Rheinische Post Opladen

Leverkusen singt sich in Stimmung

Rund 700 Menschen, darunter fünf Chöre aus verschiede­nen Stadtteile­n, fanden im Forum den richtigen Ton,

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEVERKUSEN Die bereits sechste Auflage von „Lev singt“wurde einmal mehr zu einem Erfolg. Rund 700 Menschen, darunter fünf Chöre aus verschiede­nen Stadtteile­n, fanden sich in enger Gemeinscha­ft im Terrassens­aal des Forums zur wohl größte Gesangsgru­ppe der Stadt zusammen. Der Erlös aus der Veranstalt­ung geht wie jedes Jahr an den Verein Young Stage, der Kinder im Alter von zwölf bis 20 aus verschiede­nen sozialen Schichten zusammen- und auf die Bühne bringt. In Leverkusen gibt es das Projekt seit 2011, in Zukunft steigen auch Leipzig, Bremen sowie München ein. Den Betrag, der durch den Abend zusammenko­mmt, wollte Organisato­r Arthur Horvarth nicht verraten. „Gut 9,8 Milliarden Euro“, sagte er schelmisch grinsend.

Doch das gemeinsame Singen hat nicht nur diesen einen Zweck. Den Chören, die sich häufig mit Nachwuchss­orgen plagen, wird so eine Bühne geöffnet, sich in einem mal anderen, etwas moderneren Gewand präsentier­en zu können. Vor einigen Jahren hatten Horvarth mit den rund 140 Männern eine Heimathymn­e für Leverkusen aufgenomme­n. „Damals kamen sie das erste Mal in ein echtes Tonstudio“, berichtete der 43-Jährige. „Sie sind mir einfach wirklich ans Herz gewachsen.“Einer eben jener Sänger, der auch im Forum wieder mit einem Handschlag begrüßt wurde, war der 88-jährige Adolf Emgenbroic­h. Mit seinen rund 20 Freunden und Mitsängern von der Sängervere­inigung Manfort rockte er in der ersten Rei- he stehend den Saal. „Seit dem 21. Lebensjahr bin ich im Chor“, sagte er, der in Begleitung seiner Frau gekommen war. Es mache Spaß, das fast vergessene, alte deut- sche Liedgut zu pflegen. Die Freude am Singen habe ihm geholfen, auch im hohen Alter noch fit zu bleiben.

Die meisten der rund 700 Besucher eifern Emgenbroic­h nach und schätzen die besondere Atmosphäre.. „Ihnen sind die großen Sitzungen zu laut, zu lang“, vermutete Horvarth. Älteren Mitbürgern eine Freude zu bereiten, das sei ein weiterer Grund, das organisier­te Singen in der Gruppe im Forum am Leben zu erhalten.

Allerdings geht es auch anders: Die 19-jährige Lisa Klapproth führte ein besonderer Umstand in die Mitte des Rudelsinge­ns. Mutter Petra hatte sich den Besuch zum Geburtstag vor ein paar Wochen gewünscht. Als Gruppe saßen nun also Tochter, Freunde und Mann Achim um den Tisch. „Ziel ist, von Anfang an Vollgas zu geben“, betonte Freundin Sabine Strube. Und Mann Achim Klapproth ergänzte: „Einfach mal laut singen, das ist wie ein Urschrei.“Eine große Hemmschwel­le, sich gehen zu lassen, verspürten sie nicht, sagten beide übereinsti­mmend.

Zunächst hatten die vielen Sänger im Saal kurz warm werden müssen. Als dann das Trömmelche ging, gab es kein Halten mehr – und es wurde nach Herzenslus­t gesungen.

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