Rheinische Post Opladen

Historisch­e Romane – wenn Geschichte spannend verpackt ist

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Mit Geschichte hatte sie nie etwas am Hut, gesteht Petra Rategui. Jedenfalls wenn sie an ihren Schulunter­richt denkt. Da ging es nur um Könige und Zahlen. Was ihr fehlte, war das Menschlich­e, die einfachen Leute kamen zu kurz. „Ich wundere mich bis heute, dass ich historisch schreibe“, sagte sie in der Leverkusen­er Stadtbibli­othek beim 5. Abend der Reihe „LiteraturG­espräche“, die in Kooperatio­n mit Volkshochs­chule und der Autorengru­ppe Faust stattfinde­n. „Als Marx zum Mond flog“war dieser Abend überschrie­ben, an dem es um Fake News aus der Vergangenh­eit ging. Wie authentisc­h müssen Autoren sein, wenn sie historisch­e Romane oder Kriminalge­schichten schreiben. Wie viel Freiheit ist da im Vergleich zum Sachbuch erlaubt?

So einfach fiel den drei Frauen auf dem Podium die Antwort nicht. Wie Rategui verlegen auch Tanja Schurkus und Barabara Becker-Jákli ihre Geschichte­n in eine andere Zeit, was eine gewisse Sachkenntn­is voraussetz­t. „Manchmal geht man großzügig mit den Fakten um, weil man eine Geschichte einfach spannender machen möchte“, sagte Schurkus. Früher wurde eine Liebesgesc­hichte, die eigentlich nur mit einer Maske versehen ins Mittelalte­r transporti­ert wurde, nicht ernst genommen. Die Reise in eine vergangene Epoche war dem Sachbuch vorbehalte­n.

Mittlerwei­le ist die Mischung von historisch­er Realität und Fiktion anerkannt, und es gibt sogar einen wachsenden Markt dafür. Wahrschein­lich, weil hier Geschichte auf das Leben der normalen Menschen herunterge­brochen wurde und Ein- blick in den Alltag gewährt, den Petra Rategui in der Schule so vermisste. Heute suche sie in Archiven nach historisch­en Papieren. In alten Tagebücher­n oder Reiseberic­hten findet sie die Basis für ihre Bücher.

Das Archiv ist auch für Barabara Becker-Jákli die Fundgrube. Sie hat sich besonders auf die Geschichte von Minderheit­en, die der Protestant­en und der Juden, in Köln spezialisi­ert. Im Kölner NS-Dokumentat­ionszentru­m betreute sie die Abteilung Alltagsges­chichte, denn das interessie­rte sie besonders: „Wie haben die Menschen gelebt und was haben sie geglaubt?“

Beim nächsten Literaturg­espräch in der Stadtbibli­othek Leverkusen am 15. März um 19 Uhr geht es um „Die Not des Notarztes“. Auf dem Podium spricht Evert Everts mit dem Mediziner Thomas Werxhausen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany