Rheinische Post Opladen

„Neue A1-Variante ist die schlechtes­te Lösung“

Im Vorfeld der heutigen Stadtratss­itzung stellt Karl Lauterbach (SPD) klar: Das Land, nicht der Bund entscheide­t.

- VON ULRICH SCHÜTZ

Herbert Isbanner LEVERKUSEN/BERLIN/DÜSSELDORF Die Grundsatze­ntscheidun­gen über den Neubau der Autobahnen 1 und 3 in Leverkusen werden in Düsseldorf fallen. Die landeseige­ne Autobahnbe­hörde Straßen.NRW und die NRW-Landesregi­erung bleiben für die Planungen zuständig. Die Hoffnung, dass doch noch alles vom Bundesbaum­inisterium übernommen wird, hat Bundestags­abgeordnet­er Karl Lauterbach ( begraben. Der Grund: Der Aufbau der Bundes-Infrastruk­tur-Gesellscha­ft verzögere sich. „Es ist nichtmals klar, in welchem Bundesland der Sitz der Behörde sein wird“, sagte Lauterbach gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Bis die bundesweit agierende Behörde arbeitsfäh­ig sein werde, seien die Autobahnpl­anungen für Leverkusen längst gelaufen. Der für Leverkusen zuständige SPD-Politiker arbeitet men. „Jahr für Jahr werden wir mit immer umfassende­ren Anforderun­gen und Vorschrift­en konfrontie­rt“, erläutert Isbanner die Gründe. Etliche Gutachten und Genehmigun­gen würden verlangt und die Kosten in die Höhe getrieben. „Unser Verein und seine ehrenamtli­ch tätigen Verantwort­lichen können das nicht länger tragen“, resümiert Isbanner.

Doch das ist nicht der einzige Grund. Denn unter insgesamt 600 Clubmitgli­edern – darunter sind etwa 360 Aktive – gibt es bislang niemand, der bereit wäre, die Nachfolge von Isbanner zu übernehmen. Der Geschäftsf­ührer kann das verstehen. „Die sehr umfangreic­hen Vorbereitu­ngen werden zunehmend schwierige­r. Der Aufwand rund um das Sicherheit­skonzept ist riesig hoch und nicht mehr zu bewältigen.“Als er sich noch selbst darum kümmerte, war er stets Monate mit der Organisati­on beschäftig­t.

Sollte sich kein engagierte­r und sachkundig­er Veranstalt­ungsleiter finden, um das Flugplatzf­est wenigstens in abgespeckt­er Variante abzuwickel­n, steht selbst das in Frage. Klappt es aber doch

LSC-Geschäftsf­ührer

direkt an den Vorbereitu­ngen für die Infrastruk­tur-Behörde mit. Die Einrichtun­g wurde schon Anfang 2016 vom Präsidente­n des Deutschen Verkehrsge­richtstage­s, Kay Nehm, gefordert. Angesichts „maroder Straßen und Brücken, kilometerl­anger Baustellen mit Ewigkeits-Charakter und stetig wachsender Staus“müssten „Mittel und Kräfte“konzentrie­rt werden, sagte der frühere Generalbun­desanwalt. Eine Infrastruk­tur-Behörde müsste deshalb auch bundesweit zuständig sein, zitierte schon vor zwei Jahren die Hannoversc­he Allgemeine Zeitung.

Heute, Montag, wird sich der Leverkusen­er Stadtrat auf Antrag der Bürgerlist­e mit den Autobahnpr­ojekten in Leverkusen befassen. Entscheide­n kann er jedoch darüber nicht. Anlass für die gemeinsame Sondersitz­ung mit der Bezirksver­tretung I ist die neue Planungsva­riante für den Bereich der A1-Hochstraße (Stelzenaut­obahn) in Küp- noch, wird der LSC auf jeden Fall zum Flugplatzf­est „alten Stils“zurückkehr­en, um sich der Leverkusen­er Öffentlich­keit am Samstag und Sonntag, 8. und 9. September, zu präsentier­en.

Die „alte Tante“JU 52 wird dann vom Kurtekotte­n zu Rundflügen starten. Eventuell auch die Antonov AN2, der älteste und größte noch fliegende einmotorig­e und 5,5 Tonnen schwere Doppeldeck­er der Welt. Zudem bietet der Verein Schnupperf­lüge mit Motormasch­inen an.

Aber ihre Verpflegun­g müssen Gäste dann schon selbst mitbringen. Denn der Verein werde weder Speisen noch Getränke anbieten, da all das einer gesonderte­n Genehmigun­g bedürfe, heißt es. persteg/Wiesdorf. Dabei soll Straßen.NRW prüfen, ob die A1 in einer Kombinatio­n aus Tunnel und Stelzenaut­obahn sinnvoll ist. Der Verkehr in Richtung Burscheid würde über die Hochstraße laufen, die Gegenricht­ung nach Köln in einem Tunnel oder Trog, hatte Behördensp­recher Timo Stoppacher vor wenigen Wochen unserer Redaktion bestätigt. Ob diese Variante gebaut wird, ist aber offen.

„Diese Idee ist der bisher schlechtes­te Vorschlag von allen“, kritisiert­e gestern Lauterbach. Mit Tunnel plus darüber liegender Hochstraße würden die Nachteile beider Verkehrswe­ge kombiniert. Die Situation im Bereich Leverkusen werde sich verschlech­tern. „Ein Beitrag gegen Luftversch­mutzung und Fahrverbot­e ist dieser Plan auf jeden Fall nicht“, bilanziert Lauterbach. Er ist sich

Das Duisburger „Love Parade“-Unglück und die weiter bestehende Terrorgefa­hr haben Behörden bei der Genehmigun­g von Großverans­taltungen sehr vorsichtig werden lassen. Das ist prinzipiel­l richtig und schützt die Menschen vor Gefahren. Die Kehrseite aber ist: Große und selbst kleinere Veranstalt­ungen wird es in Zukunft kaum noch geben. Vor allem dann, wenn nicht Profession­elle, sondern Vereine mit ihren Ehrenamtle­rn am Werk sind. Die Karnevalis­ten beschweren sich schon länger über zunehmende Auflagen für ihre Züge, und welcher Vereinsprä­sident oder Zugleiter will schon persönlich bei möglichen Schadenser­satzklagen „in de Bütt“steigen und haften. Nach dem Freiluft-Kultfestiv­al „Streetlife“könnte nun mit dem Flugplatzf­est eine weitere Großverans­taltung abstürzen, die weit über die Stadtgrenz­en auch Werbung für Leverkusen macht. Der Stadtspitz­e darf das nicht egal sein. Bernd Bussang

bernd.bussang @rheinische-post,de

da mit der Fraktion Bürgerlist­e und Bürgerinit­iativen einig. Ein kurzer Tunnel erhöhe für die Anwohner an den Einund Ausfahrten die Feinstaubb­elastung, weil dort die Fahrzeuge bremsen und beschleuni­gen: „Das ist dann wie ein Leben direkt neben einem Auspuff!“Möglicher- weise müssten sogar Häuser abgerissen werden, um Gesundheit­sschäden zu reduzieren. Der Bundestags­abgeordnet­e und Mediziner sagte: „Diese A1-Variante wurde mit der Stadt Leverkusen nicht besprochen.“Dass eine solche Idee untersucht werde, sei offenbar aus der Not geboren. „Da steckt irgendwas hinter, was wir nicht erfahren sollen“, argwöhnte Lauterbach, der heute an der Sonderrats­sitzung (Beginn: 17.30 Uhr, Rathaus) teilnehmen will. Der Politiker hat inzwischen bei NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet um einen Termin gebeten. Lauterbach will ihm die Vorteile eines langen Tunnels zwischen Leverkusen­er Autobahnkr­euz und Köln-Niehl erläutern. Schon bei den Koalitions­verhandlun­gen für die Bundesregi­erung haben die beiden Politiker darüber diskutiert. „Laschet hat mir zugehört“, lobte Lauterbach, der sich gleichzeit­ig vom „wenig hilfreiche­n Verhalten“des NRW-Verkehrsmi­nisters Hendrik Wüst enttäuscht zeigte.

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