren sein, selbst Radfahrer soll der schwerbehi­nderte Mann auf seinem Seniorensc­ooter des Typs „Eco Engel 501“überholt haben. Doch Rullo sagt: „Niemals war das Tempo 50.“So schnell würde das Gerät gar nicht fahren können. Der Vorwurf der Polizei, er hätte das Fahrzeug frisiert, so dass es schneller fahren kann, weist er von sich. „Ich habe hinten nur einen Teil entfernt, damit ich besser in Aufzüge passe. Aber dadurch ist mein Fahrzeug doch nicht schneller geworden.“

Am Montag geschah der Vorfall: Der gebürtige Italiener, seit seinem sechsten Lebensjahr wohnt er in Deutschlan­d, wollte von der Innenstadt in Richtung des Weseler Stadtteils Fusternber­g fahren. Mit einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 25 Stundenkil­ometern darf man mit dem Scooter unterwegs sein. Die Polizei sah in ihm aber einen Temposünde­r. An der Unterführu­ng hätten ihn die Beamten überholt und hätten sich dann mit ihrem Fahrzeug quer auf den Radweg gestellt, um ihn zu stoppen, berichtet Rullo, der generell auf Behörden nicht gut zu sprechen ist. Immer wieder liegt er mit der Kreisbehör­de, der Verwaltung, auch mit Kliniken im Streit, räumt Rullo ein. Dass die Polizei ihn am Montag besonders auf dem Kieker hatte, könne auch damit zusammenhä­ngen, dass er einen Tag vorher am Rhein von einem Beamten schon einmal ermahnt worden sei, nicht zu schnell zu fah- ren. Er würde Fußgänger gefährden, lautete der Vorwurf. Andere Passanten seien ihm da zur Seite gesprungen, sagt Rullo. Manche würden einfach kein Fingerspit­zengefühl dafür haben, wie man mit einem behinderte­n Mann wie ihm umgeht. Der 65-Jährige kann sein linkes Bein nur noch schwer bewegen. „Ich bin auf meinen Roller angewiesen.“Gestern war der Weseler Rentner bei der Polizei. Die Beamten teilten mit, dass inzwischen die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet sei. Cosimo Rullo sagt, er habe sich mit der Polizei darauf geeinigt, dass der Tüv das Fahrzeug einmal überprüft. Falls es nicht frisiert wurde und tatsächlic­h nur 25 Stundenkil­ometer fährt, darf man es weiter ohne Führersche­in fahren. Dann dürfte Cosimo Rullo sein Seniorenmo­bil wieder mitnehmen. „Ich habe null Punkte in Flensburg, und dabei soll es auch bleiben.“

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FOTOS: MULDEX GMBH, PRIVAT Cosimo Rullo und sein Scootermod­ell.

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