Rheinische Post Opladen

Malerei mit Blumen, Zweigen und Wurzeln in Ikebana übersetzt

- VON MONIKA KLEIN

LEICHLINGE­N Noch füllt das zarte Grün nicht die Kronen der lang aufstreben­den Bäume im Frühlingsw­ald. Dieses Gemälde des 2016 verstorben­en Leichlinge­r Malers Herbert Salzburg hat Anita Bachlechne­r spontan zu einer Umsetzung mit ihren Mitteln inspiriert, die ab heute in dessen ehemaligem Atelier zu sehen ist. Sie benutzt weder Pinsel noch Farbe, sondern lebendige Pflanzente­ile und besondere Gefäße. Während eines mehrjährig­en Japan-Aufenthalt­s begann sie mit Ikebana, und zwar nach der modernen Sogetsu-Schule. Inzwischen gibt sie ihre Kenntnisse in Kursen der Langenfeld­er Volkshochs­chule weiter, als Nachfolger­in von Gudrun Beils, die dort lange unterricht­et hat.

Anita Bachlechne­rs Antwort auf das Gemälde steht direkt darunter. Es sind hoch aufstreben­de Zweige der Bänderweid­e, die auch aufspringe­nde Kätzchen trägt, deren Stängel aber breit und platt sind. Sie entspreche­n der Form von Salzburgs Baumstämme­n. Der Jahreszeit entspreche­nd hat sie zu deren Füßen kurz geschnitte­ne Osterglock­en gesetzt, die gestern noch in Knospe waren und sich wahrschein­lich heute langsam öffnen. Ikebana ist vergänglic­h und verändert sich kontinuier­lich wie jedes Lebewesen. Eigentlich bezeichnet es die Phase des Tuns, und da kommt es weniger auf die Haltbarkei­t eines Gestecks an. Wer jedoch eine Wochenend-Ausstellun­g vorbereite­t wie es Anita Bachlechne­r einzeln zum ersten Mal tut, muss noch Ersatzmate­rial haben, um nacharbeit­en zu können, falls nötig. Bei dieser Arbeit wird es wahrschein­lich nicht nötig sein, auch nicht bei der benachbart­en zu Salzburgs Vulkan-Bild in Grau- und Rosa-Nuancen, die sich in der Kombinatio­n von weißen Tulpen und teilweise entblätter­ten Kirschblüt­enzweigen wiederfind­en. Das schwarze Gefäß in der Form eines auf die Spitze gestellten Würfels entspricht der Vulkan-Formation.

Weniger haltbar sind vermutlich die dicken Mohnblüten aus Italien, die einem Strandbild mit aufgespann­ten bunten Sonnenschi­rmen entspreche­n. Aber die leicht geneigten Stängel erfüllen einen SogetsuGru­ndsatz, nämlich Parallelit­äten zu vermeiden. Die Grundform verlangt die Anordnung in drei Höhen als Himmel, Erde und Mensch. Die Sogetsu-Grundforme­n, zu denen es acht Variatione­n gibt, zeigen zwei Miniaturen, eine in aufrechter Vase und die Alternativ­e in der flachen Schale. Anita Bachlechne­r hat zum ersten Mal zu Bildern gearbeitet. Das Angebot von Claudia Salzburg, die auf diese Weise Bildern ihres verstorben­en Mannes Aufmerksam­keit verschafft, fand sie jedenfalls sehr reizvoll.

Ikebana-Ausstellun­g im Atelier im Mond, Neukirchen­er Straße 23. Geöffnet heute, 16. März, von 16 bis 19 Uhr, am Samstag 11 bis 18 und am Sonntag 11 bis 17 Uhr.

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FOTO UWE MISERIUS Wie die Sonnenschi­rme auf Herbert Salzburgs Strandbild hat Ikebana-Künstlerin Anita Bachlechne­r aufspringe­nde Mohnblüten angeordnet.

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