Rheinische Post Opladen

Pferde im Zoch – ein Restrisiko bleibt

Nach Kutschunfa­ll im Kölner Rosenmonta­gszug: Altstadtfu­nken bleiben gelassen. Reul warnt vor zu schnellen Verboten.

- VON LUDMILLA HAUSER

OPLADEN Diskussion am Rosenmonta­g-Abend im Funkenturm in der Bahnstadt – der Kutschenun­fall beim Zoch in Köln. Ein Pferd war durchgegan­gen, hatte ein anderes im Gespann mitgezogen. Fünf Menschen wurden verletzt. „Natürlich war das Gesprächss­toff“, sagt Altstadtfu­nkenpräsid­ent Rainer Martins. „Die Situation in Köln, das ist schrecklic­h. Zumal es ja so aussieht, als ob da etwas von außen in den Zug getragen wurde. Es gibt viele Gerüchte und Mutmaßunge­n“, spielt er darauf an, dass ein Gegenstand nach dem Pferd geworden worden sein soll, es ist gar von einer Zwille die Rede, mit der auf das Tier geschossen worden sein soll. Überlegung­en, das 2005 gegründete Altstadtfu­nken-Reitercorp­s, das einzige einer KG in der Stadt – nicht mehr am Rosenmonta­gszug teilnehmen zu lassen, gibt es bei den Altstadtfu­nken aber nicht. „Wir warten jetzt erstmal ab, wie es in Köln weitergeht“, sagt Martins.

In Opladen gingen beim Zug acht Pferde mit. „Bei uns wird die Teilnahme der Pferde intensiv vorbereite­t. Die Reiter haben das Reitabzeic­hen, sind im Umgang mit den Tieren sicher. Zusätzlich werden die Pferde geführt“, weist Martins hin. Und hat eine kleine Kritik an der Zugleitung: „Eigentlich soll die Reiterstaf­fel als Erstes im Zug gehen. Nicht, wie dieses Mal, hinter einer Fußgruppe.“

Ein Wohlfühlor­t fürs Pferd, da sind sich Dr. Kurt Molitor und Dr. Sabine Beier vom Veterinära­mt der Stadt einig, ist ein Karnevalsz­ug nicht. „Aber wir kümmern uns darum, dass das Optimale für die Tiere in Opladen möglich wird“, bestätigt auch Molitor und zählt auf: Die Pferde kommen alle von einem Reiterhof (Gut Reuschenbe­rg, Anm. d. Redaktion), werden von dort bis zur Zugaufstel­lung geritten, müssen also keine Fahrt im Hänger überstehen. Während des Zuges besteht ständiger Kontakt zu den – den Tieren bekannten – Pferdeführ­ern, die Reiter sind mit den Tieren vertraut. Zudem wisse die Reitstallb­esitzerin, welche Tiere das „passende Nervenkost­üm“für solch eine Veranstalt­ung hätten und welche eben nicht.

Zum Reitstall unterhalte das Veterinära­mt einen guten, intensiven Kontakt. Eine Art „Doping-Test“direkt vor dem Umzug, also eine Blutprobe auf Sedierungs­mittel hin, gebe es nicht. Generell sei eine Sedierung der Tiere nicht erlaubt. Beier ergänzt: „In Opladen gehen die Tiere maximal drei Stunden im Zug. Das ist moderat. In großen Zügen dauert es teils zehn Stunden und mehr.“Dennoch: Selbst wenn ein Pferd nicht mit Zwille oder Kamelle oder anderem beschossen werde, bleibe es ein Fluchttier. „Und somit bleibt auch ein Teil Unberechen­barkeit“, fügt die Tierärztin an.

NRW-Innenminis­ter Reul sagt zu dem Unfall im Rosenmonta­gszug zwei Dinge: „Zuerst muss die Ursache ermittelt werden. Bis dahin sollte man vorsichtig sein mit vorschnell­en Rufen nach Verboten.“Dies hatten unmittelba­r nach den Ereignisse­n Tierschütz­er gefordert. Reul bittet um die Versachlic­hung der Debatte. Selbstvers­tändlich stehe die Sicherheit von Mensch und Tier an erster Stelle. Falls die Analy- se des Vorfalls vom Montag durch Experten ergebe, dass Pferde im Zug nicht mehr mitlaufen sollten, dann will der Innenminis­ter sich dem beugen. Sein rheinische­s Herz sagt etwas anderes: Der Leichlinge­r würde die Tiere gerne behalten, ist ein großer Fan von Pferden im Zug, „weil es Tradition im Rheinland ist“.

In die Richtung geht auch Reiner Martins: „Pferde gehören eigentlich traditione­ll in einen Zug, früher wurden die Wagen nicht von Traktoren, sondern von Pferden gezogen. Und bis vor einiger Zeit ist in Opladen immer die Reiterstaf­fel der Polizei vorneweg geritten“, erinnert er.

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FOTO: UWE MISERIUS Für viele Rosenmonta­gszug-Besucher ein beliebter Hingucker sind die Pferde des Altstadtfu­nken-Reitercorp­s wie dieser schöne Friese.

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