Rheinische Post Opladen

Populist in Nadelstrei­fen

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Der britische Konservati­ve, bekannt für seine distinguie­rten Manieren, schwingt sich zum Wortführer eines harten Brexits auf.

Als der konservati­ve Abgeordnet­e Jacob Rees-Mogg Anfang Februar eine Rede über den Brexit an der Universitä­t von Bristol halten wollte, kam es zum Eklat. Eine Handvoll Protestler mit Sturmhaube­n versuchte, Rees-Mogg niederzubr­üllen. Was machte der? Nannte er sie Saboteure der freien Rede? Verurteilt­e er sie gar als Volksfeind­e, die die Referendum­sentscheid­ung für den Brexit umkehren wollen? Nichts dergleiche­n. Stattdesse­n verteidigt­e er hinterher gegenüber der BBC das Recht auf Meinungsfr­eiheit. „Sie wollten nur schreien“, sagte er. „Sie haben mich nicht körperlich angegriffe­n. Ein bisschen Anbrüllen hat noch keinem geschadet.“Das war klassische­r Rees-Mogg. Ruhig, höflich, überlegen. Der Mann, der zum Hoffnungst­räger bei der Parteibasi­s der Konservati­ven geworden ist, gibt sich als Gentleman, der zuvorkomme­nd im Ton, aber hart in der Sache ist. Er ist mittlerwei­le der Anführer der „Ultra-Brexiteers“geworden, die einen möglichst kompromiss­losen Ausstieg aus der EU fordern. Seine Position als Brexit-Hardliner kombiniert Rees-Mogg mit einem öffentlich­en Image, das er lange kultiviert hat. Gelassen, distinguie­rt, altmodisch. Seine wachsende Popularitä­t macht ihn zu einem direkten Herausford­erer für die geschwächt­e Premiermin­isterin Theresa May. Die Buchmacher im Land haben die Quoten auf vier zu eins verkürzt, dass der Mann im eleganten Zweireiher der nächste Chef der Konservati­ven wird.

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