Wolfs Elfen zittern sich zum Sieg
Bayers Bundesliga-Handballerinnen besiegen den Letzten aus Rödertal knapp mit 20:19. Trainerin Renate Wolf sagt: „Wir waren völlig von der Rolle.“
LEVERKUSEN Die Musikauswahl bot Anlass zu leichtem Stirnrunzeln bei vielen Augenzeugen in der Ostermann-Arena. Gleich nach Ende der Partie von Bayers Handballerinnen gegen den HC Rödertal, erklang der erprobte Hallenplaylist-Klassiker „Oh, wie ist das schön“. Doch wirklich schön war an diesem ins Ziel gezitterten 20:19-Sieg nach dem Seitenwechsel aus Elfen-Sicht allenfalls das Resultat.
Dabei schien das Duell mit dem immer noch punktlosen Letzten zur Pause entschieden. Denn im ersten Durchgang traten die favorisierten Leverkusenerinnen genauso auf, wie das von einem Team mit Europapokalambitionen erwartet werden darf. Nach kurzem Anlauf auf Augenhöhe (bis zum 5:4) kam die Elfenmaschine ins Rollen. Vorne lief viel zusammen und hinten ließen die zweitbeste Abwehr der Liga und Torhüterin Katja Kramarczyk, die Geburtstag feierte, nicht viel zu. Das machte sich schnell im Spielstand bemerkbar: Zum Seitenwechsel wurde eine 14:7-Führung notiert. Viel deutete auf einen ungefährdeten Erfolg hin, bei dem sogar noch etwas Raum bleiben sollte, dem Torverhältnis auf die Sprünge zu helfen.
Aber die gewünschte sorgenfreie Halbzeit war Trainerin Renate Wolf nicht vergönnt: Tor um Tor kam das aufopferungsvoll kämpfende Schlusslicht heran, assistiert von Wolfs Schützlingen, denen im gesamten zweiten Abschnitt nur sechs Treffer gelangen. „Nach der Pause waren wir völlig von der Rolle“, analysierte die ehemalige Nationalspielerin die dürftige Halbzeit ihres Teams.
Wolf versuchte alles, nahm beim Stand von 19:17 (54.) eine Auszeit. Aber statt mit Zuversicht in die Schlussminuten zu gehen, wirkten die Leverkusenerinnen nach der Besprechung noch mehr von der Rolle, leisteten sich zwei völlig unnötige Fehlpässe in Folge und standen nach dem 19:19 (55.) mit dem Rücken zur Wand.
Für das erfolgreiche Ende waren dann zwei Routiniers hauptverantwortlich. Sally Potocki, die unter der Woche erst ihren Kontrakt verlängert hatte, aber im zweiten Durchgang wie viele Teamkolleginnen alles andere als überzeugte, verwandelte den Siebenmeter zum 20:19. Und da war ja noch Geburtstagskind Kramarczyk. Sie krönte eine insbesondere im ersten Durchgang famose Leistung an ihrem 34. Geburtstag, parierte zum zweiten Mal an diesem Abend einen Siebenme- ter von Sarolta Selmeci und entschärfte damit die Hälfte der acht Rödertaler Strafwürfe (es verwarfen auch Izabella Nagy und Tamara Bösch). Ein Sonderlob von Trainerin Renate Wolf gab es neben der Keeperin auch für Kim Berndt, die mit acht Treffern Bayers erfolgreichste Werferin war.
Mit viel Konzentration und Einsatz, aber auch etwas zittrigen Knien, retteten sich die Elfen im Anschluss über die letzten Angriffsversuche der Gäste – bis zur erlösenden Schlusssirene und der etwas schrägen Musikauswahl. Elfen Kramarczyk, Zec, Fehr – Seidel (3), Braun, Mietzner, Zschocke (2), Potocki (5/ 3), Bruggeman, Karolius (2), Gedroit, Berndt (8/2), Jochin, Berger, van de Wiel, E. Rode.