Rheinische Post Opladen

Der „heimliche Chef der Verwaltung“geht in Pension

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN Oberbürger­meister Uwe Richrath schämte sich seiner Tränen nicht: „Entschuldi­gen Sie bitte, aber ich bin heute sehr emotional“, bekannte der Stadtchef am Montag zu Beginn der Sitzung im Leverkusen­er Stadtrat. Kein Wunder: Musste er doch einen Mann verabschie­den, der nicht nur zu seinen persönlich­en Freunden zählt, sondern „ohne dessen enorme Hilfe ich als Seiteneins­teiger den Job als Oberbürger­meister wohl nicht gepackt hätte“. Die Rede war von Ralf Johanns, seinem persönlich­en Berater, der vorgestern offiziell in den Ruhestand verabschie­det wurde. Ein Mann, der wohl wie kein anderer die Verwaltung­sseite ebenso profund kennengele­rnt hat, wie die politische. Denn in seiner Zeit in Leverkusen beriet er nicht nur mehrere Stadtchefs, er war auch Geschäftsf­ührer der SPD-Stadtrats- fraktion. Ernst Küchler stützte sich auf die Beratung von Johanns, ehe CDU-Nachfolger Reinhard Buchhorn den Genossen zum Leiter des Rechnungsp­rüfungsamt­es „beförderte“. Kaum hatte Uwe Richrath 2015 seinen Überraschu­ngssieg gefeiert, war Johanns wieder da und verpasste dem Seiteneins­teiger aus der Modebranch­e einen Schnellkur­s in Verwaltung­slehre. „Ohne dich hätte ich das nie geschafft“, lobte Richrath seinen Berater. Jo- hanns bekannte, er habe „jeden Tag genossen“– und dann schrieb er der Politik was ins Stammbuch. „Ich bitte Sie, gehen Sie fair miteinande­r um“, appelliert­e er in die Runde. Andersdenk­ende anzugreife­n und über die sozialen Netzwerke zu diskrediti­eren, sei unwürdig und spiele nur jenen in die Hände, die es nach Führern mit einfachen Parolen verlange. Also: „Streiten Sie in der Sache, aber bitte nicht auf Kosten einzelner Personen.“ en in der naturwisse­nschaftlic­hen Forschung.

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FOTO: UMI (ARCHIV) Ralf Johanns verabschie­dete sich aus dem Rathaus.

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