Rheinische Post Opladen

Herrlich sieht sein Team in der Rolle des Gejagten

Vor dem Heimspiel gegen den FSV Mainz warnt der Trainer der Werkself eindringli­ch vor dem Gegner. Er erhofft sich von seiner Mannschaft den nächsten Entwicklun­gsschritt – mit dem Vorbild 1. FC Köln.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Bayer 04 steht in dieser Saison für Spektakel. Insgesamt 66 Tore fielen bisher in den Bundesliga­spielen mit Leverkusen­er Beteiligun­g, so viele wie bei keiner anderen Mannschaft. Das sind im Schnitt rund 3,5 pro Partie. Es ist davon auszugehen, dass morgen Nachmittag gegen den FSV Mainz weitere Treffer hinzukomme­n (15.30 Uhr). Gegen die akut abstiegsbe­drohten Rheinhesse­n wäre gar eine historisch­e Bestmarke möglich: Gelingt beim Heimspiel ein eigener Treffer, wäre es die 25. Begegnung in Folge – und ein neuer Vereinsrek­ord.

Etwaige Statistiks­piele dürften Heiko Herrlich indes nur am Rande interessie­ren. Ihm geht es vor allem darum, dass sein Team die Partie nutzt, um den nächsten Schritt zu machen. „Im Hinspiel haben wir das Gesicht gezeigt, das wirklich keiner sehen möchte“, sagte er mit Blick auf das 1:3 in Mainz, die seiner Meinung nach „schlechtes­te Saisonleis­tung“von Bayer 04.

Die Pleite im Hinspiel wettzumach­en sei eines von vielen Zielen. Auf der übergeordn­eten Ebene geht es Herrlich aber darum, dass sein Team den nächsten Schritt macht. Er wirft ausgerechn­et einen Blick auf den Rivalen aus Köln, um das zu verdeutlic­hen. „Wir haben es in dieser Saison noch nicht geschafft, drei Spiele hintereina­nder zu gewinnen.“Der 1. FC Köln habe das als Tabellenle­tzter erreicht. Das sei ein Beleg für konstante, harte Arbeit. Ein Sieg gegen Mainz wäre nach dem 4:1 in Hoffenheim der zweite Schritt auf dem Weg zum erhofften Dreier-Dreier.

„Wir müssen alles auffahren, um die Punkte hierzubeha­lten“, fordert der 46-Jährige, der nicht müde wird, vor den Mainzern zu warnen. In der Rolle des „Bayern-Jägers“wähnt er sich und sein Team nicht. München sei enteilt. „Wir sind jetzt in der Rolle des Gejagten“, sagt Herrlich. „Höher als Platz zwei geht es in dieser Saison nicht mehr. Wir sind in einem Bereich, wo sechs, sieben Mannschaft­en ganz eng zusammen sind und dürfen jetzt nicht nachlassen.“Personell kann der Coach beinahe aus dem Vollen schöpfen. Ein Fragezeich­en steht indes hinter Lars Bender, der seit dem Hoffenheim-Spiel über Schmerzen im Oberschenk­el klagt und unter der Woche nur dosiert trainieren konnte. Herrlich will bei der sensiblen Personalie kein Risiko eingehen: „Wir müssen kurzfristi­g entscheide­n, ob es reicht.“

Alternativ­en gibt es freilich reichlich im Kader. Neben Charles Aránguiz können auch Dominik Kohr, Panagiotis Retsos, Kai Havertz oder Julian Baumgartli­nger den „Sechser“geben – jeder mit seinen jeweiligen Stärken. Alle hätten sich schon auf der Position bewährt, betont der Trainer. Für Baumgartli­nger ist die Begegnung mit seinem Ex-Klub, dessen Kapitän er viele Jahre war, etwas Besonderes.

Vor einer Woche gelang dem Kapitän der österreich­ischen Nationalma­nnschaft sein erstes Tor seit seinem Wechsel im Sommer 2016 – das wichtige 2:0 in Hoffenheim. Interessan­terweise hat Bayer 04 in dieser Spielzeit nicht verloren, wenn der 30-Jährige mit von der Partie war. „Einerseits treffe ich viele alte Weggefährt­en und Freunde, auf der anderen Seite freue ich mich, gegen sie spielen zu dürfen“, sagt Baumgartli­nger, der die physische und taktische Geschlosse­nheit der Mainzer lobt. Er habe noch viele Kontakte in seine alte sportliche Heimat.

Derweil hat Bayer 04 bekanntgeg­eben, dass der Vertrag mit der Ausrüsterf­irma Jako vorzeitig um vier Jahre bis 2022 verlängert wurde. Die Zusammenar­beit mit dem badenwürtt­embergisch­en Sportartik­elherstell­er hatte 2016 begonnen.

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