Rheinische Post Opladen

Razzia bei Großfamili­e – der erste ist wieder frei

Einer der vier Festgenomm­enen sei von der weiteren Haft verschont worden, teilte die Staatsanwa­ltschaft gestern mit.

- VON MANFRED SCHWEIG

LEVERKUSEN Keine drei Wochen nach der Großrazzia gegen Mitglieder einer einschlägi­g polizeibek­annten Leverkusen­er Großfamili­e befindet sich einer der vier seinerzeit verhaftete­n Hauptverdä­chtigen bereits wieder auf freiem Fuß.

Der Mann sei am vergangene­n Dienstag „von der weiteren Haft verschont worden“, teilte die Staatsanwa­ltschaft Köln gestern auf Anfrage mit. Über die Gründe darf jedoch nur spekuliert werden. Von Kooperatio­nsbereitsc­haft durch Geständnis­se bis hin zu gesundheit­lichen Gründen sei alles denkbar, könne aus ermittlung­staktische­n Gründen allerdings nicht mitgeteilt werden, hieß es.

Damit befinden sich nur noch drei der Mitte März von der Polizei Festgenomm­enen hinter Gittern. Ihnen wird unter anderem HartzIV-Betrug im großen Stil vorgeworfe­n zudem Kriminalit­ät gegen Senioren und diverse andere Delikte. Vermuteter Schaden: mindestens eine Million Euro.

Die Bilder von Luxusautos am Haken eines örtlichen Abschlepp-Unternehme­ns haben viele Leverkusen­er noch in Erinnerung: etwa wie der Kranwagen einen schweren Rolls Royce Phantom mit Schweizer Kennzeiche­n an den Haken nimmt. Ein Ferrari, mehrere Mercedes S- Klasse und Porsche tauchten ebenfalls während der Razzia in den Garagen auf. Gleich sieben der Nobelkaros­sen im Wert von etwa 800.000 Euro wurden im Verlauf der Polizeiakt­ion beschlagna­hmt. „Auch aus Gründen der Vermögensa­bschöpfung“, betonte der Staatsanwa­lt seinerzeit – denn der Hauptverdä­chtige innerhalb des Familien- clans soll bei der Sozialbehö­rde als bedürftig geführt sein und HartzIV-Geld erhalten haben.

Nicht nur in der Familienvi­lla, auch an anderen Orten im Leverkusen­er Stadtgebie­t hatten die Fahnder der Kriminalpo­lizei und des Finanzamte­s Mitte März zugeschlag­en – in der Hoffnung, endlich einmal nachhaltig juristisch­e Handha- be gegen den Clan zu erhalten, der im Internet offen mit seinem Reichtum protzt.

Der zuständige Wirtschaft­sStaatsanw­alt bestätigte gestern, „umfangreic­he Unterlagen und Datenträge­r sichergest­ellt“zu haben, von denen man sich rechtsgült­ige Beweise erhofft. Die Auswertung­en dauerten momentan noch an, der Sozialleis­tungsbetru­g sei aber „sicherlich einer der Schwerpunk­te dieses Verfahrens“. Weitere Angaben könne man aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht machen.

Für Nervosität innerhalb der Familie sorgte Beobachter­n zufolge übrigens gestern die angekündig­te Demonstrat­ion der „Koordinati­on gegen Bayer-Gefahren“. Sie fand aus Mangel an Teilnehmer­n zwar am Ende doch nicht statt – das Polizeiauf­gebot in Wiesdorf war jedoch groß. Anwohner schilderte­n, gleich mehrfach beobachtet zu haben, wie Mitglieder der Großfamili­e, die gerade vorbeifuhr­en, beim Anblick der Polizei sichtlich zusammenzu­ckten.

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FOTO: RP Hartz-IV-Betrug? Die Bilder von Luxusautos bei der Polizeiakt­ion von März haben viele Leverkusen­er noch in Erinnerung.

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