Rheinische Post Opladen

Auf Schalke begann die Werkself ihre Aufholjagd

Im Hinspiel auf Schalke erzielte Leon Bailey sein erstes Bundesliga­tor. Seitdem ging es für den Jamaikaner steil bergauf – und für die Werkself.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN An den 29. September 2017 wird sich Leon Bailey wohl noch sehr gut erinnern. Bayer 04 spielte auf Schalke, lag 0:1 zurück und Trainer Heiko Herrlich wechselte den 20-Jährigen zur Halbzeit für Karim Bellarabi ein. Es war der 13. Einsatz für den Jamaikaner im Bayer-Dress – und die im Aberglaube­n immer wieder herbeiziti­erte Zahl sollte sich als Glücksbrin­ger erweisen. Bailey traf zum Ausgleich und sicherte Leverkusen den ersten Auswärtspu­nkt der Saison. Danach begann der geradezu kometenhaf­te Aufstieg des Angreifers.

Sein Durchbruch ist eng mit dem Aufschwung von Bayer 04 insgesamt verbunden. Vorher lag Leverkusen noch im grauen Mittelfeld der Tabelle, fernab der eigenen Ansprüche. Dieses Bild hat sich auch dank ihm inzwischen deutlich gewandelt. Vor dem Rückspiel gegen den FC Schalke morgen in der BayArena (15.30 Uhr) stehen neun Tore und sechs Vorlagen in Baileys Bilanz. Er ist der Topscorer der Werkself – und ligaweit auf Platz drei. Nur Bayerns Robert Lewandowsk­i (20/3) und der zum FC Arsenal abgewander­te Ex-Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (13/5) sind besser als Bayers Talent, das mittlerwei­le von etlichen europäisch­en Topklubs gescoutet wird.

Ein solcher will aber auch Bayer 04 sein. Nach einem Jahr der sportliche­n Tristesse ist die Champions League der Leverkusen­er Sehnsuchts­ort. Der Weg dorthin führt allerdings unter anderem über den morgigen Gegner, der ebenfalls einen Platz in der Königsklas­se anvisiert. Insofern gerät das Duell der Westklubs zu einem „Sechs-PunkteSpie­l“– auch, wenn es keiner so nennen will.

Bayer auf Platz vier (38 Punkte) ist auf Kurs, Schalke als Sechster lauert denkbar knapp dahinter (37). Der brisanten tabellaris­chen Situation ist sich Heiko Herrlich bewusst. Es gehe morgen nicht nur um drei Punkte, sondern auch darum, „ein Plus“zu erringen. „Es treffen sich zwei Mannschaft­en auf Augenhöhe, die direkte Konkurrent­en um die Champions-League-Plätze sind“, sagt er. Ein Heimsieg sei aber nicht nur wegen des Punktekont­os wichtig, sondern auch für die Entwicklun­g seines Teams. Bislang gelang Bayer kein Heimsieg gegen ein Team aus dem oberen Tabellendr­ittel. Weder München, noch Dortmund, noch Leipzig konnten vor eigenem Publikum geschlagen werden. Insofern würde der 46-jährige Coach einen Sieg gegen Schalke als „Riesenschr­itt nach vorne“bewerten.

Als „sehr effizient“und „taktisch variabel“beschreibt Herrlich das Team von Domenico Tedesco. Er erwartet morgen angriffslu­stige und pressende Schalker. Es dürfte also viel Arbeit auf die Abwehrreih­e zukommen, die wegen der Ausfälle von Wendell (Fußprellun­g) und Jonathan Tah (grippaler Infekt) die einzige größere personelle Baustelle ist. Auch Kapitän Lars Bender (Muskelfase­rriss) ist noch nicht fit. Panagiotis Retsos, Tin Jedvaj und Benjamin Henrichs haben an der Seite von Abwehrchef Sven Bender aber bereits beim 2:1-Sieg in Hamburg bewiesen, dass sie eine stabile Viererkett­e bilden können.

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