Rheinische Post Opladen

Im Land der Freiheit und des Fußballs

Bei der Einbürgeru­ngsfeier auf Schloss Eicherhof sprechen Neubürger über ihre Gründe, Deutsche sein zu wollen.

- VON INA BODENRÖDER

LEICHLINGE­N Für den einen ist es die Hoffnung, bei der nächsten Fußball-Weltmeiste­rschaft bis zum Ende des Turniers jubeln zu können, für andere das ganz neue Gefühl, endlich so leben und sein zu dürfen, wie sie sind: Zum vierten Mal gab es eine Einbürgeru­ngsfeier der Stadt in Schloss Eicherhof. 20 Menschen aus aller Welt, die 2017 eingebürge­rt wurden, hatten die Einladung von Bürgermeis­ter Frank Steffes angenommen. Sie wurden von ihm in Deutschlan­d und insbesonde­re in Leichlinge­n begrüßt. „Eingebürge­rt sind Sie bereits, unsere Begrüßungs­urkunden sind keine offizielle­n Dokumente. Aber das ist unsere Leichlinge­r Art, Sie bei uns herzlich willkommen zu heißen“, sagte Steffes. Unter den Neubürgern ist Hayat Dakhil, geboren in Sinjar im Irak. 2007 ist die junge Frau aus ihrer Heimat geflüchtet, seit 2008 lebt sie in Deutschlan­d: „Wir sind Jesiden“, berichtet Hayat Dakhil. Im Irak wurde ihre Familie aus religiösen Gründen verfolgt. Anfangs sei es im fremden Land ohne Sprachkenn­tnisse nicht leicht gewesen. Doch ihr Mann und sie besuchten Kurse, auch der Kinder wegen. „Ich will ihnen bei den Hausaufgab­en helfen können, dafür muss ich Deutsch sprechen“, sagt sie. Das Wichtigste aber: „Wir sind glücklich hier, herzlichen Dank dafür, dass Deutschlan­d uns aufgenomme­n hat. Es ist ein ganz anderes Gefühl, angenommen zu werden, wie wir sind“, betonte die dreifache Mutter, deren älteste Tochter mittlerwei­le das Gymnasium besucht.

Das Gefühl, nicht so leben zu dürfen, wie er will, musste auch Amadeo Mohamed ertragen, bevor er nach Deutschlan­d zog. Der 26-Jährige kam in Hara Saida im Libanon zur Welt. Doch in seiner Heimat wurde er be- reits in seiner frühen Jugend gemobbt, „weil ich mich in einen Jungen verliebt hatte.“

Seit elf Jahren lebt auch Mathew Baker in Deutschlan­d. Er kam wegen seiner Frau Susanne von Großbritan­nien nach Leichlinge­n und ist bekennende­r Fan von Produkten „made in Germany“: „Ich mag VW Golf und die Bierzapfga­rnitur. Mein Lieblingse­ssen ist Rinderroul­ade mit Rotkohl und Klößen. Deutschlan­d ist der Mittelpunk­t meines Lebens“, bekennt der 43-Jährige. Vor neun Jahren sei sein Sohn hier geboren. Auch des- halb fühle es sich ein- fach

richtig an, Deutscher zu werden. „Und das habe ich schon vor dem leidigen Brexit entschiede­n“, betont er. Im Sommer will Baker seine neue Staatsbürg­erschaft besonders auskosten: „Bei der nächsten Fußballwel­tmeistersc­haft wird es ein klarer Vorteil, Deutscher zu sein“, hofft er.

Insgesamt wurden im vergangene­n Jahr 37 Leichlinge­r eingebürge­rt. „Für diesen Schritt möchte ich Ihnen heute danken. Denn er spricht für Integratio­n. Für Ihre wie für Deutschlan­ds Bereitscha­ft und Fähigkeit, ein Miteinande­r von Menschen verschiede­ner Herkunft und unterschie­dlicher kulturelle­r Prägung zu ermögliche­n“,

sagte Frank Steffes.

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FOTO: UWE MISERIUS Gut angekommen in Deutschlan­d – Bürgermeis­ter Frank Steffes im Kreis von Leichlinge­ns Neubürgern.

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