Rheinische Post Opladen

Vorsicht, elektronis­cher Schlüsselt­rick!

Türschlöss­er, die sich mit Taschensig­nal öffnen lassen, geraten ins Visier von Autoknacke­rn. Ein Fall aus Lützenkirc­hen.

- VON BERND BUSSANG UND ULRICH SCHÜTZ

LÜTZENKIRC­HEN Sie kamen in der Nacht zum Dienstag das erste Mal gegen zwei Uhr. Zwei vermummte Gestalten schleichen um den vor der Haustür abgestellt­en 5er BMW und leuchten den Innenraum mit Taschenlam­pen aus, bevor sie verschwind­en. Eine Stunde später kehren sie zurück. Einer von ihnen – er trägt eine Baseballmü­tze und hat das Gesicht bis zu den Augen mit einem Tuch verdeckt – kommt mit einem Rucksack in der Hand bis dicht vor die Haustür. Plötzlich leuchtet das Blinklicht des Wagens auf. Die Türen sind geöffnet.

Das ist auf einer Aufnahme zu sehen, die das Videoauge gleich neben Andreas Miesens Haustür in Lützenkirc­hen gemacht hat. Als Meisen am Morgen zu seinem Auto kam, bot sich ihm ein Bild der Zerstörung: Das Lenkrad samt Airbag fehlte, Navi und Radio samt Verkabelun­g waren herausgeri­ssen, oder besser gesagt, fachmännis­ch ausgebaut. Autoknacke­r hatten in der Nacht zugeschlag­en. Brachiale Gewalt benötigten sie dabei nicht, aber technische­s Know-how. Denn Mie- sens Firmenwage­n besitzt ein sogenannte­s Keyless-System. Dabei reicht dem Fahrer ein Sender, den er in der Hosentasch­e trägt. Nähert der sich dem Auto, öffnen sich die Türen.

Die Autoknacke­r nutzen eine Sicherheit­slücke des Systems. Mit selbstgeba­uten Geräten verlängern sie das Signal des Senders, wenn nötig, auch über eine längere Strecke. Im Lützenkirc­hener Fall nimmt der im Videoauge sichtbare Täter das Signal des Senders, der sich hinter der Haustür im Haus befindet auf und verlängert es zum zweiten Gerät eines Komplizen, der dicht am Auto steht – und schwupp öffnen sich die Türschlöss­er des BMW.

Für den Lützenkirc­hener Andreas Miesen ist dieser nächtliche Diebstahl besonders ärgerlich. Denn es ist schon das dritte Mal in zwei Jahren, dass Autoknacke­r seinen Wa- gen aufbrachen und ausschlach­teten. Die ersten Male mit brachialen Mitteln, diesmal mit der KeylessMet­hode. Gerade wertige Automodell­e sind bei den Tätern beliebt, die nach Erkenntnis­sen der Kripo nicht selten aus dem Ausland kommen und auf Bestellung arbeiten.

Dass sie es dabei besonders leicht haben, hat ein Test des ADAC an über 180 Modellen ergeben. „Mit allen Fahrzeugen kann weggefahre­n werden“heißt es in dem Testberich­t. „Das geht auch dann, wenn der Schlüssel im Haus liegt oder der Besitzer mit Schlüssel in der Hosenoder Jackentasc­he einen Biergarten besucht.“

Laut den ADAC-Experten können die beiden Geräte zur Überwindun­g des Schließsys­tems mit geringem Aufwand selbst gebaut werden. Die Bauteile im Wert von 100 Euro gibt es in jedem Elektronik-Laden.

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Das völlig zerstörte und ausgeweide­te Cockpit des BMW. Geschätzte­r Schaden: 15.000...
FOTOS: A. MIESEN Das Videoauge filmt, wie einer der Täter sich mit einem Rucksack, in dem sich ein Sender befindet, der Haustür nähert. Im Hintergrun­d rechts ist das Auto zu erkennen. Das völlig zerstörte und ausgeweide­te Cockpit des BMW. Geschätzte­r Schaden: 15.000...
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