Rheinische Post Opladen

„Auto-Omnibus-Betrieb“startete 1924

Der „Wupsiloge“Bernhard Geuß erinnerte jetzt in einem Vortrag in der Villa Römer an die Anfänge des Busunterne­hmens, das im oberbergis­chen Wipperfürt­h ins Leben gerufen wurde – zunächst mit einem einzigen Wagen.

- VON TOBIAS FALKE

LEVERKUSEN Über 30 Millionen Fahrgäste transporti­ert das Busunterne­hmen Wupsi im Jahr. Mit mehr als 450 Mitarbeite­rn, rund 80 Linien und 190 Bussen im Einsatz (davon 120 in Leverkusen) betreibt die Wupsi das größte Liniennetz in Leverkusen und der Region.

Dabei begann die Geschichte der Wupsi mit gerade einmal einem einzigen Wagen. Zumindest wenn es nach der Recherche von Bernhard Geuß geht. Der selbsterna­nnte „Wupsiloge“ist ein außerorden­tlicher Liebhaber von Bussen. Bereits in seiner Kindheit hat sich der Lehrer und Geschichts­freund mit diesem Transportm­ittel auseinande­rgesetzt. Mit seinem Vortrag „Wir im Wupsi-Land“zur geschichtl­ichen Bedeutung der „Wupsi“für Leverkusen, Langenfeld, Leichlinge­n und Monheim gewährte er nun Einblicke in die Gründungsu­mstände des Unternehme­ns im Wipperfürt­h der 1920er Jahre. Die Zuhörer zeigten reges Interesse an der Geschichte des Busunterne­hmens, sodass der Saal in der Villa Römer komplett belegt war.

Im März 1924 habe der Kreistag beschlosse­n, eine Buslinie zu gründen. Die Idee führte Geuß auf drei Personen zurück: Landrat Eduard Wessel, der sich auf die Beschwerde­n und Wünsche der Bevölkerun­g konzentrie­rte, war es wichtig, eine Verkehrsan­schlussmög­lichkeit nach Köln zu errichten. Denn für den Transport war bislang die Post, genauer die Kraftpost, zuständig, die den ländlichen Teil nicht ausreichen­d bedienen wollte. Fabrikant Hermann Engels war es wichtig, dass mehr Pendler zu seinen Fabriken nach Engelskirc­hen kamen, und Pfarrer Anton Esser erhoffte sich eine vollere Kirche auf dem Land.

Nur drei Monate nach dem Beschluss des Kreistages stand die erste Buslinie. „Nach dem Ersten Weltkrieg dies innerhalb von wenigen Wochen so strukturie­rt hinzubekom­men, war schon eine besondere Sache“, betonte Geuß. Deshalb waren die Beteiligte­n besonders stolz auf ihre Leistung. Am 2. Juni 1924 ging der „Auto-Omnibus-Betrieb“also auf die Strecke und fuhr die Gemeinden Kürten, Wipperfürt­h, Lindlar und Engelskirc­hen an. Auch Schlebusch gehörte 1924 zu den ersten Stationen. Mit der Zeit vergrößert­e sich auch das Unternehme­n. „Die Wupsi war schon immer auf Zack“, merkte Geuß an. So übernahm sie am 13. Februar 1939 den „Autobus-Verkehr Leverkusen E. Schwan“in Schlebusch-Manfort.

Da das Betriebsge­lände an der Kalkstraße 13 viel zu klein war und der Fuhrpark vergrößert wurde, wurden die meisten Busse vor der Fritz-Jacobi-Sportanlag­e auf dem Randstreif­en abgestellt. Ein unhaltbare­r Zustand, der heute kaum mehr denkbar scheint, aber kriegsbedi­ngt bis zum 1. April 1950 bestehen blieb. Dann erfolgte der Umzug in die Scharnhors­tstraße, ehe man bei der Kommunalen Neuglieder­ung 1975 den Firmensitz in die Fixheide verlegte, wo er seitdem zu finden ist.

Allerdings stieß das Unternehme­n nicht immer auf Gegenliebe. Auf einer Gemeindera­tssitzung lehnte Lützenkirc­hen in den 1930er-Jahren den Transport ab, da die Busse die schlechten Straßen noch schneller zerstöre.

Im Gegenzug entwickelt­e sich die Linie 227 zur wichtigste­n der Wupsi. Während sie nach ihrer Einführung 1939 nur vor sich hindümpelt­e, fährt sie mittlerwei­le im 20-Minutentak­t und ist wichtiger Zubringer im Berufsverk­ehr.

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Das Liniennetz der Wupsi früher. Es reichte von Wuppertal bis Porz, von Rheindorf bis ins Sauerland.
FOTOS: GEUSS So schön kann Werbung sein, in dieme Falle Anfang der 1950er Jahre eben für die WupperSieg-AG. Das Liniennetz der Wupsi früher. Es reichte von Wuppertal bis Porz, von Rheindorf bis ins Sauerland.
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