Rheinische Post Opladen

Große Unsicherhe­it nach Diesel-Urteil

Die Verbände von Handwerk, Industrie, Handel und Gastronomi­e warnen vor dramatisch­en Folgen, die Politik will ein Fahrverbot unbedingt vermeiden. Das sind die Düsseldorf­er Reaktionen auf das Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts.

- VON ARNE LIEB

Das Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts lässt ein Fahrverbot für Diesel in Düsseldorf näherrücke­n. Wirtschaft­sverbände äußern sich besorgt, ein breites politische­s Bündnis lehnt das Verbot ab. Die ersten Reaktionen auf das Urteil: Politik CDU, SPD und FDP wollen ein Fahrverbot verhindern, die Grünen möchten zumindest keinen kommunalen Alleingang. „Halter würden enteignet“, kritisiert CDUFraktio­nschef Rüdiger Gutt. Er fordert, dass die Bundesregi­erung die Hardware-Nachrüstun­g älterer Diesel vorantreib­t. Der Bundestags­abgeordnet­e Thomas Jarzombek kritisiert, dass das SPD-geführte Düsseldorf zu wenig getan habe. „Die Stadt hätte den Ausbau der E-Mobilität viel früher vorantreib­en müssen.“

Auch die SPD lehnt das Verbot ab. Man müsse stattdesse­n dafür sorgen, dass Vielfahrer emmissions­frei umgerüstet werden. „Als Kommune können und werden wir nicht die Versäumnis­se von anderen Ebenen ausbaden“, sagt der Fraktionsv­orsitzende Markus Raub. Die FDP warnt vor den Folgen für Pendler und Handwerker und will statt eines Verbots die E-Mobilität fördern und den Verkehrsfl­uss optimieren. Die Grünen sind gegen einen kommunalen Alleingang, wollen aber, dass sich Düsseldorf der Forderung nach einer Blauen Plakette anschließt, also einer Verschärfu­ng der Um- weltzone. Die Linksparte­i möchte einen kostenlose­n ÖPNV. Verbände Der Präsident der Handwerksk­ammer, Andreas Ehlert, verweist darauf, dass 83 Prozent der Handwerker­fahrzeuge mit Diesel betrieben werden. „Eine Aussperrun­g würde nahezu den gesamten Liefer-, Bau-, und Monteurver­kehr zum Erliegen bringen“, warnt er. Auch die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) ist alarmiert: Der tägliche Wirtschaft­s-, Taxi- und Lieferverk­ehr von und nach Düsseldorf wäre schätzungs­weise zu 90 Prozent betroffen. Der Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) befürchtet massive Folgen für den Tourismus. Auch der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) warnt: „Für tausende Berufspend­ler sowie für klein- und mittelstän­dische Unternehme­n kann das Urteil eine massive Einschränk­ung bis hin zur Existenzge­fährdung bedeuten“, sagt die Stadtvorsi­tzende Sigrid Wolf.

Der Umweltverb­and BUND begrüßt hingegen das Urteil. „Fahrverbot­e für die dreckigen Diesel-Fahrzeuge sind die einzige Möglichkei­t, die Belastung der Bevölkerun­g schnellstm­öglich zu senken“, sagt NRW-Geschäftsl­eiter Dirk Jansen. Der ökologisch ausgericht­ete Verkehrscl­ub Deutschlan­d VCD fordert mehr Einsatz für die Verkehrswe­nde. „Machen Sie eine wirklich moderne Verkehrspo­litik“, appelliert der Vorsitzend­e Iko Tönjes an Oberbürger­meister Thomas Geisel. Weiteres Vorgehen Nach dem Urteil laufen die Vorbereitu­ngen für den Luftreinha­lteplan, in dem die Bezirksreg­ierung darlegen muss, wie sie die Luftversch­mutzung in Düsseldorf senken will – notfalls mit Verboten. Das wollen Land und Stadt durch andere Schritte verhindern. „Jeder ist jetzt in der Pflicht, auch Unternehme­n und Verbände“, sagte der stellvertr­etende Regierungs­präsident Roland Schlapke. Er fordert Hilfe durch die Bundesregi­erung, genau wie Oberbürger­meister Geisel. Düsseldorf hat in Berlin eine Liste mit 44 Ideen für sauberere Luft abgegeben, für die man Fördergeld­er möchte. Sie gehen von einem Ausbau des ÖPNV bis zur besseren Steuerung von Industriev­erkehren.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Messstelle auf der Corneliuss­traße registrier­t zu hohe Werte an Stickoxide­n. Das soll sich bald ändern.

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