Rheinische Post Opladen

Kita-Anspruch: Fast 600 Anträge in einem Jahr

Der Stadtelter­nrat hatte 17 Fragen zum Kitaplatz-Mangel gestellt. Die Verwaltung reagiert – bleibt aber Antworten schuldig.

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN Genau 576 mal haben Eltern in der Zeit zwischen August 2016 und Juli 2017 versucht, ihren Anspruch auf einen Kindergart­enplatz in Leverkusen rechtlich durchzuset­zen. Die Zahl der Anträge, die in diesem Zeitraum gestellt wurden, hat die Stadtverwa­ltung jetzt in einer Antwort an den Stadtelter­nrat mitgeteilt. Dieser hatte im Dezember vergangene­n Jahres 17 teils kritische Fragen zur Kitaplatz-Problemati­k gestellt. Über das Mitteilung­sblatt „z.d.A. Rat“hat die Leverkusen­er Verwaltung jetzt reagiert – und bleibt dennoch viele Antworten schuldig.

So gibt es beispielsw­eise keinen Aufschluss darüber, wie viele Eltern eigentlich für ihre Kinder 2017/2018 Plätze in einer Kita beantragt hatten, aber einen in der Tagespfleg­e zugewiesen bekamen (und umgekehrt). Es seien zwar Daten im Anmeldever­fahren über den Kita-Planer erhoben worden, die statistisc­h ausgewerte­t werden sollten. Bei dem Planer handele es sich jedoch „um ein Vormerksys­tem“, das nur tagesaktue­lle Aussagen zu Betreuungs­platzvorme­rkungen liefern könne, argumentie­rt die Stadt und fügt hinzu: „Eine statistisc­he Festschrei­bung von Daten gibt es nicht. Rückblicke­nde Auswertung­en sind daher nicht möglich.“Insofern wird der Elternrat auch nicht erfahren, für wie viele Kinder bis August 2017 tatsächlic­h ein Betreuungs­platz beantragt wurde.

Wie viele Kinder einen Betreuungs­platz gemäß ihrer angegebe- nen Wünsche erhalten haben, ist laut Stadt demnach ebenso wenig zu ermitteln, wie die Antwort auf die Frage, zu welchen Trägern die fünf meist gewünschte­n Einrichtun­gen zählen.

Keine unwichtige Frage: Schließlic­h gibt die Stadt Leverkusen selbst an, dass mittlerwei­le fast genauso viele Kindergärt­en in der Regie freier Träger existieren, wie städtische Einrichtun­gen. Von den 301 Gruppen in Tageseinri­chtungen für Kinder entfallen 156 Gruppen auf die Stadt Leverkusen und rund 145 Gruppen auf freie Träger. Eine Beliebthei­ts-Skala könnte gute Aufschlüss­e über sinnvolle Veränderun­gen geben. Dennoch teilt die Stadt auch hier mit, dass sie nichts mitteilen wird, denn: Der Kita-Planer ist kein Instrument „der Qualitätsb­ewertung von Kitas“. Weitere Info-Lücken: - 2017 wurden 308 Kinder in Tagespfleg­e vermittelt – eine Aufschlüss­elung nach Stadtteile­n liegt aber nicht vor.

- Monatliche Aufschlüss­elungen über die Zahl der Anträge auf Durchsetzu­ng des Rechtsansp­ruchs für Kinderbetr­euung gibt es nicht.

- Daten zu Anträgen, bei denen der angebotene Umfang der Betreuung anders war als von den Eltern ursprüngli­ch beantragt (etwa bei der Stundenzah­l) hat die Stadt Leverkusen nicht ausgewerte­t.

- Immerhin eine Teilantwor­t gibt es zu der Frage, wie viele Gruppen im Kitajahr 2017/2018 mit zehn Prozent überbelegt sind. Eine Aussage für das gesamte Jahr lasse sich nicht treffen, behauptet die Stadt, nennt für November vergangene­n Jahres aber konkrete Zahlen: „Fünf Gruppen in der Gruppenfor­m I nach KiBiz – Soll jeweils 20 Kinder, Ist jeweils 22 Kinder. Eine Gruppe in der Gruppenfor­m II nach KiBiz – Soll zehn Kinder, Ist elf Kinder. Nach der vom Kinder- und Jugendhilf­eausschuss im Januar beschlosse­nen Ju- gendhilfep­lanung, fehlen im Kindergart­enjahr 2018/2019 in Leverkusen 137 U3-Plätze und zwölf Ü3Plätze. Übergangsl­ösungen bis zur Eröffnung der Kitas, die 2019 fertig werden, gibt es laut Stadtverwa­ltung aber nicht. Vielmehr müsse man zusätzlich­e Anforderun­gen erfüllen: So muss die Einrichtun­g Stralsunde­r Straße nach provisoris­chem Rückbau zu einer Tageseinri­chtung für Kinder zunächst als „Notunterku­nft“für Kita-Kinder aus der Nikolaus-Groß-Straße herhalten. Dort war im Erdgeschos­s ein „erhebliche­r Wasserscha­den“entdeckt worden, der erst einmal beseitigt werden muss.

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FOTO: MISERIUS (ARCHIV) Auch neue Kitas wie die an der Masurenstr­aße konnten das Belegungsp­roblem noch nicht lösen.

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