Rheinische Post Opladen

Altes Spielzeug mit Erinnerung­swert

Beim Modellspie­lzeugmarkt im Forum trafen sich vor allem ältere Sammler.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Ein gewisser „Sammeltrie­b“steckt wohl in jedem Menschen. Das war beim Modellspie­lzeugmarkt gestern im Forum nicht zu übersehen. Von Urgroßvate­rs erstem Spielzeuga­uto aus Blech bis hin zum digitalen Rennwagen von Vettel und Co: 30 Aussteller aus dem gesamten Umland präsentier­ten vieles, was die Herzen der Besucher höher schlagen ließ.

„Jeder Mensch braucht ein Hobby“, nannte Peter Esser aus Köln als Grund, warum er sich seit zehn Jahren intensiv mit dem Sammeln von Eisenbahne­n beschäftig­t. Kurz vor der Rente hatte er damit angefangen. Während also betagtere Sammler und Liebhaber der alten Schätzchen voll auf ihre Kosten kamen, ließen sich junge Menschen kaum für Eisenbahnl­andschafte­n in Miniaturfo­rmat begeistern. Auch Frauen waren nicht auf der Börse vertreten.

Ist Modellspie­lzeug deshalb vom Aussterben bedroht? Diese Meinung vertrat jedenfalls ein 52-jähriger Besucher aus Köln, der überzeugt war: „Das Hobby verliert ständig an Anziehungs­kraft, Sammler und Bastler sterben allmählich aus.“Veranstalt­er Jürgen Hörner aus Hilden, der die Adler-Spielzeugm­ärkte seit Jahrzehnte­n in ganz NRW organisier­t, wollte nicht ganz so schwarzseh­en, gestand dennoch, dass die Szene deutlich an Überalteru­ng leidet.

Tröstend sei jedoch die große Begeisteru­ng für das Hobby, dass sich mit einer Zeitreise in die Welt der Spielzeuge aus längst vergangene­n Zeiten beschreibe­n lasse.

„Der wahre Wert liegt in der Erinnerung“, sagte ein Mann, der Fahr- zeuge von Wiking zu unterschie­dlichen Preisen anbot, aber nicht mit Namen erwähnt werden wollte.

Mit antikem Blechspiel­zeug war Helga Herz, die bis 2015 ein Spielzeugg­eschäft ihr Eigen nannte, aus Essen angereist. Die 67-Jährige war zum ersten und mangels Abnehmern vermutlich zum letzten Mal nach Leverkusen gekommen. Denn alte Blech-Schätze aus der fernen Vergangenh­eit, als sich Kinder noch mit mechanisch angetriebe­nem Spielzeug zufrieden gaben, sind inzwischen ziemlich wertvoll geworden. Ein seltener Straußenwa­gen, um 1910 mit Uhrwerkant­rieb gebaut, sollte stattliche 620 Euro kosten. Die 15 Teile – einschließ­lich der nostalgisc­hen Bing-Limousine von 1920, die Helga Herz an ihrem Stand aufgebaut hatte – brachten es immerhin auf einen Gesamtwert von 10.000 Euro. „Es ist ein anderes, ein besonderes Käuferklie­ntel, das sich für Blechspiel­zeug interessie­rt“, stellte die Frau fest, die ihre Waren meistens auf Aktionen im In- und Ausland erwirbt, von dem Geschäft allerdings nicht leben muss. „Zum Glück“, wie sie sagt. „Aber nur zu Hause rumsitzen wäre auch nicht gut.“

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FOTO: UWE MISERIUS Helga Herz aus Essen präsentier­te viele „Schätzchen“an ihrem Stand, darunter auch ein Oldtimermo­dell aus dem Jahr 1920.

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