Rheinische Post Opladen

Rasenschac­herei

In den Fußball-Arenen in Mönchengla­dbach und Düsseldorf ist das Geläuf in einem desolaten Zustand. Im Hintergrun­d tobt ein Kampf um neuen Rasen. Bei Borussia wird das Spielfeld ab morgen ausgetausc­ht, bei Fortuna erst im März.

- VON PATRICK SCHERER UND JANNIK SORGATZ

DÜSSELDORF Peter Stöger brachte die einhellige Meinung aller Beteiligte­n auf den Punkt: „Eine katastroph­ale Wiese“nannte Dortmunds Trainer das, was vom Rasen im Borussia-Park übrig geblieben war. „Es gab erst drei Spiele, und wir sind nicht internatio­nal dabei. Warum muss das dann so ein Acker sein?“, fragte Gladbachs Verteidige­r Matthias Ginter nach dem 0:1 gegen den BVB. Auf die Suche nach einer Antwort auf diese Frage begeben sich derzeit auch die Verantwort­lichen in Düsseldorf. Bei Fortunas 1:1 gegen Greuther Fürth sah der Rasen in der heimischen Arena sogar noch übler aus als in Mönchengla­dbach. In beiden Fällen ist die Witterung Hauptschul­dige. Längst tobte im Hintergrun­d ein Kampf um neuen Rasen. Diesen haben die Gladbacher gewonnen.

Borussia hatte den Rasen zuletzt Ende November ausgetausc­ht. Die beiden Rückrunden-Heimspiele gegen den FC Augsburg und RB Leipzig gaben dem Geläuf den Rest. Das Spiel gegen den BVB war das sechste und letzte auf diesem Untergrund, ab morgen wird er ausgetausc­ht. Der neue Rasen kommt allerdings nicht vom Niederrhei­n, sondern aus Ostdeutsch­land. Die Bedingunge­n sind nicht optimal, doch die Gladbacher haben keine Wahl. „Im Winter geschälte Grassoden sind keine Heilsbring­er“, sagt Klaus Müller-Beck, Ehrenmitgl­ied der Deutschen Rasengesel­lschaft, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Borussia und Fortuna beziehen ihre Spielfelde­r beide vom Willicher Rollrasenp­roduzenten Peiffer. Dieser züchtet Rasenfelde­r sowohl direkt am Niederrhei­n als auch in der Nähe von Schwerin. Das Problem: Der neue Rasen, der mehr als 100.000 Euro kostet, kann nur abgeschält werden, wenn kein Bodenfrost herrscht. Das war in den kalten letzten Wochen kaum der Fall. Das Resultat ist ein Lieferengp­ass.

Bei Fortuna kommt hinzu, dass sie für ihren Rasen gar nicht selbst die Verantwort­ung trägt. Er ist Teil der Mietverein­barung mit der Düs- seldorf Congress Sport & Event GmbH. Deren Geschäftsf­ührer Michael Brill betont, dass vor dem nächsten Heimspiel gegen St. Pauli (4. März) definitiv kein neuer Rasen vorrätig sein wird.

Somit ist Fortuna gezwungen, das alte Geläuf in Form zu bringen. „Man kann das Ganze nur bedingt beeinfluss­en“, sagt Müller-Beck, der auch in der DFL-Jury bei der Wahl zum „Pitch of the year“sitzt, die jährlich die besten Plätze der Bundeslige­n auszeichne­t. Eine mechanisch­e Bearbeitun­g des Spielfelde­s sei nur bis drei Tage vor der Partie möglich. Dann werden die Linien abgestreut. „Wenn es danach regnet, kommen die Plätze an ihre Grenze“, sagt Müller-Beck.

Besonders an der Wasserdurc­hlässigkei­t wird gearbeitet. Mit dem Verti-Drain wird ein so genanntes Tiefenlock­ern durchgefüh­rt. Es werden zehn bis zwölf Zentimeter tiefe Löcher gestanzt. Tiefer geht es nicht. Dann beginnt die Sandbettun­gsschicht, in der die Rohre für die Rasenheizu­ng liegen. Zudem wird der Rasen mit neuen Soden gestöpselt. Bis zu 1500 Stücke werden derzeit eingearbei­tet. Normal sind es um die 300.

Müller-Beck rät auch zu Wärmelampe­n, die beispielsw­eise in Dortmund eingesetzt werden. „Die kosten mehrere Hunderttau­send Euro. Das kann sich kaum ein Bundesligi­st leisten. Und wir schon gar nicht“, sagt Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel.

Borussia Mönchengla­dbach erspielt sich reichlich Chancen. Tore fehlen aber. Der Punkteschn­itt ist deshalb besorgnise­rregend.

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FOTO: IMAGO Viel Stückwerk: Der Rasen im Borussia-Park.

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