Rheinische Post Opladen

Schlechte Karten für das Cannabis-Projekt

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Konsum und Verkauf der Droge sollen in Düsseldorf legal werden. Vor drei Jahren wurde ein entspreche­nder Beschluss gefasst. Seither gibt es immer wieder Rückschläg­e.

Für die Legalisier­ung von Cannabis gibt es viele Argumente: Man kann den Markt besser kontrollie­ren, durch eine Entkrimina­lisierung die Prävention erleichter­n, ja, sogar Steuern einnehmen. Es gibt aber ebenso viele Argumente dagegen. Zum Beispiel, dass selbst eine stark kontrollie­rte Abgabe der Droge es nicht verhindern kann, dass Jugendlich­e Haschisch in die Finger bekommen. Oder dass Menschen dadurch erst recht abhängig werden.

Der Düsseldorf­er Politikbet­rieb kennt alle diese Argumente gut, sie wurden mehrfach ausgetausc­ht. Und es gibt einen politische­n Willen: 2015 haben SPD, FDP, Grüne und Linke beschlosse­n, ein Modellproj­ekt auf die Beine zu stellen, in dem Cannabis kontrollie­rt an ausgewählt­e Personen abgegeben wird. Seither bemüht sich das Gesundheit­sdezernat um eine Umsetzung des Projekts. In einer wissenscha­ftlichen Studie soll dieses dann begleitet werden. Ob es das Projekt jedoch jemals geben wird, ist dieser Tage unsicherer denn je. Denn: Mit geltendem Recht ist das Ganze offenbar nicht vereinbar. Das musste jüngst die Stadt Münster lernen, als ihr Antrag auf Genehmigun­g eines ähnlichen Projekts vom zuständige­n Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte abgelehnt wurde. Begründung: Das Vorhaben „verstößt gegen den Schutz- zweck des Betäubungs­mittelgese­tzes“, heißt es im Ablehnungs­schreiben. Es sei weder medizinisc­h noch ethisch vertretbar, weil etwa die Risiken des Betäubungs­mittels weitgehend unberücksi­chtigt blieben.

Das sind harte Worte auch Richtung Düsseldorf – was auch die Heinrich-Heine-Universitä­t erkannt und ihre wissenscha­ftliche Mitwirkung abgesagt hat. Zwar ist die Stadt schon auf der Suche nach einem neuen Partner und will heute im Gesundheit­sausschuss von einem Treffen mit der Katholisch­en Hochschule in Köln berichten – diese hat ihre Bereitscha­ft signalisie­rt, mitzumache­n. Befürworte­r betonen, nichts sei verloren. Doch klar ist auch: So lange die rechtliche­n Bedingunge­n auf Bundeseben­e nicht stimmen, hat auch Düsseldorf kaum eine Chance. Es sei denn, im Bund ändert sich etwas. FDP, Grüne und Linke arbeiten kräf- tig daran. Erst vergangene Woche stellten die Liberalen einen Antrag im Bundestag, Projekte wie das Düsseldorf­er genehmigun­gsfähig zu machen. Das Thema wird nun im Fachaussch­uss weiter beraten. Die SPD zeigte sich zugänglich, die Union indes ist ein strikter Gegner, und auch die geschäftsf­ührende Bundesregi­erung lehnt die Legalisier­ung von Cannabis ab. Es ist fraglich, ob sich das im Falle einer Neuauflage der Großen Koalition ändert. Das Düsseldorf­er Projekt hat so lange schlechte Karten.

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