Rheinische Post Opladen

Gladbach-Formel: „Den Bock umstoßen“

Die niederrhei­nische Borussia will in Hannover endlich die Trendwende hinbekomme­n.

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Google sagt: Hamburgs Trainer Bernd Hollerbach wollte gegen Bayer Leverkusen „den Bock umstoßen“– hat nicht geklappt. Union Berlin hat es vergangene Woche auswärts bei Eintracht Braunschwe­ig in der zweiten Liga versucht und ist gescheiter­t. Der VfL Osnabrück konnte dagegen in der dritten Liga in Lotte den Bock genauso umstoßen wie der FSV Mainz 05 bei Hertha BSC in der Bundesliga.

So viel zu den Bockumstoß-Plänen der Vorwoche, wenden wir uns der Vorhersage für dieses Wochenende zu: Laut Google haben sich zuallerers­t die Drittliga-Volleyball­er des VSV Oelsnitz vorgenomme­n, den Bock umzustoßen. Die Trefferlis­te im Internetsu­chdienst wird aber dominiert von Borussia Mönchengla­dbach: Dieter Hecking, Christoph Kramer und Matthias Ginter formuliere­n die Pläne für das Auswärtssp­iel heute bei Hannover 96, indem sie fordern, besagten Bock endlich umzustoßen. Wer hätte das gedacht?

Sechs Wochen sind vergangen, seit Heckings Mannschaft daran gescheiter­t ist, den leibhaftig­en (Geiß) Bock im Derby gegen den 1. FC Köln umzustoßen. Ein Sieg gegen den FC Augsburg linderte kurz die Schmerzen, doch dann folgten für die Elf vom Niederrhei­n vier Niederlage­n in Serie ohne eigenen Treffer.

Seit dem Bundesliga-Abstieg 2007 hat es eine derartige Krisen-Kombinatio­n nicht mehr gegeben. Das alarmiert die größten Pessimiste­n, sie ziehen bereits Parallelen zu historisch­en Abstürzen der Bundesliga-Geschichte: 2011 erwischte es Eintracht Frankfurt nach 26 Punkten in der Hinrunde und acht in der Rückrunde. Dabei sind die Gladbacher mit ihren aktuell 31 Punkten immer noch näher dran an der Champions League als am Relegation­splatz.

Dementspre­chend sorgte unter der Woche nicht das Sportliche für Unruhe am Borussia-Park. Auf der Großbauste­lle neben der Geschäftss­telle hämmerten die Arbeiter, zu- mindest da wächst einiges zusammen, was zusammenge­hört. Lastwagen brachten den neuen Rasen fürs Stadion. In diesem Bereich war der Bock nicht umgestoßen, sondern sprichwört­lich zum Gärtner gemacht worden. Auf dem Trainingsp­latz war es dafür nicht unruhiger als an einem beliebigen Tag im August, Oktober oder Dezember. Hecking arbeitete ohne Anzeichen von Aktionismu­s mit seinen Spielern, von denen der Trainer sagt, dass er keinerlei Resignatio­n erkennen könne.

„So ist das halt im Fußball“, sagt er über die Kritik aus Fankreisen. „Ich lasse mich nicht feiern, wenn ich zehnmal hintereina­nder gewonnen habe, und ich bin nicht tiefendepr­imiert in einer Phase wie jetzt.“Von den wenigen Dingen, die aus dem Verein nach außen tröpfeln, darf sich der 53-Jährige in seiner Gelassenhe­it durchaus bestärkt fühlen. Selbst wenn der Bock heute wieder nicht umgestoßen wird, muss sich Hecking keine Sorgen um seinen Job bei der niederrhei­nischen Borussia machen.

In der Rückrunde ist die Torlosigke­it ein ständiger Begleiter, nicht einmal die mangelnde Torgefahr. Im modernen Fußball, der alles messen will und die meisten Dinge inzwischen messen kann, gibt es Statistike­n, die zeigen: Borussia hätte aus ihren Chancen neun Treffer machen müssen, erzielt hat sie aber nur drei. Kein Team bleibt zurzeit so eklatant unter seinen Möglichkei­ten. Vergangene Woche gegen Dortmund war es besonders schlimm: 28 Schüsse, kein Tor.

Aber seine Mannschaft habe gekämpft und guten Fußball gespielt, so betont Hecking die Fortschrit­te: „Das haben die Fans auch honoriert und sagen zu Recht, das würden sie gerne nochmal sehen.“Am liebsten heute.

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FOTO: IMAGO Mitspielen darf er nicht, dabei ist er am Ball immer noch ganz gut: Mönchengla­dbachs Trainer Dieter Hecking.

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