Rheinische Post Opladen

FC Bayern gewinnt auch ohne Heynckes

Der Cheftraine­r liegt mit fiebriger Erkältung im Bett. Mutige Schalker unterliege­n 1:2 in München.

- VON HENNING RASCHE

MÜNCHEN Man kann dem Schalker Fußballleh­rer Domenico Tedesco wahrlich nicht vorwerfen, er habe nicht alles versucht. Er wedelte derart eifrig mit Armen und Handfläche­n, dass man Tedesco auch für einen Mann halten könnte, der sich vollständi­g dem Experiment hingegeben hat, zwei Sinfonieor­chester gleichzeit­ig zu dirigieren. Doch Tedescos Auftrag war komplizier­ter. Er war mit dem FC Schalke nach München gereist, um die Bayern zu schlagen.

Diese Mission ist gescheiter­t. Bayern München, letzte Niederlage am 25. November in Mönchengla­dbach, besiegte Schalke mit 2:1 (2:1) und baute den Vorsprung in der Tabelle auf, wirklich wahr, 18 Punkte vor RB Leipzig aus. Und das, obwohl Schalke in der Münchner Arena mutig und offensiv auftrat, obwohl Bayern wenigstens in der zweiten Hälfte nachlässig wurde, und obwohl Jupp Heynckes gar nicht im Stadion war.

Der von Uli Hoeneß für unentbehrl­ich erklärte Cheftraine­r des deutschen Rekordmeis­ters leidet an einem grippalen Infekt und schonte sich zu Hause. Das ermunterte den Stadionspr­echer zu der Aussage, Heynckes fiebere vor dem Fernseher mit. Das dürfte ab der kommenden Saison der Regelfall sein, weil Heynckes endlich in den Ruhestand will. Co-Trainer Peter Hermann übernahm und versichert­e, dass sich sein Chef nicht via Telefon ins Spielgesch­ehen eingeschal­tet habe. Es gab lediglich eine SMS – mit Glückwünsc­hen zum Sieg. Eine Bot- schaft, die der Liga Sorgen bereiten dürfte. Bayern gewinnt auch ohne Heynckes.

Dabei sah es zunächst danach aus, als könnte Schalke eine Überraschu­ng gelingen. Tedesco schickte drei Stürmer auf den Platz und beorderte das gesamte Team in den ersten 45 Minuten derart häufig in die Hälfte der Bayern, dass man Schalke beinahe für Real Madrid hätte halten können. Schon in der zweiten Minute scheiterte Breel Embolo lediglich am ständigen Vertreter von Manuel Neuer, Sven Ulreich.

Doch bevor Schalke zu optimistis­ch hätte werden können, traf Bayerns polnischer Torjäger Robert Lewandowsk­i in der sechsten Minute zum 1:0. Schalkes Torhüter Ralf Fährmann ließ einen strammen Schuss von Thomas Müller direkt vor die Füße des Münchner Stürmers abprallen, der die Gelegenhei­t nutzte und einen Rekord seines Cheftraine­rs einstellte. In sämtlichen elf Heimspiele­n erzielte Lewandowsk­i ein Tor. Ein Rekord, dem Heynckes nicht nachweint. „Ich wusste bis vor ein paar Tagen nichts davon. Damals wurde so etwas noch nicht gezählt“, sagte er.

Das Spiel blieb trotzdem heiter. Schalke traute sich viel zu und glich nach einer halben Stunde durch einen Treffer von Franco di Santo verdient aus. Weil sich Fährmann allerdings das zweite Mal einen Fehler erlaubte, gelang Thomas Müller der spätere Siegtreffe­r zum 2:1 auf eine Art und Weise, die Thomas Müller auszeichne­t. Man hält das für Glück, aber irgendwie hat der Müller häufig Glück.

Zur Pause hätte man das Topspiel der Bundesliga am besten beendet. Das Niveau flachte in der zweiten Hälfte derart konstant ab, dass der dirigieren­de Tedesco zu mehr Bewegung kam als die Angreifer beider Teams. Ihr mutiges Spiel hatten die Schalker offenbar in der Kabine vergessen, aber auch die Bayern taten nur noch das, was unbedingt zum neunten Sieg in Folge notwendig war. Viele Ungenauigk­eiten, Fehlpässe und Debatten mit Schiedsric­hter Tobias Stieler trugen ebenfalls nicht zur Unterhaltu­ng des Publikums bei.

Leon Goretzka hat übrigens auch mitgespiel­t – für Schalke. Bei seiner Ankunft in der Münchner Arena schaute er sich schon einmal sehr genau um, schließlic­h wird sie bald seine Heimat darstellen.

Vielleicht erfährt Nationalsp­ieler Goretzka dann auch, wie es ist, einfach nicht zu verlieren. Egal, was passiert.

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FOTO: DPA Jubeltänzc­hen: Der Münchner Thomas Müller (r.) feiert mit Arjen Robben seinen Treffer zum 2:1 gegen Schalke.

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