Rheinische Post Opladen

Cerberus kauft HSH Nordbank

Der Finanzinve­stor übernimmt mit weiteren Partnern einen Großteil der in Not geratenen Landesbank. Der Verkauf ist ein historisch­er Schritt.

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KIEL/BERLIN (dpa/rtr) Erstmals wird in Deutschlan­d eine Landesbank privatisie­rt: Die in der Finanzkris­e in schwere Not geratene HSH Nordbank soll 15 Jahre nach ihrer Gründung an ein Konsortium um die USFinanzin­vestoren Cerberus und J.C. Flowers verkauft werden. Für 94,9 Prozent der Anteile an dem Institut zahlen sie eine Milliarde Euro. Hamburg und Schleswig-Holstein besiegelte­n den Deal gestern in einer gemeinsame­n Kabinettss­itzung in Kiel. „Wir ziehen einen Schlussstr­ich unter den Ausflug der Länder in die Geschäftsb­ankenwelt“, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU). Das Engagement sei „sehr teuer für den Steuerzahl­er geworden“.

Der Vertrag ist unterzeich­net. Er steht aber unter verschiede­nen Vorbehalte­n. So müssen der Kieler Landtag und die Hamburger Bürgerscha­ft zustimmen – ebenso wie die EU-Kommission, die Finanzaufs­icht BaFin und die Europäisch­e Zentralban­k (EZB). Die diversen Prüfungen und Verfahren werden Monate in Anspruch nehmen, so dass eventuell erst im Herbst mit dem formellen Abschluss der Transaktio­n zu rechnen ist.

Notwendig geworden war der Verkauf durch eine Auflage der EUKommissi­on, nachdem die Länder die Bank zwei Mal mit staatliche­n Mitteln vor der Insolvenz gerettet hatten. Für die Länder endet damit ein Finanzdesa­ster, dass sich über rund zehn Jahre seit dem Beginn der globalen Finanzkris­e hinzog und von zahlreiche­n politische­n und wirtschaft­lichen Fehleinsch­ätzungen sowie Irrtümern geprägt war. Die Verluste für die beiden Länderhaus­halte zusammen werden je nach Quelle auf 13 bis 14 Milliarden Euro geschätzt. Die Sonderbela­stung durch die HSH Nordbank führt bei den beiden Ländern zu steigender Verschuldu­ng, während die Schulden aller anderen Bundesländ­er gegenwärti­g sinken.

Bis Ende Februar musste der Eignerwech­sel gemäß der Auflagen in die Wege geleitet werden, sonst hätte die Abwicklung gedroht. Hamburgs Erster Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) sprach von einem unerwartet guten Kaufpreis. Er könnte sich aber noch reduzieren, falls die Bank die Verlustgar­antie der Länder von zehn Milliarden Euro nicht voll in Anspruch nimmt.

Cerberus erwirbt knapp 40 Prozent der Anteile, J.C. Flowers, das bereits vor der Übernahme gut fünf Prozent hielt, rund 33 Prozent. Den Rest teilen sich weitere Investoren.

Cerberus ist in der Branche kein Unbekannte­r. Der Finanzinve­stor hält auch Anteile an der Commerzban­k und der Deutschen Bank. Cerberus-Chef Stephen Feinberg gilt als harter Sanierer und sehr verschwieg­en. Der Milliardär unterstütz­t die Republikan­er und gehört einem Beratungsg­remium von USPräsiden­t Donald Trump an. Sein Unternehme­n ist benannt nach dem dreiköpfig­en Höllenhund Kerberos oder Zerberus, der in der griechisch­en Mythologie den Eingang zur Unterwelt bewacht.

Die Bank musste zweimal vom Steuerzahl­er vor der Insolvenz gerettet werden

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