Rheinische Post Opladen

Lauterbach geht auf die Jusos zu

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN Seit dem vergangene­n Jahr ist er Bundesvors­itzender der Jungsozial­isten. Am Sonntag haben 66 Prozent der SPD-Mitglieder für eine Große Koalition gestimmt. Gestern Abend erklärte Kevin Kühnert in der ZDF-Talkshow Markus Lanz, warum ihn das Ergebnis enttäuscht hat. Sein Gegenpart in der Sendung war bestens vorbereite­t: Der Leverkusen­er Bundestags­abgeordnet­e und SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach hatte viele Wochen lang für die Große Koalition gekämpft und dabei keine Auseinande­rsetzung gescheut.

Er betonte gestern Abend: „Ich halte den Koalitions­vertrag für lebendig und gut“, zumal die SPD 70 Prozent ihrer Inhalte dort untergebra­cht habe. In der Sendung erzählte Lauterbach zudem, wie er den Widerstand der Basis erlebt hat.

In einer kleinen Runde mit Leverkusen­er Journalist­en hatte der Har- vard-Professor zuvor verkündet, das deutliche Ergebnis der Abstimmung (zwei Drittel Ja-Stimmen gegenüber einem Drittel Ablehnung) habe auch ihn überrascht. Jetzt gehe es aber vor allem darum, die Gegner der GroKo in den Erneuerung­sprozess der Partei einzubinde­n.

Drei wichtige Punkte hat Lauterbach dabei ausgemacht: 1. In den vergangene­n Jahrzehnte­n ist nahezu jede Steigerung des Bruttoinla­ndsprodukt­es an der Mittelschi­cht und den ärmeren Menschen im Land vorbeigega­ngen.

2. Es gibt immer mehr Berufe, die zwar nicht verschwind­en, aber angesichts der technische­n Neuerungen derart an Bedeutung verlieren, dass sie gesellscha­ftliche Verlierer produziere­n. „Wir werden es nicht, wie befürchtet, mit einer hohen Zahl an Arbeitslos­en zu tun haben“, vermutet Lauterbach, „sondern mit dem Phänomen, dass die, die Arbeit haben, viel zu wenig verdienen.“

Auf diese Herausford­erungen müsse die SPD eine Antwort finden – die dürfe aber nicht mehr die klassische­n Felder der Genossen betonen, Solidaritä­t, Gemeinsinn, gegenseiti­ge Verantwort­ung. „Die sozialen Trends der Gegenwart zeigen: Jeder möchte in seiner Einzigarti­gkeit gewürdigt werden“, hat Lauterbach ausgemacht. Daher mache es auch wenig Sinn, wenn die SPD sich als Partei des kleinen Mannes bezeichne: „Das ist unser Anspruch“, sagt Lauterbach, „nur dürfen wir es nicht mehr so nennen, weil niemand mehr der kleine Mann sein will.“

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FOTO: UM Professor Karl Lauterbach.

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