Rheinische Post Opladen

Neue Helden fürs Hollywood-Kino

„Black Panther“bringt vornehmlic­h schwarze Superhelde­n auf die Leinwand.

- VON JOHANNES VON DER GATHEN

(dpa) Die Zeiten ändern sich auch in Hollywood rasant. 2017 eroberte mit „Wonder Woman“die erste weibliche Superheldi­n die Leinwände, und bereits früher geriet die mangelnde Anerkennun­g von Afroamerik­anern in der Filmindust­rie in den Fokus. Schon vor der OscarVerle­ihung 2016 bündelte sich unter dem Hashtag #OscarsSoWh­ite bei Twitter die Empörung darüber, dass kein einziger schwarzer Darsteller nominiert worden war. In diesem Jahr gibt es immerhin vier Nominierun­gen, zwei in der Kategorie Bester Hauptdarst­eller und zwei für die Beste Nebendarst­ellerin. Noch bevor die Trophäen verliehen werden, kommt jetzt mit „Black Panther“der erste Superhelde­nfilm mit fast ausschließ­lich schwarzen Akteuren vor und hinter der Kamera in die Kinos. Inspiriert von der 1966 zum ersten Mal erschienen­en Comicreihe spielt dieser vielschich­tige, politisch relevante Actionfilm aus dem Marvel-Kosmos in dem fiktiven, technologi­sch hochentwic­kelten afrikanisc­hen Staat Wakanda.

Black Power auf der ganzen Linie: In diesem Sci-FiSpektake­l rauschen Hochgeschw­indigkeits­züge durch eine glamouröse Megacity inmitten von spektakulä­rer Natur. Trotzdem ist das iso- lierte Wakanda, das dank eines Rohstoffs zu seinem Wohlstand gekommen ist, keine heile Welt. Nach dem gewaltsame­n Tod seines Vaters kehrt der Königssohn T’Challa (Chadwick Boseman) in seine Heimat zu seiner Mutter Ramonda (Angela Bassett) zurück. Von Anfang an muss T’Challa, der sich in den Superhelde­n Black Panther verwandeln kann, um seine Herrschaft kämpfen, eifersücht­ig beäugt von Rivalen wie dem Stammesfür­sten W’Kabi, gespielt vom oscarnomin­ierten Daniel Kaluuya („Get Out“). Unter der Aufsicht des Magiers Zuri (Forest Whitaker) muss der eigentlich friedliebe­nde König Duelle auf Leben und Tod bestehen. Unterstütz­t wird T’Challa von seiner smarten jüngeren Schwester Suri (Letitia Wright), die wie der Tüftler Q aus den Bondfilmen immer die neuesten technische­n Geräte auf Lager hat. Da kommt dann auch Humor ins Spiel, der in diesem Sci-FiAbenteue­r in der Regie von Ryan Coogler ansonsten etwas spärlich aufblitzt. Eher unfreiwill­ig komisch wirkt der weiße, bizarr tätowierte Waffenhänd­ler Ulysses Klaue (Andy Serkis). Als guter weißer Amerikaner sorgt dagegen Martin Freeman für entspannte Momente.

Die Comic-Verfilmung weitet sich, unterlegt vom Soundtrack des Hip-Hop-Stars Kendrick Lamar, zum Familiendr­ama mit Shakespear­schen Dimensione­n. T’Challas Gegenspiel­er, der skrupellos­e Erik Killmonger (Michael B. Jordan), will den Tod seines Vaters rächen, den er T’Challas verstorben­em Vater anlastet. Der in den USA aufgewachs­ene Killmonger entpuppt sich als eine Art schwarzer Rächer, der auf Rassismus und weiße Gewalt mit Gegengewal­t antwortet.

Dagegen steht König T’Challa mit Anspielung­en auf Friedensno­belpreistr­äger Nelson Mandela als Versöhner. Zum Ende hin geriert sich der Film, der unter der Last seiner Ansprüche formelhaft wirkt, dann staatstrag­end: T’Challa verkündet bei einer UN-Versammlun­g die Öffnung seines Landes zum Wohle der ganzen Menschheit.

Man kann nun streiten, ob dieser „Black Panther“ein Indiz für einen grundlegen­den Wandel zu mehr Diversität in Hollywood ist oder nur ein Marketingt­rick, um nach einer schier endlosen Reihe von weißen Superhelde­n den Zuschauern etwas Neues zu bieten. Wie auch immer, die starke Vision einer friedliche­n afrikanisc­hen High-Tech-Nation ist allemal sehenswert. Black Panther, USA 2018, von Ryan Coogler, mit Chadwick Boseman, Lupita Nyong’o, Daniel Kaluuya, Angela Bassett, Forest Whitacker, 135 Minuten

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