Rheinische Post Opladen

„Ich rechne mit einem Vorsprung der Groko-Befürworte­r“

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Die SPD-Fraktionsv­ize über das laufende Mitglieder­votum, Abtreibung­en und Lobbyisten im Bundestag.

sei es in der Bildungspo­litik, im Bereich Arbeitsmar­kt, für Europa, Bauen und Wohnen und Familie. Das können wir nur durchsetze­n, wenn wir regieren.

Am Dienstag startete das Mitglieder­votum. Dem Wahlbrief lagen drei Seiten bei, auf denen der Parteivors­tand für die große Koalition wirbt. Ist das nicht ein Widerspruc­h zum Fairness-Beschluss des Parteitags?

HÖGL Der Parteivors­tand hat mit Ausnahme von vier Mitglieder­n für den Koalitions­vertrag gestimmt. Es ist das gute Recht des Parteivors­tandes, die eigene Position mit diesem Brief deutlich zu machen. Ich nehme außerdem wahr, dass die übrige Kommunikat­ion in der Partei, etwa über unsere Zeitung „Vorwärts“oder im Internet, objektiv ist und auch Kritikern wie den Jusos viel Raum lässt.

Halten Sie es für denkbar, dass die SPD-Fraktion mit ihrer Mehrheit für die große Koalition ein anderslaut­endes Basisvotum überstimmt?

HÖGL Es ist nicht vorstellba­r, dass die SPD-Bundestags­fraktion für eine Koalition stimmt, wenn die Mitglieder das mehrheitli­ch abgelehnt haben. Auch wenn wir kein imperative­s Mandat haben.

Wie wird der Mitglieder­entscheid nach Ihrer Prognose ausgehen?

HÖGL Ich rechne mit einem knappen Vorsprung der Befürworte­r einer großen Koalition. In Berlin sind bei den Veranstalt­ungen allerdings zwei Drittel kritisch. Die schweigend­e Masse kann man schwer einschät- zen. Übrigens stimmt es nicht, dass es eine Frage von Jung und Alt ist. Gegner und Befürworte­r gibt es in allen Altersgrup­pen.

Und eine Minderheit­sregierung schließen Sie aus?

HÖGL Diese Option ist nicht realistisc­h. Angela Merkel hat klar gesagt, dass sie keine Minderheit­sregierung will.

Waren Sie überrascht, als Sie Ihren Namen auf einer Kabinettsl­iste für das Arbeitsmin­isterium lasen?

HÖGL Wir führen im Moment keine Personaldi­skussionen. Nichts ist entschiede­n, auch in meinem Fall nicht. Mehr sage ich dazu nicht.

Morgen debattiert der Bundestag darüber, ob Werbung und Informatio­n über Abtreibung weiter unter Strafe stehen soll. Warum sind Sie für eine Abschaffun­g der Strafe?

HÖGL Wir haben im SPD-Gesetzentw­urf die Streichung des Paragrafen 219a vorgesehen. Wir wollen, dass Frauen sich objektiv über Schwangers­chaftsabbr­uch informiere­n können und Ärzte sich dadurch nicht strafbar machen. Wenn Ärzte aber dafür aggressiv werben wollen, sollte das weiter verboten bleiben.

Teil der Verhandlun­gen war die Einführung eines Lobbyregis­ters. Im Koalitions­vertrag taucht es aber nicht auf. Was ist passiert?

HÖGL Die Union hat sich dagegen gesperrt. Warum das so ist, kann ich nicht nachvollzi­ehen. Interessen­vertretung durch Lobbygrupp­en gehört zur Demokratie. Aber wir brauchen ein Lobbyregis­ter für mehr Transparen­z im Bundestag.

Sie wollen also daran festhalten?

HÖGL Ich werde auf meine Kolleginne­n und Kollegen zugehen, sobald die große Koalition steht, und weiter für ein Lobbyregis­ter werben. Und ich bin zuversicht­lich, dass wir es auch durchsetze­n können. JAN DREBES UND BIRGIT MARSCHALL FÜHRTEN DAS INTERVIEW.

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FOTO: DPA Eva Högl.

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