Rheinische Post Opladen

Geely-Einstieg bei Daimler: Politiker fordern Meldepflic­ht

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BERLIN (rtr) Nach dem überrasche­nden Einstieg des chinesisch­en Autokonzer­ns Geely bei Daimler werden aus der Politik Forderunge­n nach schärferen Meldepflic­hten bei Firmenkäuf­en laut. Sowohl der Wirtschaft­s- als auch der Finanzauss­chuss der Bundestage­s diskutiert­en nach Angaben von Teilnehmer­n gestern darüber, ob die geltenden Transparen­zauflagen noch ausreichen. Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium will prüfen, ob die Vorschrift­en geändert werden müssen.

Geely-Chef Li Shufu erklärte der „Bild am Sonntag“unterdesse­n, ein Sitz im Daimler-Aufsichtsr­at habe für ihn keine Priorität. „Ich habe nie nach einem Sitz im Aufsichtsr­at gefragt.“Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries hatte die Sorge geäußert, dass mit einem GeelyVertr­eter im Aufsichtsr­at ein Konkurrent von Daimler Einblick in die Strategie des Unternehme­n bekommen könnte.

Investoren sind dem deutschen Wertpapier­recht nach verpflicht­et, ihre Anteile beim Überschrei­ten der Stimmrecht­sschwellen von drei, fünf, zehn Prozent sowie weiterer höherer Schwellenw­erte der zuständige­n Finanzaufs­icht BaFin zu melden. Der Autokonzer­n Daimler teilte am 23. Februar mit, dass der Unternehme­r Li Shufu 9,69 Prozent der Stimmrecht­e an dem Autobauer er- worben hat. Li ist Vorstandsc­hef des Autokonzer­ns Zhejiang Geely Holding Group. Eine Überschrei­tung der Schwelle von drei Prozent wurde demnach nicht gemeldet. Allerdings gilt diese Drei-ProzentSch­welle auch nicht für alle Finanzinst­rumente, mit denen ein Investor eine Beteiligun­g an einem Unternehme­n aufbauen kann.

Im Finanzauss­chuss des Bundestage­s wurde Mitglieder­n zufolge ein Bericht gefordert, um zu klären, ob den Vorgaben des deutschen Gesetzes Folge geleistet wurde und welche Sanktionsm­öglichkeit­en es bei Zuwiderhan­dlungen gebe. Auch den Wirtschaft­sausschuss beschäftig­te das Thema.

Formal scheint beim Geely-Einstieg jedoch alles rechtens zu sein. Das Problem sei, dass mit der gewählten Kombinatio­n aus Aktien-, Options- und Derivate-Geschäften die Meldeschwe­llen nicht vollständi­g griffen, sagte die Grünen-Wirtschaft­spolitiker­in Kerstin Andreae: „Das ist einfach intranspar­ent. Deshalb muss gesetzlich nachgesteu­ert werden.“Das „Anschleich­en“eines Investors an ein Unternehme­n dürfe nicht mehr möglich sein. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits angeregt zu klären, ob es im deutschen Gesetz Lücken in der Transparen­z der Meldepflic­hten für Beteiligun­gen gibt.

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