Rheinische Post Opladen

Bayer 04 – der unbeliebte Gast

Seit fünf Monaten ist die Werkself in fremden Stadien ungeschlag­en und hat in dieser Saison ligaweit die meisten Auswärtsto­re erzielt. Die beeindruck­ende Statistik ist ein weiterer Beleg für die gefestigte Struktur des Teams.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Nicht nur für Kevin Volland war es ein Sieg, der wehgetan hat. In der Schlusspha­se der Partie in Hamburg wurde Bayers Angreifer von Sejad Salihovic in vollem Tempo böse abgeräumt. Zum Entsetzen aller Nicht-Hamburger zückte Schiedsric­hter Felix Brych nur die Gelbe Karte. „Da kann man auch was anderes geben. Der Ball war längst

„Es hat uns ausgezeich­net, dass wir voll dagegengeh­alten haben“

Julian Brandt

Angreifer von Bayer 04

weg und er kam deutlich zu spät“, sagte Volland, der angeschlag­en durch die Katakomben des Volksparks­tadions humpelte. Die kommenden Tage werde er wohl dafür nutzen, um „die ganzen Schläge aus den Knochen zu kriegen.“Es war zweifellos ein hart erkämpfter Erfolg in Hamburg, aber am Ende zählten für die geschunden­en Akteure der Werkself nur die drei Punkte. „Das tut enorm gut“, betonte Volland.

Nicht nur tabellaris­ch, sondern auch charakterl­ich ist der Sieg in der Hansestadt wichtig. Die Schlusspha­se war ein heißer Tanz für die Gäste. Nach dem Anschlusst­reffer durch André Hahn (70.) wurde es auf dem Rasen und auf den Rängen hitzig. „Es hat uns ausgezeich­net, dass wir voll dagegengeh­alten haben. Die kämpferisc­he B-Note war echt in Ordnung“, sagte Julian Brandt. In Hamburg sei es immer „etwas körperbeto­nter“und da dürfe man sich eben nicht verstecken. „Wir wussten, was auf uns zukommt.“Man könnte auch sagen: Das Team hat den Härtetest in der Hansestadt bestanden.

Letztes Jahr wäre der Ausgleich für Hamburg wahrschein­lich noch ge- fallen, sagte Sportchef Rudi Völler. Nun aber habe man bis zur letzten Sekunde dagegengeh­alten. „Alles gut“, lautete das knappe Resümee des 57-Jährigen. Schon beim 0:0 in Freiburg, wo der Gegner ebenfalls sehr robust zur Sache ging, ließ sich die junge Mannschaft kaum beeindruck­en. Auch wenn kein Tor gelang, deuteten viele den Punkt aus dem brisanten Duell im Breisgau als mentalen Fortschrit­t.

Ein Beleg dafür ist die Auswärtsst­atistik der Werkself. Seit dem fünftem Spieltag, an dem es eine 1:2-Pleite in Berlin setzte, gab es stets Punkte in der Fremde. Frankfurt, Gladbach, Stuttgart oder Hoffenheim mussten sich teils klar geschlagen geben. Dabei gelangen dem Team von Heiko Herrlich auswärts 23 Tore – ein ligaweiter Bestwert, ebenso wie die Serie von neun Auswärtssp­ielen in Folge ohne Niederlage.

„Wir sind als Mannschaft einen großen Schritt nach vorne gekommen“, konstatier­te Trainer Heiko Herrlich mit Blick auf den eher erkämpften als erspielten Sieg und fügte hinzu: „großes Kompliment“. Das gibt mit Blick auf das Topspiel gegen den FC Schalke am Sonntag (15.30 Uhr) freilich Rückenwind. Mit einem Sieg könnte Leverkusen (38 Punkte) die Gelsenkirc­hener (37) nicht nur auf Distanz halten, sondern auch ei- nen weiteren großen Schritt Richtung Champions League machen.

Die Begegnung der beiden Westklubs habe per se einen gewissen Reiz, sagte Brandt. „Die Tabellensi­tuation macht es natürlich noch ein bisschen schmackhaf­ter“, ist sich der 21-Jährige sicher. Dem stimmt auch Volland zu: „Es sind die geilsten Spiele, wenn der Gegner auch mitspielen will.“Er freue sich riesig darauf – nach der Erholungsp­ause.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Ein Bild, das Fans in dieser Saison oft zu sehen bekamen: Die Werkself bejubelt ein Tor in der Fremde – hier das 2:0 in Hamburg durch Kai Havertz (Nr. 29).
FOTO: IMAGO Ein Bild, das Fans in dieser Saison oft zu sehen bekamen: Die Werkself bejubelt ein Tor in der Fremde – hier das 2:0 in Hamburg durch Kai Havertz (Nr. 29).

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