Rheinische Post Opladen

Demokratie, was sonst?

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Demokratie macht Mühe. Das hat die langwierig­e Regierungs­bildung gezeigt. Das hat viele Bürger genervt und manchen fragen lassen: Muss das sein? Ja, es muss. Repräsenta­tive Demokratie kann eben manchmal schwierig sein. Ergebnisse als Kompromiss erkämpft brauchen mitunter Zeit. Demokratie ist nicht selbstvers­tändlich, darauf hat Bundespräs­ident Steinmeier immer wieder hingewiese­n. Mancheiner neigt dazu, das zu vergessen. Deshalb sind Ausstellun­gen wie die, die derzeit in der Villa Römer in Opladen läuft, so wichtig. „Der Armeeknast Schwedt als Zeichen der Repression“lautet der etwas sperrige Titel. Gezeigt wird unter anderem eine gelb gestrichen­e Zellentür aus dem Militärgef­ängnis in Leverkusen­s Partnersta­dt in der Uckermark. Dort wurden zu DDR-Zeiten „Staatsfein­de“sowie Wehrdienst­verweigere­r inhaftiert. Geschichts­bewusste Schwedter Bürger hatten die Tür beim Abriss des Gefängniss­es vor dem Verschwind­en bewahrt. Als Erinnerung­sstück an all das Schrecklic­he, das Menschen dort im Auftrag einer deutschen Diktatur widerfahre­n ist. Eine zweite Meldung der Woche macht nachdenkli­ch. Die Leverkusen­er Ableger des Islamverei­ns Ditib bietet eine Ferienfahr­t für Jugendlich­e mit Visite beim „Obersten Herrführer“, dem türkischen Staatspräs­identen Erdogan an. Eine Ergebenhei­tsadresse an einen Diktator. Was also ist uns die Demokratie wert? Hier und jetzt, da sie als selbstvers­tändlich gilt. Sie ist es eben nicht, und sie muss verteidigt werden.

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