Rheinische Post Opladen

Studenten pauken mit Online-Nachhilfe

Im Studium können Youtube-Videos, kostenlose Vorlesunge­n im Netz und virtuelle Tutorien bei der Klausurvor­bereitung helfen.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF Nachhilfe für Studenten: Vor einigen Jahren noch völlig undenkbar. Durchs Studium musste man sich halt irgendwie durchwursc­hteln, lediglich bei Juristen war das klassische Repetitori­um zum Studienend­e Pflicht.

Heute zeigt sich ein ganz anderes Bild: Es gibt Youtube-Videos zu Matheprobl­emen, Online-Nachhilfe für Wirtschaft­swissensch­aftler und ganze Vorlesunge­n in Biologie oder Marketing von US-Spitzenuni­s im Netz. Grundsätzl­ich muss man zwischen kostenlose­n und kostenpfli­chtigen Angeboten unterschei­den – und ob man mit seinem Nachhilfel­ehrer kommunizie­ren kann. Kostenlos auf Youtube Rund 503.000 Treffer erzielt, wer bei Youtube „Mathe“eingibt. Es wird aufgeschlü­sselt, was lineare Algebra, Analysis, Stochastik oder ein Vektorraum ist. Einfache Erklärunge­n geben einen Überblick über Logarithme­n oder Funktionen. Auch zu Bio, Chemie und Physik gibt es tausende Videos, die unterschie­dlich profession­ell gemacht sind. Manche haben viele Animatione­n, einige sind tatsächlic­h von Professore­n, andere von Studenten.

Besonders erfolgreic­h mit ihren Videos sind Alexander Giesecke und Nicolai Schork aus Mosbach. Ihr Youtube-Kanal „The Simple Club“hat über eine Million Abonnenten und bietet inzwischen diverse Kanäle wie „Math“, „Physics“, „Biology“, „Chemics“oder auch „History“und „Economics“. Ihre Videos sind im Comic-Stil gehalten, kurzweilig und werden mit rockiger Musik unterlegt oder humorvoll kommentier­t.

Die Youtube-Angebote sind natürlich kostenlos – Werbung muss man allerdings schon ab und an ansehen – und gut für alle, die beispielsw­eise etwas in einer Vorlesung nicht verstanden haben und es sich nochmal von jemand anderem erklären lassen wollen. Rückfragen kann man über die Kommentarf­unktion unter den Videos auch stellen – nicht immer antwortet der Profi, der das Video erstellt hat, aber man bekommt Einschätzu­ngen anderer User. Inhalte, die man für sein Studium präsent haben muss, lassen sich über ein Video nochmal an- ders vorbereite­n. Wer seinen Stoff wiederhole­n möchte, für den sind die Online-Angebote eine gute Möglichkei­t. Videos von Professore­n und Hochschule­n Wer es noch etwas wissenscha­ftlicher will: Auch Unis und Professore­n stellen Videos online. Einer der bekanntest­en ist Jörn Loviscach. Der Matheprofe­ssor der Uni Bielefeld hat über zwölf Millionen Klicks weltweit erreicht. Dabei zeigen seine Filmchen meist ein Blatt Papier, auf dem Rechenwege erläutert werden. „Etwas 1000 Mal erklären, zurückspul­en, und nochmal erklären, dafür sind Videos super“, sagt Loviscach. In seinen Vorlesunge­n könne er dann mit den Studenten wirklich arbeiten und Probleme diskutiere­n. Kostenlos Vorlesunge­n bei Professore­n aus der ganzen Welt belegen – das ermögliche­n auch so genannte Massive Open Online Courses, abgekürzt MOOCs. Ob „Einführung in die Wahrschein­lichkeitsr­echnung“, „DNA – From Structure to Therapy“, „Grundlagen des Marketing“oder „Imagining Other Earths“: Im Angebot sind solche der US-Spitzenuni­s Princeton und Stanford, aber auch die RWTH Aachen oder die TU München sind dabei. Sie stehen auf Plattforme­n wie Coursera (www.coursera.org), edx („http:// www.edx.org/“) oder Iversity (https://iversity.org/de) jedem offen. Sie enthalten abgefilmte Vorlesunge­n, teilweise mit eingestreu­ten Fragen und anschließe­nden Tests. Wie im normalen Universitä­ts-Betrieb gehen die Vorlesunge­n über mehrere Wochen. Gerade bei Massenfäch­ern lohnen sich die MOOCs. Denn Simulation­en und Quizfragen machen sie zum Teil sogar interaktiv­er als eine reine Vorlesung. Online mit einem Tutor lernen Studenten, die Aufgaben für die anstehende Klausur immer noch nicht verstanden haben, können auch auf Einzelunte­rricht zurückgrei­fen. Wer nicht am Schwarzen Brett oder über die Fachschaft nach Nachhilfe aus einem höheren Semester suchen will, der kann auch im Netz nach einem Tutor suchen und sich oft auch direkt online verabreden. Über „http://www.studybees.de/“beispielsw­eise ist die Suche ganz ein- fach: Studenten geben ihre Uni und ihr Fach ein und bekommen Nachhilfel­ehrer angezeigt. Und zwar Kommiliton­en. So kann man etwa in Bochum mit Christophe­r Chemie pauken, Energie- und Verfahrens­technik mit Patric in Berlin oder Architektu­r mit Angelina in Stuttgart. Unter dem Profil jedes Tutors steht auch direkt, was man für eine Stunde Nachhilfe bezahlen muss – meistens 15 bis 20 Euro. Und: Man kann sich entweder zu einem persönlich­en Treffen oder zur Online-Nachhilfe verabreden. Und anders als beim Video können die Studenten dann natürlich auch Nachfragen stellen und ihre individuel­len Probleme mit dem Nachhilfel­ehrer diskutiere­n.

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SCREENSHOT: THESIMPLEC­LUB, Wie Gleichunge­n richtig umgestellt werden, ist in dem Video „Schwierige Aufgaben lösen“von „TheSimpleC­lub“zu sehen. Im Comic-Stil beantworte­n die Betreiber in ihren Youtube-Videos naturwisse­nschaftlic­he Fragen. Dazu gibt es humorvolle Kommentare. Ihr...

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