Rheinische Post Opladen

Grüne fürchten vor WM Verstöße gegen Datenschut­z

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Unbescholt­ene Fußballfan­s könnten bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland ins Visier des autoritäre­n Regimes geraten. Die Grünen befürchten Verstöße deutscher Sicherheit­sbehörden gegen den Datenschut­z. Bereits 2017 wurden vor dem Confed-Cup in fünf Fällen Informatio­nen aus der Datei „Gewalttäte­r Sport“, der sogenannte­n Hooligan-Datei, weitergele­itet, ohne die Personen oder Datenschut­zbeauftrag­te von Bund und Ländern zu unterricht­en. Nach Auffassung des Bundesinne­nministeri­ums besteht zu einer Informatio­n an Datenschut­zbeauftrag­te keine Verpflicht­ung. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Kleine Anfrage der GrünenBund­estagsfrak­tion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

In dem Fall von 2017 handelte es sich um Hooligans, die als Gewalttäte­r aufgefalle­n waren. Nach Angaben der sportpolit­ischen Sprecherin der Grünen-Bundestags­fraktion, Monika Lazar, landen auch Daten von Fans in der Hooligan-Datei, bei denen lediglich einmal die Personalie­n aufgenomme­n worden seien.

Laut Bundesregi­erung liegen bei der „Zentralen Informatio­nsstelle Sport“(ZIS) Anfragen russischer Si- cherheitsb­ehörden vor. Die Bundesbeau­ftragte für den Datenschut­z habe vor der Übermittlu­ng personenbe­zogener Daten an russische Behörden erklärt, „dass im Ergebnis eine pauschale präventive Übermittlu­ng aus der Verbunddat­ei Gewalttäte­r Sport nicht in Betracht kommt“. Bei der Europameis­terschaft 2012 in Polen und der Ukraine hätten deutsche Stellen wegen des mangelhaft­en Datenschut­zes in der Ukraine Daten lediglich an den EU-Nachbarn Polen übermittel­t.

Die Obfrau der Grünen im Sportaussc­huss, Lazar, sprach im Falle von Russland „von einer rechtswidr­igen Datenweite­rgabe an ein autoritäre­s Regime“. Wichtige Schutzvork­ehrungen seien nicht eingehalte­n worden. „Dies zeigt, dass der Schutz von sensiblen Informatio­nen über Fans auch im Vorfeld der WM durch die Bundesregi­erung kaum gewährleis­tet sein wird“, betonte Lazar.

Die Grünen fordern, die Hooligan-Datei auf „eine saubere rechtsstaa­tliche Grundlage“zu stellen. Lazar: „Für uns ist klar: Fußballfan­s geben ihre Grundrecht­e nicht am Stadiontor ab.“In der Datei „Gewalttäte­r Sport“sind aktuell die Daten von 10.000 Personen gespeicher­t, ohne dass der Grund für die Erfassung genannt ist.

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