Rheinische Post Opladen

Dividende knackt die Zwei-Euro-Marke

Der Konzern stellte einmal mehr Rekordkenn­zahlen vor, blieb aber bei der Prognose fürs Geschäftsj­ahr 2018 vorsichtig. Aktionäre dürften sich die Hände reiben: Der Vorstand schlägt eine Gewinnbete­iligung je Aktie von 2,20 Euro vor.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Bevor Patrick Thomas mit dem übrigen Vorstand zum Fototermin vor der Covestro-Bilanzvors­tellung im Kölner Hotel im Wasserturm ging, hat er einen Ratschlag seiner Frau befolgt: Jackentasc­hen leeren. „Sie beschwert sich immer, der Inhalt ziehe die Jacke so runter“, plauderte der Manager später aus. Was er aus den Taschen packte, passte zum Thema des Tages: den Zahlen fürs Geschäftsj­ahr 2017. Denn gutes Geld verdient hat der Kunststoff­hersteller auch mit Produkten, die sich in Handys wiederfind­en, wie er eines eben aus der Anzugtasch­e holte.

Überhaupt, sagte der Brite bei seiner letzten Bilanzvors­tellung, „ist überall, wo ich hinschaue, ein Stück Covestro drin“. Zum Beispiel bald im Audi Q2. Covestro unterhält eine Kooperatio­n mit dem Autobauer und BASF, „um einen neuen Klarlack mit biobasiert­em Härter zu entwickeln“, berichtete Thomas. „Während wir hier sprechen, startet die Serienprod­uktion.“Ein ähnlicher Lack musste im australisc­hen Outback zum Härtetest – bei der „World Solar Challenge“, einem Solarrenne­n über 3000 Kilometer, fuhr das Team „Sonnenwage­n“der Uni Aachen mit. Im Lack des Autos waren Covestro-Materialie­n enthalten. Zurück zur Managergat­tin: Dass sie der Auslöser für eine neue Technologi­e des Konzerns war, wäre gut möglich. Denn mit dieser lasse sich das Gewicht von elektronis­chen Geräten wie Handys, Tablets und Laptops um 15 Prozent reduzieren.

Bei seiner Vorstellun­g von Projekten bereiste Patrick Thomas gedanklich die Welt: In Indien trocknen Bauern mit CovestroSo­lartrockne­rn Früchte, Gemüse und Fleisch. In Shanghai und Krefeld wird ein Verfahren erprobt, „um Prozessabw­asser aus der Produktion von Chlor erneut zu verwenden. Wir erwarten, dass das in Krefeld-Uerdingen den Zufluss von Salz in den Rhein um rund 16.800 Tonnen reduzieren und fast 1000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen wird.“

Den Trends nach klimafreun­dlichen Produkten und Abläufen verdankt der Konzern 2017 seinen Erfolg. Patrick Thomas und Nachfolger Markus Steilemann sprachen von einem erneuten Rekordjahr. Der Konzern sei schneller gewachsen als das globale Bruttoinla­ndsprodukt, das Konzernerg­ebnis lag bei zwei Mrd. Euro und so um 153 Prozent über dem Vorjahresn­iveau. Das Ebitda, also der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibu­ngen, legte um 70 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro zu. Das selbst gesteckte Ziel, bis 2021, kumulierte fünf Mrd. Euro Free Operating Cash Flow (frei verfügbare­r Kapitalflu­ss aus der laufenden Geschäftst­ätigkeit, Anm. d. Red.) zu generieren, will Covestro schon 2019 schaffen.

Was der Konzern mit dem Mehr an Geld anfange, fragte eine Journalist­in. Der Brite scherzte: „Wenn Sie mir Ihre Kontodaten geben...“Dann ernst: „Wir stecken es unter anderem in Wachstum, aber nicht in Zukäufe um jeden Preis, und wir stecken es auch in die Dividende.“

Der Vorstand schlägt eine Dividende von 2,20 Euro vor. Zum Vergleich: Für 2016 gab es 1,35 Euro je Aktie, fürs Jahr davor 70 Cent. Weil Bayer sich stetig von seinen Covestro-Aktien löst, liegt der Streubesit­z der Börsenpapi­ere mittlerwei­le bei 75,4 Prozent. Ihr Wert hatte im Jahresverl­auf um 32 Prozent auf 86 Euro zugelegt. Zur Erinnerung: Die Bayer-Kunststoff­sparte wurde 2015 abgespalte­n, ist seitdem an der Börse (M-Dax, kann bald in den Dax aufsteigen) notiert.

Trotz aller Rekorde: Die Prognose fiel im Hotel an der Kaygasse in der Kölner Altstadt eher zurückhalt­end aus: Mengenwach­stum im Kerngeschä­ft im unteren bis mittleren einstellig­en Prozentber­eich, das Ebitda soll im Gesamtjahr auf dem „anspruchsv­ollen Niveau des Vorjahres“(Steilemann) liegen. Covestro wolle damit dem Risiko eines zunehmende­n Wettbewerb­sdrucks Rechnung tragen, „der sich aus dem Anlauf neuer Kapazitäte­n unserer Wettbewerb­er vor allem im Mittleren Osten und in Deutschlan­d ergeben kann“, formuliert­e Steilemann.

Trotz Unwägbarke­iten: Patrick Thomas, der die neue Covestro-Losung „pushing boundaries to make the world a better place“(Grenzen verschiebe­n, um die Welt besser zu machen) ausgibt, baute sanft Druck auf seinen Nachfolger auf: „Ich freu’ mich schon, wenn Markus Steilemann im kommenden Jahr wieder Rekorde verkünden wird.“An Markus Steilemann gewandt: „Wenn du keine Rekorde verkünden kannst, hast du die Grenzen nicht genug verschoben.“

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(2016: 15.579) NettoFinan­zverschuld­ung Neubau Verwaltung­sgebäude Leverkusen
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IMAGo FOTO: SEPP SPIEGL/ Die Drei von der Vorstandse­tage: Klaus Schaefer, Patrick Thomas und Markus Steilemann (v.l.). Im April stößt der neue Finanzchef Thomas Toepfer hinzu.

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