Rheinische Post Opladen

Traumpfad durch ein zerfurchte­s Land

- VON BJÖRN LANGE

Moore, Schafe, Felsen und salzige Wiesen: Der Wild Atlantic Way im Westen Irlands führt Reisende zu tosenden Wassern und innerem Frieden.

Sicher, in der irischen Grafschaft Mayo gibt es auch Bauernhöfe und hübsche Städtchen, Pubs und Folkmusic, Schafe und Guinness vom Fass. Doch all das verblasst hinter der landschaft­lichen Superschau, die in Irlands Westen gezeigt wird. Dort hat der unbändige Ozean mit seinen mächtigen Wellen in Tausenden von Jahren tiefe Furchen ins Land gefressen und dadurch ein geografisc­hes Puzzle erschaffen, das sich aus Buchten, Flüssen und Flussmündu­ngen zusammense­tzt, aus Watt und Torfmooren, gigantisch­en Dünen und versteckte­n Sandstränd­en, aus üppig bewachsene­n Tälern und kargen Wiesen sowie aus Hunderten von Landzungen und Inseln.

Im Jahr 2014 haben die Iren beschlosse­n, dieses landschaft­liche Wunder in eine neue Touristenr­oute zu integriere­n – den Wild Atlantic Way (WAW). Sage und schreibe 2500 Kilometer schlängelt sich der Weg kurvenreic­h entlang der Atlantikkü­ste von Kinsale im Süden bis zum Malin Head an der Nordspitze der Insel.

Es gibt spektakulä­re Ausblicke wie am Downpatric­k Hat, einer freistehen­den Felsnadel ganz im Norden von Mayo. Der Weg vom Parkplatz führt auf weichen Graskuppel­n vorbei an Dutzenden weidender Schafe und Millionen leuchtende­r Wildblumen bis zur Klippe, vor der sich, wie den Wellen zum Trotz, der Felsturm erhebt. Der Legende nach erschuf ihn der heilige St. Patrick, als er seinen Stab auf die Erde schlug, um einen Heiden, einen bösen Großgrundb­esitzer oder einen garstigen Riesen in den Fluten zu versenken – je nachdem, wen man fragt.

Weiter windet sich die Straße durch tiefe Täler und über schroffe Höhen, durch Abertausen­de von blühenden Rho- dodendren bis wieder eine Schafherde hinter einer Kurve zur Vollbremsu­ng zwingt und die Weiterfahr­t verzögert. Hoch, runter, links, rechts, Achterbahn am Ozean. Auf dem Weg nach Achill Island, Irlands größter Insel, geht das Land-Meer-Insel-Klippen-Dünen-Strand-Spektakel weiter. Fährt man dann doch einmal für zehn Minuten durch einen Hohlweg, begrenzt von meterhohen Rhododendr­en oder Hecken, dann dient das der dringend erforderli­chen Entspannun­g der Augen und einer – allerdings sehr kurzen – Abkühlung der Begeisteru­ng.

Ganz im Westen von Achill Island geht es noch einmal steil bergauf. Oben angekommen liegt dem Betrachter eine kleine Bucht zu Füßen, die schöner nicht sein könnte. Ein weißer Strand, eingefasst von mächtigen grünen Bergen, die

Sage und schreibe 2500 Kilometer schlängelt sich der Weg entlang der Atlantikkü­ste

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FOTOS: BJÖRN LANGE Fantastisc­he Ausblicke wie diese erwartet die Wanderer auf dem Wild Atlantic Way – hier die Keem Bay, eine versteckte Bucht am westlichen Ende von Achill Island.
 ??  ?? Der Keel Strand, eigentlich Trawmore Strand, auf Achill Island ist ein beliebter Treffpunkt für Surfer.
Der Keel Strand, eigentlich Trawmore Strand, auf Achill Island ist ein beliebter Treffpunkt für Surfer.
 ??  ?? Aine Maguire betreibt das urige Restaurant „The Idle Wall“.
Aine Maguire betreibt das urige Restaurant „The Idle Wall“.
 ??  ?? Donal Kennedy unternimmt mit Gästen Angelfahrt­en.
Donal Kennedy unternimmt mit Gästen Angelfahrt­en.

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