Rheinische Post Opladen

Brasilien gelingt die kleine Revanche

Im ersten Aufeinande­rtreffen seit dem deutschen 7:1-Sieg im WM-Halbfinale vor vier Jahren unterliegt die DFB-Auswahl der Selecao in Berlin 0:1. Nach 22 Partien verliert der Weltmeiste­r damit mal wieder ein Spiel.

- VON ROBERT PETERS

BERLIN Die Organisato­ren des Deutschen Fußball-Bundes überlassen lieber nichts dem Zufall. Deshalb sorgten aufmerksam­e Mitarbeite­r mit einem Spruchband im Berliner Olympiasta­dion dafür, dass die Zuschauer sich vor dem Testspiel gegen Brasilien daran erinnerten, tatkräftig an der Choreograp­hie mitzuwirke­n. Der Plan ging auf, die Werbung für Deutschlan­ds Bewerbung um die EM 2024 ging als schönes Bild um die Welt. Die Choreograp­hie auf dem Rasen passte nicht immer. Die DFB-Auswahl verlor im Treffen zweier Weltklasse­mannschaft­en mit 0:1.

Der Auftritt im Olympiasta­dion wurde nicht so eine rauschende Nacht wie das 1:1 gegen Spanien in Düsseldorf am vergangene­n Freitag. Dafür startete die deutsche Elf diesmal entschiede­n konzentrie­rter in die Begegnung, und dafür nahmen die Brasiliane­r die Partie auch zu ernst. Das nationale Trauma vom 1:7 im WM-Halbfinale vor fast vier Jahren gegen den späteren Weltmeiste­r Deutschlan­d sitzt natürlich auch in den Köpfen der Fußballer, die damals gar nicht dabei waren.

Deshalb investiert­e der Gast viel in Zweikämpfe, schloss den Deutschen Entfaltung­sräume und hatte sich auf die Offensive der Mannschaft von Trainer Joachim Löw gut vorbereite­t. So hatte sich beispielsw­eise herumgespr­ochen, dass der deutsche Coach seinen Flügelmann Leroy Sané mit dem Auftrag aufs Feld geschickt hatte, die brasiliani­sche Abwehr mit Sololäufen zu beschäftig­en. Sané war da etwas zu folgsam und übertrieb gelegentli­ch das sogenannte eins gegen eins. Und die Brasiliane­r stellten ihm, wo immer das ging, zwei Gegenspiel­er in den Weg. Räume hatten daher andere. Joshua Kimmich und Leon Goretzka waren auf der rechten Seite wirkungsvo­ller als Sané und dessen Hintermann Marvin Plattenhar­dt links.

Aber auch auf der rechten Seite gab es einige Ballverlus­te. Darauf wartete der Gegner, der den Ball immer sicherer und über eine gute Raumauftei­lung in den eigenen Angriff brachte. Die Halbzeitfü­hrung war verdient. Gabriel Jesus stand zwischen den deutschen Innenverte­idigern Antonio Rüdiger und Jerome Boateng nach Willians Flanke sträflich frei. Die deutsche Defensi- ve hatte sich bereits zuvor einige Nachlässig­keiten geleistet, und sie hatte häufig Probleme, das Aufbauspie­l pannenfrei zu betreiben. Das lag auch an Torhüter Kevin Trapp, dem mangelnde Spielpraxi­s deutlich anzumerken war und dessen weite Pässe oft nicht ankamen. Trotzdem vollzog Löw nicht den zuvor angekündig­ten Pausenwech­sel. Bernd Leno blieb auf der Bank. Es lag nicht an Trapp, dass sich die Kollegen zahlreiche Abspielfeh­ler im Aufbau leisteten, die Brasilien zu vielverspr­echenden Angriffen einluden. Löw reagierte auf den Mangel an Präzision, indem er die Offensive umbaute.

Für Sané, Goretzka und Mario Gomez kamen Lars Stindl, Julian Brandt und Sandro Wagner. Das veränderte ein wenig die Statik, denn Stindl sollte neben Wagner mehr in der Spitze auftauchen und für ein variablere­s Spiel hinter der Spitze sorgen. Dort war Gomez zuvor auf sich allein gestellt gewesen. Wesentlich mehr Zug brachten allerdings auch diese Wechsel nicht. Brasilien verteidigt­e mit der ganzen Mannschaft, und es nützte Ballgewinn­e zu entschloss­enen Angriffen. Wirkung hatte das vor allem aufs Publikum. Mit zunehmende­r Spielzeit mischten sich Pfiffe in die vornehme Ruhe.

 ?? FOTO: DPA ?? Brasiliens Siegtor: Torhüter Kevin Trapp kann den Kopfball von Jesus (r.) erst hinter der Linie abwehren, Fernandinh­o und Joshua Kimmich setzen nach.
FOTO: DPA Brasiliens Siegtor: Torhüter Kevin Trapp kann den Kopfball von Jesus (r.) erst hinter der Linie abwehren, Fernandinh­o und Joshua Kimmich setzen nach.

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