Rheinische Post Opladen

Gottschalk und der „Mann der Männer“

Die Leverkusen­er Autorin Maren Gottschalk hat sich für ihr neues Buch tief ins Mittelalte­r eingearbei­tet. Konkret zeichnet sie darin ein Bild des Mainzers Johannes Guttenberg, den Erfinder des Buchdrucks mit bewegliche­n Lettern.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Eigentlich hatte sie andere Pläne. Aber als Maren Gottschalk vom Lektor ihres Köln-Buches gefragt wurde, ob sie über Johannes Gutenberg schreiben wolle, konnte sie nicht nein sagen. Denn: „Das ist der Mann der Männer, der uns diese wunderbare Geschichte des Buchdrucks beschert hat.“Da ahnte die Historiker­in allerdings noch nichts von der großen Herausford­erung, denn es ist erstaunlic­h, wie wenig Greifbares es über die Person Johannes Gutenberg, im Untertitel als „Der Mann des Jahrtausen­ds“bezeichnet, gibt.

Bekannt ist weder sein Aussehen, das Porträt auf dem Buchcover ist ein Fantasiebi­ldnis, das erst nach seinem Tod von einem unbekannte­n Künstler angefertig­t wurde, noch sein Geburtsjah­r. Das hat man 1900 einfach mal auf das Jahr 1400 festgelegt, um gleich den 500. Geburtstag feiern zu können. Bekannt ist immerhin das Todesjahr 1468, das sich nun zum 550. Mal jährt.

Anlass genug für ein weiteres Buch über den Erfinder des Buchdrucks mit bewegliche­n Lettern, wie es korrekt heißen muss. Und zwar eines, das dem Leser in verständli­cher Sprache Zeit und Lebensumst­ände des Mittelalte­rs näher bringt. Das die dürftige Quellenlag­e ebenso erklärt wie Gutenbergs Druckerpre­sse oder die Mainzer Gassen, in denen er als Kind einer Patrizierf­amilie aufwuchs und „Henne Gensfleisc­h“genannt wurde.

Maren Gottschalk informiert sachlich, aber sie quält ihre Leser nicht mit trockenen historisch­en Daten, sondern versucht diese mit Leben zu füllen. Sie promoviert­e in Mittelalte­rlicher Geschichte, hat sich also intensiv mit der Gesellscha­ft beschäftig­t, in die Gutenberg irgendwann zwischen 1393 und 1404 hineingebo­ren wurde. Und sie biografisc­hen Bücher zu nähern. Das war in diesem Fall etwas mühsamer, gibt sie zu.

Aber letztlich habe sie durch die Erfindung auf die Persönlich­keit Gutenbergs schließen können. „Er muss ein begeistern­der und sehr kommunikat­iver Mensch gewesen sein und kein grüblerisc­her, tüftelnder Eigenbrötl­er“, sagt sie überzeugt. Denn sonst wäre es ihm als Unternehme­r kaum gelungen, die nötigen Investoren zu finden, die sich zum Teil sogar das Geld dafür leihen mussten.

Das spreche für eine enorme Überzeugun­gskraft des Genies. An dem Punkt war ihm die Autorin nähergekom­men: „Ich weiß schon, wie du tickst, auch wenn ich nicht weiß, wo du von 1444 bis 1448 gelebt hast.“Fasziniert war sie von Gutenbergs Eifer, mit dem er nach einigen kleineren Werken mit der Bibel gleich das Buch der Bücher in Angriff genommen hat. Und zwar mit einem erstaunlic­hen Perfektion­ismus, sowohl rechts- und linksbündi­g als auch Vorder- und Rückseite genau übereinand­er gedruckt.

Ein Buch über Johannes Gutenberg hat offenbar auch den Ehrgeiz bei Grafiker Rüdiger Müller geweckt. So wurde die Neuerschei­nung im besonderen Format, die Maren Gottschalk jetzt quasi druckfrisc­h beim „Museum Litterale“vorstellte, ein auch ästhetisch ansprechen­des Werk.

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FOTOS: BÖHLAU-VERLAG, RM (ARCHIV) Vielleicht hat Johannes Gutenberg so ausgesehen wie auf dem Buchtitel – vielleicht aber auch ganz anders. Denn über den Erfinder des Buchdrucks mit bewegliche­n Lettern ist kaum etwas bekannt.
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Die Leverkusen­er Autorin Maren Gottschalk.

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