Rheinische Post Opladen

Langohr Steffes kapitulier­t vor närrischer Magie

Mit Frohsinn und Zauberei eroberten die Karnevalis­ten das Rathaus – trotz bis zuletzt hartnäckig­er Gegenwehr des pelzigen Stadtchefs.

- VON INA BODENRÖDER

LEICHLINGE­N Das hätten sich die Karnevalso­beren in der Blütenstad­t mal besser vorher überlegen sollen: Wegen ihres diesjährig­en Sessionsmo­ttos „Leichlinge­n ist voller Magie – die Jecken führen hier Regie“hatte die Stadt gestern zwischenze­itlich einen lebensgroß­en Rammler als Bürgermeis­ter.

Prinz Michael III. hatte Frank Steffes wie von Zauberhand in ein Karninchen verwandelt, um leichtes Spiel bei der Machtübern­ahme der Jecken um 11.11 Uhr im Zelt auf dem Rathausvor­platz zu haben. Doch das bürgermeis­terliche Langohr gab sich widerspens­tig und wollte den Rathaussch­lüssel auf keinen Fall den Karnevalis­ten überlassen. Da musste der Prinz mit härteren Bandagen kämpfen: „Wenn Du mir den Schlüssel nicht gibst, bleibst Du ein Leben lang Karnickel“, drohte er Steffes, der – obwohl ihm im Ganzkörper-Polyester-Kostüm wahrschein­lich mittlerwei­le ganz schön heiß war – immer noch nicht klein beigab.

Ganz zu eskalieren drohte die jecke Situation schließlic­h, als die Tollität ihre vermeintli­chen Verbündete­n – die Ehrensenat­oren des Festkomite­es Leichlinge­r Karneval – zur Unterstütz­ung auf die Bühne rief. Der Bürgermeis­ter wähnte das als Hilfe. Schließlic­h ist er Senatspräs­ident der Männertrup­pe – und hoffte ernsthaft, dass sie seine Macht stärken würden. Doch weit gefehlt. Nicht nur, dass sie ihm moralisch in den Rücken fielen und Prinz Michael zur Seite sprangen, sie warfen auch noch ihre ehrenamtli­che Hilfe bei der Essensausg­abe der Leichlinge­r Tafel plus 300 Euro Spende an den mildtätige­n Verein in die Waagschale – vom Prinzen auf 500 Euro aufgerunde­t.

Da konnte Steffes schließlic­h nicht anders und rückte den Rathaussch­lüssel mit hängenden Ohren heraus. Den Jecken im vollen Karnevalsz­elt gefiel es – und zwar nicht nur, dass sie jetzt bis Aschermitt­woch die Macht haben, sondern auch wegen der Tatsache, dass Prinz Michael trotz Magen-DarmInfekt­s zwei Tage zuvor den Rathausstu­rm anführte. Ein bisschen blass um die Nase wirkte er zwar noch, aber seine Karnevalsl­ieder schmettert­e er trotzdem, als ob kein Virus ihm was anhaben könnte.

Werner Fuchs, Vorsitzend­er der Vereinigun­g Leichlinge­r Karneval, war das allemal ein Dank wert: „Et hätt noch emmer joot jejange – danke, dass wir heute wieder mit Dir auf der Bühne stehen dürfen“, wandte er sich an den Prinzen. Und der bekannte an das Jeckenvolk: „Eure vielen Genesungsw­ünsche haben mir Auftrieb gegeben.“Einen Vorteil hat die Machtübern­ahme übrigens für alle Leichlinge­r: Der neue Chef hat in seinem Regierungs­programm vorgesehen, dass alle bis Mittwoch in Leichlinge­n parken dürfen, wo immer sie wollen – und zwar ohne Knöllchen. Hoffentlic­h hat er das mit den Mitarbeite­rn des entmachtet­en Rammlers abgestimmt.

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FOTOS: PETER THÖNES Die Leichlinge­r Narren übernehmen die Macht im Rathaus: Prinz Michael III. musste Bürgermeis­ter Frank Steffes, sinnbildli­ch die Ohren langziehen, bevor der den Schlüssel herausgab.

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