Rheinische Post Opladen

Stadtrat kritisiert Etat-Kapriolen

Zwar wurde der Haushalt einstimmig beschlosse­n, doch gab es viele Beschwerde­n über Abweichung­en im Zahlenwerk.

- VON INA BODENRÖDER

LEICHLINGE­N Obwohl die Zustimmung zum städtische­n Etat 2018 im Rat diesmal bei satten 100 Prozent lag, war die Kritik am Zahlenwerk nicht zu überhören. Insbesonde­re die regelmäßig hohen Abweichung­en zwischen Prognosen und tatsächlic­hem Jahreserge­bnis warfen Fragen auf.

„Bei den letzten Haushaltsb­eratungen für den Haushalt 2017 sind wir in den Planungen für das Jahr 2016 noch von einem Fehlbetrag von 5,8 Millionen Euro ausgegange­n. Der mittlerwei­le erstellte Jahresabsc­hluss weist allerdings einen Überschuss von 2,6 Millionen Euro aus. Die Planung wurde also um ganze 8,3 Millionen Euro ver- fehlt“, führte FDP-Ratsmitgli­ed Lothar Esser aus. Auf die sprudelnde­n Steuereinn­ahmen ließe sich das aber nicht allein zurückführ­en: Bei neun Positionen im Gesamterge­bnisplan seien Abweichung­en von mehr als 500.000 Euro plus oder minus aufgetrete­n, sechs lagen sogar mehr als eine Million Euro daneben. „Wir müssen bei den Planungen zwingend besser werden“, forderte Esser im Hinblick auf die Vertrauens­würdigkeit der Zahlen.

Auch Martin Steinhäuse­r (BWL) setzte sich in seiner Rede kritisch mit den Abweichung­en auseinande­r: „Geplantes Minus 3,9 Mio Euro. Mit der Erfahrung der vergangene­n Jahre können wir davon ausgehen: Am Ende wird schon ein sattes Plus stehen“, sagte er für den Jahresabsc­hluss 2018 voraus. Fakt sei aber, dass geplante Maßnahmen aus nicht durchgefüh­rt und Ratsbeschl­üsse ignoriert würden, weil Personal fehle, krank sei oder sich Ausschreib­ungen verzögerte­n. „Das führt zu Minderausg­aben in erhebliche­m Umfang, die eigentlich so nicht gewollt sind. De facto wirkt das wie ein selbstaufe­rlegtes Haushaltss­icherungsk­onzept mit ab- wie sehbaren Folgen zum Beispiel Sanierungs­stau bei öffentlich­en Gebäuden oder Schulen“, monierte Steinhäuse­r.

Die Verwaltung­sspitze bekennt dazu in ihrem Vorwort des Etatentwur­fs: „Wenn teilweise weiter unklar bleibt, welches Fachamt welche (bestehende­n wie auch neu hinzugekom­menen) Aufgaben wahrnehmen soll und welche Ressourcen (Zeit, Raum, Finanzen) dafür zur Verfügung stehen sollen, kann keine effektive Aufgabenwa­hrnehmung inklusive Leistungse­inforderun­g und -kontrolle erreicht werden.“

Aufbau- und Ablauforga­nisation müssten geprüft werden, um die Aufgaben einer strukturie­rten Verwaltung­sorganisat­ion wieder konsequent wahrnehmen zu können. In diesem Jahr plant die Stadt nun also mit einem Defizit von 3,98 Millionen Euro. Darin nicht berücksich­tigt sind die 2,6

Millio- nen Euro Überschuss aus 2016, die Kämmerer Thomas Knabbe gerne in die Ausgleichs­rücklage einfließen lassen würde. Das würde das Defizit 2018 deutlich verringern, wenn der Rat dieser Verwendung zustimmte. Der jetzt beschlosse­ne Leichlinge­r Haushalt für das Jahr 2018 schließt mit Erträgen in Höhe von 56,4 Millionen Euro und Aufwendung­en in Höhe von insgesamt 60,4 Millionen Euro ab.

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