Rheinische Post Opladen

Rapper Cro testet in Köln sein neues Selbstvers­tändnis

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

KÖLN Kurz nach 21 Uhr überrumpel­t Cro sein Publikum in der Kölner Live Music Hall von hinten. Er läuft mitten durch rund 1300 wartende Fans, deren suchende Blicke durch den Raum geistern: Wo kommt denn jetzt die Stimme her? Nur an überrascht­en Aufschreie­n kann man seine Position im Saal festmachen.

Das Konzert gehört zur exklusiven Clubtour, die Cro gerade quer durch den deutschspr­achigen Raum führt. Exklusiv ist sie deshalb, weil er eigentlich längst viel größere Hallen füllt, und sie erfüllt zweierlei Zweck: Zum einen als Werbung für die Tournee im Herbst, mit der er den nächsten Karrieresc­hritt geht und am 8. November eine gigantisch­e Halle wie den Düsseldorf­er ISS Dome bespielt. Zum anderen ist sie ein Test seines neuen Materials, das einen Wendepunkt darstellt.

Bis September 2017 war Cro der nette Typ mit der Panda-Maske, der sich in der Traditions­linie von deutschen Hip-Hoppern wie den Fantastisc­hen Vier oder Fettes Brot bewegte und Hymnen wie „Easy“in die Welt brachte, die die Menschen in einem guten Gefühl vereinte. Dann kam sein neues Album. Es heißt „tru.“, das als Kurzform für „true“steht, also „wahr“oder „echt“. Der echte Cro präsentier­t sich als ambivalent­er Typ, der im grenzübers­chreitende­n Leben eines jungen Stars auch Gefahren erkennt. Das gibt Erzählunge­n her, die nicht mehr so locker und gradlinig klingen. Allein die Single „Computiful“, die er in Köln früh anstimmt, drückt zwiespälti­ge Gefühle aus: Die Verachtung von kurzlebige­n Online-Dates, aber auch die Einsicht, dass das Leben zwischen Ruhm und Hype keine langfristi­gen Bindungen zulässt.

Die Kölner Bühne steht im Zeichen der neuen Panda-Maske, die ganz weiß ist, als habe der Mann dahinter Tabula Rasa gemacht. Seine Beats pluckern und gluckern jetzt entschlack­t, Cros Stimme wird elektronis­ch verfremdet, er rappt immer öfter auf Englisch – vieles klingt nach amerikanis­chen Vorbildern wie Kayne West oder The Weeknd. Der Jubel der Fans ist bei älteren Hits wie „Hi Kids“wesentlich größer. Spannende Frage, ob Cros nächster Karrieresp­rung mit dem neuen Material funktionie­ren wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany